Bochum. In den letzten vier Spielen stand Moritz Broschinski nicht im Kader des VfL Bochum. Letsch erklärt die Gründe. Wer stürmt in Freiburg? Ein Check.

19 Gegentore kassierte der VfL Bochum in den ersten sieben Bundesligapartien, nur Darmstadt und Mainz haben ebenso viele Treffer schlucken müssen. Das 0:0 in Leipzig soll defensiv nun der Maßstab sein – aber auch im stattlich besetzten Angriff haperte es bisher. Bochum kommt erst auf fünf Tore, noch seltener traf bisher nur Schlusslicht 1. FC Köln (4), wobei Mainz und Frankfurt (je 6) sowie der nächste Gegner SC Freiburg (7) nicht weit entfernt sind.

Mittelfeldmann Kevin Stöger erzielte zwei Treffer gegen den BVB und Frankfurt (Elfmeter/je 1:1). Takuma Asano, im neuen 3-5-2-System bisher meist die zweite Spitze, gelang ein Doppelpack beim 2:2 in Augsburg. Hinzu kommt der Ehrentreffer von Anthony Losilla gegen Mönchengladbach zum 1:3-Endstand.

Stoßstürmer des VfL Bochum sind noch ohne Treffer

Trainer Thomas Letsch setzte bisher meistens – mit Ausnahme in München (Christopher Antwi-Adjei/Takuma Asano) – auf einen klassischen Stoßstürmer und einen Geschwindigkeits-Mann als zweiter, vagabundierender und mitunter - wie zuletzt in Leipzig - deutlich tiefer agierenden Spitze. Auch in Freiburg ist mit dieser Kombination zu rechnen. Wer soll im Breisgau am Samstag die Stürmertorkrise beenden?

Gonçalo Paciência dürfte als zentraler Stürmer des VfL Bochum, hier im Testspiel gegen Hannover, wie zuletzt in Leipzig auch in Freiburg die Nase vorn haben.
Gonçalo Paciência dürfte als zentraler Stürmer des VfL Bochum, hier im Testspiel gegen Hannover, wie zuletzt in Leipzig auch in Freiburg die Nase vorn haben. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Bei den Stoßstürmern spricht viel für Goncalo Paciencia. Denn Philipp Hofmann, in der kompletten Vorsaison und bis zum Spiel gegen Frankfurt auch in dieser Spielzeit gesetzt, steckt weiterhin in der Krise. Der 30-Jährige traf zuletzt im April gegen Stuttgart. Er wartet seit 945 Bundesliga-Minuten auf ein Erfolgserlebnis (384 Spielminuten in dieser Saison und 561 Minuten in der Vorsaison in 13 Einsätzen). Hinzu kommen 120 torlose Minuten im Pokal in Bielefeld, im Elfmeterschießen auf der Alm scheiterte er vom Punkt.

Folge: In Leipzig kam Hofmann erstmals seit seiner Ankunft in Bochum, nach 40 Bundesliga-Partien, gar nicht zum Zug.

Philipp Hofmann kann sich auch gegen Hannover kein Selbstvertrauen holen

Auch im Testspiel gegen Hannover, als allerdings fast alle Spieler enttäuschten, konnte er sich offensiv kaum durchsetzen. Hofmann hängt sich zwar immer rein, macht Bälle fest, leitet sie weiter, legt sie ab, bindet mit seiner Wucht und Kopfballstärke Gegenspieler bei langen Bällen. In Freiburg ist aber wie in Leipzig mit einem eher defensiv eingestellten VfL zu rechnen, das kommt Hofmann im Vergleich zu Paciencia nicht entgegen. Der Arnsberger dürfte erneut auf der Bank Platz nehmen.

Paciencia hat in Leipzig, als er erstmals von Beginn an spielte, als einzige echte Spitze eine ordentliche Leistung mit Luft nach oben gezeigt, sorgte „für Entlastung“, so Trainer Letsch. Einen Abschluss hatte der technisch versierte Portugiese in dieser von VfL-Defensivarbeit geprägten Partie, sein Schuss strich den Außenpfosten. Der Leihspieler von Celta Vigo ist flexibler als Hofmann, kann mehr Räume bespielen und – ähnlich wie der Arnsberger – durchaus Gift ins Spiel bringen.

Der 29-Jährige hatte Trainingsrückstand, es fehlte Spielpraxis nach seiner Verpflichtung am letzten Transfertag Ende August. Mittlerweile ist er nach zwei Einwechslungen gegen Frankfurt und Mönchengladbach sowie 73 Minuten in Leipzig auf einem höheren Level angekommen. Paciencia ist zuzutrauen, dass der Knoten im Sturmzentrum des VfL auch zählbar platzt.

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Broschinski vier Mal nicht im Kader - Letsch: „schlechter trainiert“

Moritz Broschinski indes war zuletzt ein Opfer der Paciencia-Verpflichtung, des weiter verschärften Konkurrenzkampfes. Der ehrgeizige 23-Jährige, der sich selbst zehn Tore zum Ziel gesetzt hat in dieser Saison, stand in den letzten vier Partien nicht mehr im Kader. „Er hatte eine Phase, in der er in einem richtigen Loch war, auch schlechter trainiert hat als gewöhnlich. Er hat sich einen Kopf gemacht. Hinzu kam die Konkurrenzsituation, deshalb war er zuletzt nicht im Kader“, erklärte Trainer Thomas Letsch nach dem 0:0 in Leipzig gegenüber dieser Redaktion.

Mittlerweile aber habe er seine Formschwäche überwunden, trainiere seit zwei Wochen wieder „deutlich besser“, so Letsch – und sammelte als einziger Offensivmann des VfL im chancenarmen, äußerst schwachen Testspiel gegen Hannover (1:3) am vergangenen Donnerstag Pluspunkte. Broschinski arbeitete viel und zeigte das, was ihn auszeichnet: „Wenn er schießen kann, schießt er“, so drückt Letsch seine Kern-Qualität gerne aus.

Broschinski trifft sehenswert gegen Hannover – Lob von Letsch

Wie gegen den Zweitligisten aus Hannover, als er sich stark durchsetzte und aus 18 Metern ins linke Eck traf mit seinem satten Schuss. „Das Tor macht er klasse, er holt eigentlich noch einen Elfmeter raus, der leider nicht gepfiffen wurde. Er hat sich sicherlich gezeigt“, erklärte Letsch nach dem 60-Minuten-Einsatz des Angreifers gegenüber dieser Redaktion.

Durchaus möglich, dass Letsch drei Stoßstürmer mitnimmt nach Freiburg. Für Broschinski könnte etwa der offensive Mittelfeldmann Lukas Daschner aus dem Aufgebot fliegen, der auch eine Alternative als zweite Spitze ist. Der Neuzugang, der in der Vorsaison beim FC St. Pauli meist als zentraler Stürmer zum Zug kam und neun Tore in der 2. Liga erzielte, konnte bisher seine Leistungen in der guten Sommervorbereitung nicht bestätigen, drängte sich gegen Hannover als offensiver zentraler Mittelfeldmann nicht im Ansatz auf. Auch Moritz-Broni Kwarteng, der als Achter, Zehner oder wie gegen Hannover zweite Spitze spielen kann, ist nach langer Verletzungspause und erstem Kurzeinsatz sicherlich noch kein Kandidat für die Startelf.

Asano steht in Japans Startelf - Rückkehr ins VfL-Training wohl am Donnerstag

Neben mutmaßlich Paciencia dürfte erneut Takuma Asano angreifen, sofern er gesund und fit von der Länderspielreise aus seiner Heimat zurückkehrt. Der Japaner ist trotz einiger ausgelassener Chancen wie zuletzt in Leipzig bisher der stabilste Angreifer beim VfL, spielte bisher immer von Beginn an. Auch im Länderspiel gegen Kanada überzeugte er in der Startelf seines Nationalteams, leitete beim 4:1-Sieg Japans ein Tor ein und bereitete einen Treffer vor. Japan spielt am Dienstag noch gegen Tunesien. Asano könnte am Donnerstag wieder in Bochum trainieren, rechtzeitig vor dem Spiel in Freiburg am Samstag.

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Antwi-Adjei ist noch nicht in der Vorsaison-Form

Christopher Antwi-Adjei, ähnlich schnell wie Asano, zählte in Stuttgart und München zur Startelf, wurde früh eingewechselt für den verletzten Matus Bero gegen Mönchengladbach. Alle drei Spiele gingen mächtig schief, was natürlich nicht nur an Antwi-Adjei lag. Vier Mal wurde er eingewechselt, an seine Vorjahres-Form konnte der Hagener bisher nicht anknüpfen. In der Vorwoche war er zudem leicht angeschlagen, trainierte nur dosiert.

Fazit: In Freiburg ist wie zuletzt in Leipzig mit Paciencia und Asano im Angriff zu rechnen. Denkbar ist, das Broschinski in den Kader zurückkehrt.