Bochum. Sie sind Kapitän oder vereinslos: Die meisten Aufstiegshelden des VfL haben Bochum verlassen. Ein Torwart ist seit 2021 Stamm. Ein Überblick.
Elf Jahre spielte der VfL Bochum in der 2. Liga, im Mai 2021 feierte er ausgerechnet in der „Corona-Saison“ vor leeren Rängen mit einem 3:1 gegen Sandhausen den Aufstieg. Zweimal glückte der Klassenerhalt. In der dritten Bundesliga-Saison in Folge sind derzeit nur noch sechs Aufstiegshelden beim VfL am Ball: Torwart Manuel Riemann, die Verteidiger Erhan Masovic, Cristian Gamboa, Danilo Soares und Moritz Römling sowie Kapitän Anthony Losilla.
Die Wege von Aufstiegstrainer Thomas Reis und vom VfL trennten sich im September 2022, nach rund elf Monaten bei Schalke 04 folgte das Aus bei den Königsblauen.
Weniger schlagzeilenkräftig verliefen die Karrieren etlicher Spieler. Wie schlagen sich die Profis des Zweitliga-Meister-Kaders von 2020/21? Ein Überblick.
Tor: Drewes hält den Aufstieg fest und ist in der 2. Liga eine feste Größe
Tor: Patrick Drewes (27 Jahre, beim VfL von 2019 bis 2021, fünf Einsätze in der Aufstiegssaison 2020/21). Als sich Riemann in Heidenheim einen Mittelhandbruch zuzog, war die Nummer zwei zur Stelle. Drewes empfahl sich in den letzten fünf Saisonspielen, zog dann weiter zum Zweitligisten SV Sandhausen, verpasste in den zwei SVS-Jahren nur fünf Spiele. Nach dem Abstieg des SVS in der Vorsaison unterschrieb er einen Zweijahres-Vetrag beim Zweitligisten Karlsruher SC, ist auch bei den Badensern die Nummer eins.
Paul Grave (22, seit 2016, kein Einsatz 20/21) hatte viel Verletzungspech, für diese Saison ist er ausgeliehen an den Wuppertaler SV. Beim Aufstiegsanwärter ist er bisher nur die Nummer zwei hinter Routinier Sebastian Patzler (noch kein Liga-Einsatz).
Abwehr: Bella Kotchap in Eindhoven noch nicht in Länderspielform
Armel Bella Kotchap (21, 2018 bis Juni 2022, 28 Einsätze 20/21). Das größte Talent des VfL seit Leon Goretzka wird wohl noch länger der Rekordtransfer des VfL bleiben, sein Wechsel 2022 zum FC Southampton brachte rund 12 Millionen Euro ein. Bella Kotchap setzte sich in der Premier League durch (26 Einsätze), zählte zum deutschen WM-Kader in Katar, konnte den überraschenden Abstieg mit Southampton aber nicht verhindern. Nach vielen Gerüchten wechselte er Ende August auf Leihbasis zum niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven. Dreimal stand er in der Liga und Champions League in der Startelf, zweimal wurde er eingewechselt. Sein Vertrag in Southampton läuft noch bis 2026, bei einem Weiterverkauf würde der VfL profitieren.
Leitsch erneut verletzt - Bockhorn in Magdeburg Stammkraft
Maxim Leitsch (25, 2008 bis 2022, 33 Einsätze 20/21). 3,5 Millionen Euro ließ sich Mainz die Verpflichtung des langjährigen Bochumers kosten. Nach ordentlichem Start in der Vorsaison fiel er wegen eines Erschöpfungszustandes lange aus, kam nur noch auf zwei weitere Einsätze 2022/23. Im Sommer arbeitete der VfL Bochum an einer Rückkehr von Leitsch, aber die Kosten fürs Gesamtpaket aus Ablöse und Gehalt waren zu hoch, eine Leihe strebte der FSV 05 nicht an. Am zweiten Spieltag schaffte es Leitsch in die Startelf von Mainz. Seitdem fehlt er wegen einer Innenbandverletzung im Knie.
Herbert Bockhorn (28, 2020 bis Juni 2022, 24 Einsätze 20/21). Der Rechtsverteidiger war sofort Stammkraft beim FC Magdeburg. Bockhorn kommt bereits auf insgesamt 31 Einsätze für den Zweitligisten, obwohl ihn ein Bänderriss im Sprunggelenk im August für drei Spiele außer Gefecht setzte.
Vasilios Lampropoulos (33, Januar 2020 - Juni 2023, 9 Einsätze 20/21). Der Grieche war ein Stabilisator nach dem Ausbruch der Coronakrise. Im Aufstiegsjahr fiel er ab Dezember verletzt fast komplett aus. Stand seinen Mann im Jahr darauf, wenn er benötigt wurde, und wechselte nun zu OFI Kreta in die erste Liga seiner Heimat. Dort kommt der Routinier bisher aber nur auf zwei Einsätze.
Saulo Decarli (31, 2019 bis 2022, 5 Einsätze 20/21). Nach nur einem Kurzeinsatz in der ersten Bundesliga-Saison des VfL nach dem Aufstieg wechselte der Schweizer zum Zweitligisten Eintracht Braunschweig. Das Verletzungspech blieb ihm treu. War er gesund, spielte er aber meist über die volle Distanz in der Vorsaison (14 Einsätze). In dieser Saison kam er in den ersten fünf Partien zum Zug (einmal Startelf), in den letzten vier Partien war er nicht im Kader oder nur auf der Bank.
Mittelfeld: Tesche feiert Aufstieg und bleibt Führungsspieler in Osnabrück
Robert Tesche (36, 2018 bis 2022, 33 Einsätze 20/21). Der Norddeutsche wird immer in den Herzen der VfL-Fans bleiben. Auch beim VfL Osnabrück zeigt der 36-jährige Routinier konstant starke Leistungen, stieg auf, ist auch in der 2. Liga Führungsspieler. Man darf gespannt sein, wer auch mit 40 noch im Profifußball aktiv ist: Anthony Losilla? Robert Tesche? Oder beide?
Robert Zulj (31, Januar 2020 bis Juni 2021, 31 Einsätze 20/21): 15 Tore, 14 Torvorlagen: Der geniale Spielmacher machte im Aufstiegsjahr oft den Unterschied. Der Österreicher zog dann seine Ausstiegsklausel, wurde in der Wüste bei Ittihad Kalba aber nicht wirklich glücklich. Im Juli 2022 wechselte er zum Linzer ASK. 15 Tore in Österreichs 1. Liga hat er bereits erzielt, vier in dieser Spielzeit. Zulj ist LASK-Kapitän.
Milos Pantovic (27, 2018 bis 2022, 28 Einsätze 20/21). Der Bayer, der das Ruhrstadion einst mit 50-Meter-Toren verzückte, schaffte nach seinem ablösefreien Wechsel den Durchbruch bei Union Berlin nicht. Ende August fand er mit KAS Eupen einen neuen Verein in Belgien, zählte in allen fünf Partien zur Startelf, erzielte bereits ein Tor in der Jupiler League. Sein Vertrag läuft bis 2025.
Thomas Eisfeld (30, 2015 bis Juni 2021, 22 Einsätze 20/21). Nach einem halben Jahr ohne Klub heuerte Eisfeld beim Drittligisten RW Essen an, kommt bisher auf 50 Einsätze für RWE. Seit Mitte September fällt er verletzt aus (Syndesmosebandriss).
Chibsah spielt nur noch in der Serie D - Janelt ist ein Topmann in Brentford
Raman Chibsah (30, September 2020 bis Januar 2022, 10 Einsätze 20/21). Der Ghanaer war beim VfL nur ein Versprechen, kam dann bei Apollon Smyrnis und Ionikos Nikeas auch in der griechischen ersten Liga nur selten zum Zug. Seit September spielt er unterklassig in der italienischen Serie D bei Caratese.
Sebastian Maier (30, 2018 bis Januar 2021). Nach einem halben Jahr ohne Einsatz beim VfL wechselte er in die 3. Liga: erst zu Türkgücü München, dann zur Spvgg Unterhaching (Sommer 2022). Dort ist Maier Stammkraft.
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Vitaly Janelt (25, 2018 bis September 2020). Einmal war der defensive Mittelfeldmann zu Saisonbeginn noch im Kader, dann ließ ihn der VfL für nur rund 700.000 Euro zum FC Brentford ziehen. Bei Trainer Reis war der Hochbegabte keine Stammkraft. Sein großes Potenzial zeigt er konstant in England: Erst in der Championship, wo er gleich den Aufstieg mit Brentford feierte, seit 2021 in der Premier League. Nach 129 Einsätzen für Brentford wird sein Marktwert derzeit auf rund sieben Millionen Euro taxiert.
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Angriff: Holtmann bisher Joker in der Türkei - Zoller gibt Debüt - Blum vereinslos
Gerrit Holtmann (28, August 2020 bis August 2023, 33 Einsätze 20/21). Der Publikumsliebling hatte kaum noch Einsatzchancen unter Trainer Thomas Letsch, wollte daher wechseln. Bochum lieh ihn an Antalyaspor aus im August, der türkische Klub hat nach der einjährigen Leihe eine Kaufoption (Vertrag in Bochum: bis 2025). Der Flügelstürmer und Torschütze des Jahres 2021 kam bisher fünf Mal in der Süper League zum Einsatz, aber nur einmal von Beginn an, verletzte sich leicht und feierte nach drei Spielen ohne Einsatz nun als Joker sein Comeback gegen Galatasaray (0:2). Antalyaspor liegt mit neun Punkten nach acht Partien auf Rang 13.
Danny Blum (32, 2019 bis 2022, 24 Einsätze 20/21). Der Mann mit der starken linken Klebe spielte in der Vorsaison ein halbes Jahr für Apoel Nikosia auf Zypern (14 Liga-Einsätze), in der Rückrunde für Zweitligist Nürnberg, wo er aber nur auf zwei Einsätze kam. Blum ist derzeit vereinslos.
Simon Zoller (32, Januar 2019 bis August 2023, 32 Einsätze 20/21). Der Stürmer, der mit Zulj das geniale Offensiv-Duo bildete in der Aufstiegssaison (15 Tore), wechselte am letzten Transfertag mangels sportlicher Perspektive auf genug Einsatzzeit beim VfL zum FC St. Pauli. Finanziell läuft es für Bochum auf ein Null-Summen-Spiel hinaus, sein Vertrag wäre erst 2024 ausgelaufen. Wegen muskulärer Probleme kam er beim Zweitliga-Spitzenreiter bisher nicht zum Zug, feierte nun sein 45-Minuten-Debüt im Testspiel gegen Bremen.
Silvere Ganvoula (27, 2019 bis Juni 2023/2022 halbes Jahr Leihe an Cercle Brügge; 29 Einsätze 20/21). Nach 110 Spielen für den VfL und Vertragsende wechselte der beliebte Kongolese in die Schweiz. Ganvoula ist Joker beim Topklub BSC Young Boys, spielt mit Bern in der Champions League, wurde fast immer eingewechselt bisher, erzielte in 14 Pflichtspielen ein Tor.
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Soma Novothny (29, 2020 bis Januar 2022, 14 Einsätze 20/21): Der Ungar spielt seit 2022 nach einem halben Jahr bei Anorthosis Famagusta (Zypern) für Vasas FC - erst in der ersten, jetzt in der zweiten ungarischen Liga. Der Mittelstürmer ist dort gesetzt, sogar Kapitän.
Bonga stürmt nun für die Löwen, Ekincier in der Türkei
Tarsis Bonga (26, 2020 bis Januar 2023, 11 Einsätze 20/21). In der Bundesliga beim VfL ohne Einsatzchance, kam Bonga in der vergangenen Rückrunde bei Zweitligist Braunschweig auf 13 Einsätze (kein Tor). Seit dieser Saison spielt er für Drittligist TSV 1860 München, kam aber über fünf Kurzeinsätze bisher nicht hinaus.
Baris Ekincier (24) kam zu keinem Einsatz im Aufstiegsjahr. Er wechselte im Sommer 221 zu Waldhof Mannheim, kam in zwei Jahren beim Drittligisten aber nur zu sieben Einsätzen von Beginn an. Seit dieser Saison stürmt er für Sanliurfaspor in der zweiten türkischen Liga, erzielte in sieben Einsätzen bereits ein Tor.
Tom Weilandt (31, 2018 bis Juni 2022). Der einstige Fan-Liebling saß beim VfL seinen hochdotierten Vertrag aus, spielt seit 2022 in seiner Heimat für den Greifswalder FC.