Bochum. Der VfL Bochum wächst und wächst. Der Club will auch beim Frauenfußball und der Jugend zulegen. Er hat sich viel vorgenommen. Ein Kommentar

Einmal wurde es dann doch noch etwas unruhiger bei der Mitgliederversammlung des VfL Bochum. Der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Hans-Peter Villis zog sich zu einer fünfminütigen Beratung zurück. Es ging um einen Eilantrag eines Fans und Mitgliedes.

„Alle Bürger dieser Stadt und leidenschaftliche Fans müssen an dem Prozess beteiligt werden“, forderte Max Bering. Sie sollten nicht bei Infoveranstaltungen vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Das hätten die Bürger dieser Stadt nicht verdient, sagte er.

Mit einem Eilantrag hatte er den Club aufgefordert, sich „für mehr Transparenz in der Informationslage zum Umbau oder eventuelle Neubaumaßnahmen und für ein Mitbestimmungsrecht bei zuschauerrelevanten Umbaumaßnahmen des Ruhrstadions einzusetzen“. Damit solle auch Druck auf die Stadt als Eigentümerin des Stadions ausgeübt werden. Der Eilantrag wurde zugelassen. Bei der Abstimmung stimmte die Mehrheit der Anwesenden dem Antrag dann zu.

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Ansonsten ging die Mitgliederversammlung fast komplett geräuschlos über die Bühne im Ruhrcongress. Wer erwartet hatte, dass die vor der Mitgliederversammlung durchaus emotional geführte Debatte um einen Neu- oder Umbau des Ruhrstadions, im Ruhrcongress vielleicht noch etwas emotionaler fortgeführt würde, der wurde, ja was eigentlich? Enttäuscht nicht. Überrascht vielleicht.

VfL Bochum will an der Castroper Straße bleiben

Villis hatte bei seiner Begrüßung bereits klar gesagt, was dem Club, dem Aufsichtsrat und der Geschäftsführung beim Thema Stadion vorschwebt. „Woanders als an der Castroper Straße zu spielen, war für den Verein nie ein Thema.“ Damit hatte eine größere Diskussion keine Grundlage mehr. Im ersten Quartal 2024 sollen dann die Fans mit einbezogen werden, wenn sich der VfL Bochum und die Stadt erneut über das Ruhrstadion und die gar so großen Umbaumöglichkeiten unterhalten.

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Ansonsten präsentierte der Bundesligist viele gute bis sehr gute Zahlen. Insbesondere die ausgegliederte VfL Bochum 1848 GmbH & Co. KGaA stellt laut Club erneute positiv Rekorde auf. Sie erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 einen neuen Rekord-Umsatz in Höhe von 86,8 Millionen Euro – noch nie in der Geschichte des VfL war er höher. Der VfL Bochum wächst und wächst und ist laut eigener Aussage weiter dabei, den Wachstumsplan „Vision 100+“ und die Lückenschließung zu einem Bundesliga-Umsatz von 100 Millionen Euro weiter erfolgreich umzusetzen.

Darüber hinaus hat sich der VfL Bochum noch viel mehr vorgenommen. Viel, viel mehr. Er will weiter an Reichweite und Relevanz zulegen. Das Nachwuchsleistungszentrum an der Hiltroper Straße soll zügig ausgebaut, in jedem Fall verbessert werden. Die Gespräche mit der Stadt laufen bereits. Die Talentförderung soll intensiviert werden, die Trainerausbildung weiter verbessert werden. Eine zweite Mannschaft soll aufgebaut werden und wieder am Ligabetrieb teilnehmen. Der Frauenfußball soll weiter in den Fokus gerückt werden. Das Ziel hier ist möglichst schnell in die Bundesliga zu kommen.

Reichlich Arbeit für die Verantwortlichen des VfL Bochum

Das Scouting wurde bereits auf breitere Füße gestellt. Auch hier will der Club auf Sicht besser, schneller, kreativer als andere Vereine sein oder werden. Und, ach ja, in der Bundesliga soll der VfL Bochum eine immer bessere Rolle spielen. Auch wenn der Klassenerhalt im dritten Jahr wieder in der Bundesliga weiter keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Verantwortlichen beim VfL Bochum haben jetzt und in näherer Zukunft reichlich Themen und Arbeit vor sich. Der VfL Bochum wächst, will weiter wachsen. Der Bundesligist setzt dabei einerseits auf Ruhe und Kontinuität, hat dabei andererseits, ja was genau? Ideen? Visionen? Oder vielleicht nur einen guten Plan? Die Formulierung da lautet: „Wir wollen organisch wachsen.“ Sollte der VfL Bochum dann doch absteigen, soll nicht alles zusammenbrechen.

Gefühlt nimmt da ein Club gerade mächtig Fahrt auf. Geschäftsführer Ilja Kaenzig hat das, was der VfL Bochum da gerade macht, so umschrieben. „Wir versuchen einen Marathonlauf im Sprint zu machen.“ Im wirklichen Leben sei das nicht möglich, fügte er hinzu. Im Fußball schon. Der VfL Bochum tritt in jedem Fall gerade an, zu beweisen, dass das geht.

Wie sagt der große Fußball-Philosoph Konfuzius: Wer ein Tor mehr schießt als der Gegner, gewinnt das Spiel und jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Wobei: los gelaufen ist der VfL Bochum bereits. Mal sehen, ob er das hohe Tempo halten kann.