Bochum. Einige Spieler des VfL Bochum sind gesetzt, einige Positionen umkämpft: Wer beginnt in Köln? Die Duelle, die Prognose und was der Trainer sagt.

Das hört und sieht man selten bei Thomas Letsch. „Angefressen“ war der Trainer des VfL Bochum bei der Pressekonferenz, kurz nach der Einheit am Donnerstag, sagte er. Die Trainingsleistung schmeckte ihm überhaupt nicht, anders als am Tag zuvor. „Wir werden unsere Schlüsse daraus ziehen, wie wir es nach guten Einheiten aber auch immer tun“, sagte er später.

Und Letsch stellte klar: Alles „von links nach rechts drehen“ werde man nach vier Niederlagen und einem Remis, vor dem nächsten Schlüsselspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Siebzehnten 1. FC Köln, „mit Sicherheit nicht“. Das gilt auch personell - die eine oder andere Änderung aber ist zu erwarten. Der Check, die Prognose.

Tor: Wird Riemann wieder zum Köln-Held?

Im Tor bleibt Manuel Riemann die Nummer eins - trotz seines Patzers gegen Darmstadt beim 2:2. Andreas Luthe ist sein back-up, auch der Winterzugang verschuldete bei seinem einzigen Einsatz bisher gegen Leipzig ein entscheidendes Gegentor (1:2, Endstand 1:4).

Vielleicht ein Mutmacher: Auch vor dem letzten Duell in Köln griff Riemann daneben beim 0:2 gegen Schalke. Michael Esser sollte ihn eigentlich ersetzen, musste aber erkrankt passen - und Riemann hielt mit einer bärenstarken Leistung die Null fest beim wichtigen 2:0-Erfolg in Köln Mitte März 2023.

Innenverteidigung: Mit Ordets ist zu rechnen

Keven Schlotterbeck ist gesetzt, er geht voran, auch verbal, wobei auch die Freiburger Leihgabe gegen Darmstadt bei beiden Gegentoren nicht gut aussah. Ivan Ordets dagegen fand sich zuletzt überraschend auf der Bank wieder.

Robust, kopfballstark: Mit Ivan Ordets ist in Köln wieder in der Startelf zu rechnen.
Robust, kopfballstark: Mit Ivan Ordets ist in Köln wieder in der Startelf zu rechnen. © Joachim Bywaletz / Jan Huebner | Joachim Bywaletz

Der routinierte Ukrainer war, sofern gesund, bisher fast immer gesetzt, zeigte sich in den Spielen zuvor aber ungewohnt fehlerhaft. „Natürlich war Ivan enttäuscht, aber er ist damit hochprofessionell umgegangen, hat im Training Gas gegeben“, sagte Letsch. Gegen Darmstadt, so der Coach gegenüber dieser Redaktion unter der Woche, war „mit mehr Ballbesitz“ zu rechnen, daher habe er sich für Erhan Masovic entschieden.

Aber auch Masovic ist nicht in bester Verfassung. Der Serbe verschuldete in Mainz das 0:2, überzeugte auch gegen Darmstadt nicht. Die Prognose: Ordets und Schlotterbeck verteidigen innen, Masovic rotiert auf die Bank.

Außenverteidiger links: Bernardo gesetzt

Bernardo ist und bleibt der Königstransfer des Sommers. Nach einer schwächeren Phase präsentierte er sich gegen Darmstadt wieder mit aufsteigender Tendenz. Auf der Bank wird erneut Maxi Wittek sitzen, der zu Wochenbeginn Vater wurde. Für Danilo Soares hat Letsch schnon seit Wochen keinen Kader-Platz mehr reserviert.

Außenverteidiger rechts: Passlack oder Oermann?

Auf keiner Position hat Letsch so viel rotiert wie beim rechten Außenverteidiger. Felix Passlack, Noah Loosli, Masovic, Cristian Gamboa und Tim Oermann durften sich probieren. Gamboa ist in diesem Jahr nicht in Form, Oermann überzeugte defensiv am meisten von allen Kandidaten.

Der 20-Jährige ist aber erst seit dieser Woche wieder im Mannschaftstraining nach gut dreiwöchiger Verletzungspause, hatte sich bei seinem letzten Comeback erneut direkt wieder verletzt im Spiel gegen Freiburg. „Er macht körperlich einen sehr guten Eindruck, aber es ist ein schmaler Grat“, sagte Letsch daher.

Passlack war gegen Darmstadt nach monatelangem Reservisten-Dasein gewiss nicht der schlechteste Mann auf dem Platz, „hat ein gutes Spiel gemacht“, so Letsch. Tempo und Defensivstärke des gelernten Innenverteidigers sprechen für Oermann, seine Verletzungsanfälligkeit zuletzt birgt ein Risiko. Prognose: Passlack bleibt in Köln in der Startelf.

Mittelfeldzentrum: Das Trio bleibt gesetzt

Patrick Osterhage und Kapitän Anthony Losilla bleiben gesetzt, auch wenn beide gegen Darmstadt nicht ihren besten Tag hatten. Das gilt auch für den neben Philipp Hofmann besten Bochumer gegen die Lilien, Kevin Stöger. 100 Ballkontakte hatte der Österreicher, mehr als Osterhage und Losilla zusammen, spielte einige starke Pässe in die Tiefe, bereitete Topchancen vor. Fraglich ist, wie Letsch um ihn herum plant.

Offensive/Angriff: Vier Kandidaten für zwei Positionen

Als zentraler Stoßstürmer hat sich Philipp Hofmann wieder zurückgekämpft ins Spiel, seine zwei Tore gegen Darmstadt geben dem Arnsberger, der in der Regel zwei Verteidiger auf sich zieht, zusätzliches Selbstvertrauen. Hofmann ist in Köln gesetzt.

Seine Mentalität schätzt Trainer Thomas Letsch:  Matus Bero (l.) könnte in die Startelf zurückkehren.
Seine Mentalität schätzt Trainer Thomas Letsch: Matus Bero (l.) könnte in die Startelf zurückkehren. © WITTERS | TimGroothuis

Bochum agiert mit Ball meist in einem 4-2-2-2, die Grenzen zum 4-2-3-1 oder 4-3-3 sind fließend. Neben Stöger und Hofmann gibt es vier weitere Kandidaten für die Offensive, für Torgefahr, aber auch fürs Anlaufen und Verteidigen an vorderer Front: Christopher Antwi-Adjei, Takuma Asano, Matus Bero und Lukas Daschner.

Asano enttäuschte in den letzten Wochen

Asano wirkte vor und nach der Länderspielreise etwas ausgebrannt im Vergleich zu seiner Topform - möglich, dass der eigentlich ja gesetzte Japaner eine schöpferische Pause erhält. Antwi-Adjei, der zweite Tempomann des VfL, wirkte frischer.

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Andererseits machte Lukas Daschner in den letzten Wochen, nach seinen Einwechslungen gegen Freiburg und Darmstadt sowie in Mainz von Beginn an einen guten Eindruck. Daschner wäre der Mann für die Halbräume. In Mainz kam er über rechts, zog dabei oft nach innen.

Lob von Letsch für Daschner: „Kompletterer Spieler“

„Lukas kann den Unterschied machen“, lobte Letsch. „Er ist ballsicher, ein kreativer Feingeist, bewegt sich gut in den Halbräumen.“ Er sei robuster, „ein kompletterer Spieler geworden.“ Und: Im Hinspiel gegen Köln erzielte Daschner, der bisher erst auf knapp 450 Einsatzminuten kommt, sein erstes und bisher einziges Bundesliga-Tor.

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Matus Bero wiederum sei ein Typ, den man immer bringen könne gerade in schwierigen Phasen, so Letsch. „Er lässt sein Herz auf dem Platz, kommt über seine Intensität, seine Mentalität und macht viele Läufe in die Tiefe.“ Bero wurde nach Verletzungspause zuletzt eingewechselt, meistens zählte er zur Startelf in dieser Saison. Er wäre im Vergleich zu Daschner defensiv stärker, offensiv schwächer. Und, so Letsch: „Die Kombination aus Lukas und Matus ist spannend.“ Spielen etwa beide?

Einen Tempospieler wird Letsch wohl bringen

Undenkbar ist das nicht, aber eher unwahrscheinlich. Auf das Tempo von zumindest einem schnellen Spieler, Antwi-Adjei oder Asano, dürfte der VfL-Trainer in Köln nicht verzichten. Weil Bochum zunächst darauf bedacht sein dürfte, defensiv stabiler und kompakter zu stehen, könnte Bero im Vergleich zu Daschner die Nase vorn haben.

Die Prognose: Antwi-Adjei und Bero beginnen und bilden mit Stöger und Hofmann das Offensiv-Quartett. Asano und Daschner sind die Top-Joker für die Offensive.