Berlin. Der VfL Bochum strapaziert auch die Nerven des Trainers. Der hält nun für ein Spiel zu einem VfL-Kontrahenten aus der Nachbarschaft.

Für Heiko Butscher sind diese Tage als Cheftrainer des VfL Bochum ein komprimierter Leistungstest. Er hat ein laufendes Projekt übernehmen. Bei dem ist zwar immer klar gewesen, mit welchem Ziel es enden soll, dem Klassenerhalt in der Bundesliga. Aber die Menschen, die sich lange Zeit führend damit beschätigten und die Parameter vorgaben, sind weg. Dafür ist Butscher da. Er soll das Projekt retten und ist dabei auf einem guten Weg.

Emotionen pur beim VfL Bochum: Wie die Wende gelang

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    Keine Frage, ihm half und hilft, dass er das Geschäft kennt. Er war Fußball-Profi, hat Bundesliga gespielt. Er hat dann den Fußball-Lehrer gemacht und auch theoretisch gelernt, was es bedeutet, ein Team auf höchster Ebene vorzubereiten und erfolgreich durch Spiele und eine Saison zu führen. Das, was er nun aber erlebt, ist Abstiegskampf in komprimierter Form. Er hatte und hat nicht eine komplette Saison Zeit, sondern sechs Spiele.

    Butscher: „Das ist einfach unfassbar“

    Und die Situation, in der er das Team übernommen hat, ist dadurch noch einmal deutlich anders, als bei seinen Ein-Spiel-Hilfe-Aktionen in der Vergangenheit. Das war irgendwann mittendrin in der Saison und da war jeweils klar, dass er relativ schnell wieder zur U19 zurückkehrt.

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    Oder wie er es selbst nach dem extrem wellenförmigen 4:3-Sieg bei Union Berlin sagte: „Wenn du dann am Ende erfolgreich bist, ist alles okay. Ich habe schon gesagt, dass es so eine kranke Scheiße ist - wenn man das so sagen darf – das ist einfach unfassbar.“

    VfL Bochum verteidigt erneut einen Vorsprung

    Deswegen, und das fügte er am Sonntag in der Pressekonferenz sofort an „lieben wir den Fußball so. Weil du so ein Spektakel und Erlebnisse hast. Das ist der schönste Sport der Welt. Für mich sowieso, für die anderen auch. Wahnsinn, dann so ein Spiel mit dieser Brisanz für sich zu entscheiden. Da war alles dabei, von einer fast perfekten Halbzeit, noch zittern, nochmal zurückschlagen und bis zum Ende alles reingeworfen. Wir sind natürlich glücklich“.

    Warum sein Team wie beim 3:2 gegen Hoffenheim nach einer 3:0-Führung wieder in Bedrängnis gekommen sei, müsse man natürlich analysieren. Aber die ausgelassene Stimmung der Bochumer bei vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang und definitiv ausreichendem Polster auf die direkten Abstiegsränge war verständlich. Den Klassenerhalt ausgerechnet am kommenden Sonntag gegen Meister Bayer Leverkusen perfekt machen zu können, wäre ein weiterer Coup.

    VfL Bochum trifft nun auf Bayer Leverkusen

    Erst recht, wenn die Leverkusener bis dahin weiter ungeschlagen blieben. Am Donnerstag hat der AS Rom die nächste Gelegenheit, die Makellos-Serie der Leverkusener zu stoppen. Sollte Leverkusen aber auch da nicht verlieren, stünde das Team zum einem im Finale der Europa-League.

    Zum andern könnte es am Sonntag in Bochum die Zahl 50 an ungeschlagenen Spielen voll machen. Bochum ist überhaupt nur noch eins von fünf Teams, die die Leverkusener Serie beenden könnten.

    VfL Bochum profitiert von den Ergebnissen den Konkurrenz

    Mit dem Heimspiel gegen Leverkusen hatte sich Butscher bereits beschäftigt. Allerdings anders, als er es nun nach dem Sieg in Berlin macht. Das Spiel in Berlin sei ein Spiel gewesen, bei dem klar gewesen sei, um was es gehe.

    „Ich habe vorher gesagt“, sagte Butscher, „dass es auch in die total andere Richtung gehen kann, wenn du hier verlierst. Hätten die Kölner gewonnen, sind es auf einmal nur vier Punkte, wir spielen nächste Woche gegen Leverkusen. Da bin ich gespannt, da hätte ich noch ein paar schlaflose Nächte gehabt. Es hätte passieren können, dass du in einen Negativstrudel reinkommst.“

    VfL Bochum kommt nicht mehr in die Zweikämpfe

    Das aber passierte nicht. Eben vor allem wegen des starken ersten Durchgangs in Berlin mit zwei Toren von Maxi Wittek und einem Tor von Keven Schlotterbeck. „Wenn du drei Tore machst“, sagte Butscher, „hast du sehr viel richtig gemacht. Wir waren sehr gut im Spiel, haben sehr viele zweite Bälle gewonnen.“ Der Matchplan sei super aufgegangen.

    Was dann auf den zweiten Abschnitt nicht mehr zutraf, obwohl die Ausrichtung klar war. Sie hieß: „Keinen Zentimeter nachlassen. Genauso weiterspielen und die Unioner ja nicht in deinen Kopf lassen.“ Das aber klappte nicht. Union Berlin brachte frische Spieler, stellte das System um, die Bochumer kamen nicht mehr zu 100 Prozent in die Zweikämpfe. „Und auf einmal fängst du an zu zittern“, sagte Butscher. „Es war sehr knapp – Das Nervenkostüm war schon völlig am Arsch. Wir haben es aber geschafft.“

    Butscher hofft auf Dortmund gegen Mainz

    Und so konnte sich Butscher in der Pressekonferenz andere Gedanken machen, als der Berliner Trainer Nenad Bjelica. Während der Fragen zu möglichen Abstiegsendspielen und seiner Zukunft beantworten sollte, konnte sich Butscher relativ entspannt darüber auslassen, welchen Eindruck er beim Jubel über die Tore und den Sieg machte. „Ich habe noch nicht so viele Bundesligaspiele als Trainer“, sagte er. „Auch da lerne ich dazu. Ich hoffe, das sah nicht zu blöd aus.“

    Während das auf Fernsehbildern nachzusehen ist, wird es von ihm am kommenden Samstagabend wohl eher keine Bilder geben. Wobei die vielleicht durchaus sehenswert wären. Nach dem Spiel des FSV Mainz 05 gegen Borussia Dortmund könnte der VfL Bochum den Klassenerhalt bereits geschafft haben. Gut möglich, dass Butscher deshalb dabei einer der beiden Mannschaften eher den Sieg wünscht.

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