Bochum. Wieder kein Sieg in einem Testspiel für den VfL Bochum. Gegen den Zweitligisten Hannover 96 verlor das Team von Trainer Thomas Letsch mit 1:3.

Vorne harmlos, hinten anfällig: Der VfL Bochum hat erneut in einem Testspiel enttäuscht und wartet damit weiter auf den ersten Sieg seit Anfang August. Gegen Zweitligist Hannover 96 verlor der Bundesligist vor rund 500 Fans auf dem Leichtathletik-Platz am Ruhrstadion verdient mit 1:3 (0:2). Die Partie ging über vier Mal 30 Minuten. Lediglich Torwart Niclas Thiede, der als Einziger komplett durchspielte, zeigte eine gute Leistung.

Trainer Thomas Letsch brachte nach dem 0:0 in Leipzig zwei Spieler von Beginn an, die auch in der Bundesliga zuletzt loslegten. Keven Schlotterbeck spielte den Abwehrchef der Dreierkette, flankiert von Erhan Masovic und Noah Loosli. Zudem stand auch Patrick Osterhage in der Startelf des VfL Bochum, agierte mit Philipp Förster, der Anthony Losillas Position einnahm, im defensiven Mittelfeld. Förster, von Haus aus eher offensiv unterwegs, ließ sich oft tief fallen beim Spielaufbau, enttäuschte aber ebenso wie die meisten seiner Kollegen.

Hannover zeigt Bochum, warum sie zu Topteam der 2. Liga gehören

Weiter vorne sollte sich Lukas Daschner zeigen, als Schienenspieler agierten die Neuzugänge Maxi Wittek und Felix Passlack, den Angriff im 3-5-2 bildeten Philipp Hofmann und Moritz-Broni Kwarteng. Im Tor erhielt die derzeitige Nummer zwei Niclas Thiede Spielpraxis. Michael Esser fehlte verletzt ebenso wie die leicht angeschlagenen Christopher Antwi-Adjei und Cristian Gamboa, Mats Pannewig (Trainingsrückstand) und die Nationalspieler Takuma Asano und Tim Oermann.

Kwarteng stand nach seinem Kurz-Debüt in der Bundesliga und bisher 30 Testspielminuten gegen St. Truiden damit erstmals in einer VfL-Startelf. Auf der Position von Takuma Asano sollte er mit seinem Tempo und technischen Fähigkeiten für besondere Momente sorgen, was ihm aber nicht gelang. Kwarteng ist von seiner erhofften Form weit entfernt.

Thomas Letsch, Trainer des VfL Bochum.
Thomas Letsch, Trainer des VfL Bochum. © firo

Die ambitionierten Hannoveraner, in der 2. Liga auf Rang fünf platziert, legten mit acht Profis los, die zuletzt in Kaiserslautern die Startelf bildeten. Und die Niedersachsen zeigten beim Bundesligisten, dass sie zurecht zu den Topteams der 2. Liga zählen. Sie hatten in einem ereignisarmen ersten Viertel mehr vom Spiel. Mehr als ein paar Ecken, die vom VfL um den guten Schlotterbeck sicher verteidigt wurden, sprang dabei allerdings nicht heraus.

VfL-Partie für zehn Minuten unterbrochen - Hubschraubereinsatz

Defensiv aber stand Hannover kompakt, attackierte den Bochumer Aufbau intensiv, stand den VfL-Profis auf den Füßen, wirkte griffiger. Mehr als ein Schuss von Daschner übers Tor nach Ablage von Hofmann brachte der VfL offensiv nicht zustande.

Die Partie war ab der 27. Minute dann für rund zehn Minuten unterbrochen, weil ein Schwerverletzter per Hubschrauber eingeflogen wurde, um mit dem Krankenwagen ins nahe gelegene St. Josef-Hospital gebracht zu werden. Der Leichtathletik-Platz am Stadion ist ja der Notfall-Landeplatz für die Klinik, nicht zum ersten Mal gab es einen Ernstfall, für den der Ball natürlich erneut ruhen musste. Ebenso wie dann später beim Abflug, für den das Spiel sechs Minuten vor der Halbzeit erneut unterbrochen werden musste.

Kwarteng bleibt bei Bochum blass, Hannover geht in Führung

Hannover wechselte bereits nach 30 Minuten komplett durch – und blieb auch mit einer Art verstärktem B-Team aggressiver, wacher in den Zweikämpfen. Der VfL stand natürlich nicht so tief wie bei den Champions-League-Künstlern von Leipzig, griff aber auch längst nicht so forsch an wie beim Pressing etwa gegen Frankfurt. Eine Mischung, die Trainer Thomas Letsch ja sehen wollte – aber sicherlich mit viel mehr Akzenten seines Teams, mehr Ballsicherheit, mehr Aggressivität, mehr Dominanz. Stoßstürmer Philipp Hofmann sah sich meist zwei, drei Gegenspielern ausgesetzt, konnte sich kaum durchsetzen, bekam kaum Bälle und kaum Unterstützung.

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Kwarteng blieb blass, über die Außen Wittek und Passlack kam kein Druck, von Daschners Potenzial war nichts zu sehen. Bis auf einen harmlosen Schuss von Kwarteng erlebte auch 96-Keeper Leo Weinkauf, wie zuvor Ron-Robert Zieler, einen ruhigen Arbeitstag.

Hannover wurde sogar gefährlicher: Einen Schuss von Kolja Nuno Oudenne fischte Nicklas Thiede mit einer Glanzparade aus dem Winkel (39.), doch dann belohnte sich der Gast mit der Führung. Philipp Förster ging zu zaghaft in einen Zweikampf im Mittelfeldzentrum, den Christopher Scott spielend leicht gewann, auf rechts den Ex-Union-Berliner Andreas Voglsammer schickte, der mustergültig in den Fünfmeterraum legte. Monju Thaddäus Momuluh war schneller als Masovic und versenkte den Ball im rechten Winkel (50.).

Bochumer Broschinski zeigt Torjäger-Qualitäten

Es kam noch dicker: Diesmal rauschte Hannover über die rechte Abwehrseite des VfL durch, und der unglücklich agierende Maxi Wittek traf den einschussbereiten Sebastian Ernst an den Hacken. Schiedsrichter Tobias Severins zeigte auf den Punkt. Voglsammer verwandelte den Elfmeter sicher – 2:0 (60.). Verdient.

In der kurzen Pause sah man einen vehement gestikulierenden, auf seine Mannschaft einredenden Trainer Letsch. Er brachte zwei neue Stürmer: Goncalo Paciencia und Moritz Broschinski ersetzten Hofmann und Kwarteng. Zudem kam Danilo Soares für Wittek.

Der VfL wurde ein bisschen stärker, und Broschinski zeigte seine Torjäger-Qualitäten. Er setzte sich nach einem Abpraller im Mittelfeld stark gegen zwei Hannoveraner durch und zog aus 18 Metern trocken ab. Der Ball landete im linken Eck, das 1:2 (74.).

Torwart Thiede bester Bochumer - VfL selten zwingend

Doch nachdem Torwart Thiede, dem besten Bochumer, einen Kopfball von Ernst nach einer Ecke von links glänzend über die Latte gefaustet hatte, war er gegen den Kopfball des von Osterhage nicht konsequent verteidigten Voglsammer nach der Folge-Ecke von rechts machtlos. 1:3, schon wieder drei Gegentore nach 78 Minuten, wieder ein Treffer nach einem Standard.

Nach 90 Minuten gab es dann sieben Wechsel, kein Feldspieler musste in die Verlängerung, wenn man so will. Etliche Zuschauer hatten die Anlage bereits verlassen, als die Stammkräfte wie Losilla und Ordets ins Spiel kamen, dazu Jordi Osei-Tutu, Moritz Römling und A-Junior Lennart Koerdt. Der VfL war leicht überlegen, aber selten zwingend. Paciencia mühte sich, vergab das 2:3, Thiede entschärfte die 100-Prozentige von Sebi Ernst, Stöger verzog – es blieb beim enttäuschenden 1:3.

So spielte der VfL Bochum

VfL Bochum: Thiede – Masovic (91. Römling), Schlotterbeck (91. Ordets), Loosli (91. Bernardo) – Passlack (91. Osei-Tutu), Wittek (61. Soares) – Förster (91. Losilla), Osterhage (91. Stöger), Daschner (91. Koerdt) – Hofmann (61. Broschinski), Kwarteng (61. Paciencia)

Tore: 0:1 Momuluh (50.), 0:2 Voglsammer (60.). 1:2 Broschinski (74.), 1:3 Voglsammer (78.)