Bochum. 1:3 gegen Hannover, zu wenig Feuer: VfL Bochums Trainer Thomas Letsch war angefressen und sprach nach der Pleite im Testspiel Klartext.
0:2 stand es nach 60 gespielten Minuten im XXL-Test gegen Hannover 96. Während die Gäste kurz in die Kabine gingen in der Pause der Partie über zwei zähe Stunden aus VfL-Sicht, redete Thomas Letsch, Trainer des VfL Bochum, nahe der Bank im Regen auf seine Spieler ein.
Der Coach gestikulierte dabei wild. „Natürlich war ich sauer“, sagte er nach letztlich 120 enttäuschenden Minuten, nach der nächsten schwachen Leistung in einem Testspiel, nach dem 1:3 gegen den deutlich motivierteren, beherzter zu Werke gehenden Gast aus Hannover (den Spielbericht lesen Sie hier).
„Es kommen einige Fans hierhin“, sagte Letsch; rund 500 waren es anfangs, am Ende deutlich weniger. „Ich war mit der Art und Weise nicht zufrieden. Ich muss auf dem Platz auch mal Dinge regeln, Schärfe reinbringen. Wenn jeder zweite Ball beim Gegner landet, fehlt es an der Bereitschaft. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass wir uns speziell gegen unterklassige Gegner in Testspielen so präsentieren.“ Zuletzt gab es nach ähnlich schwacher Vorstellung im September ein 1:1 gegen den belgischen Erstligisten St. Truiden.
Trainer Letsch vermisst den „letzten Funken, den letzten Biss, das Feuer“
Letsch vermisste erneut viel, sehr viel: Leidenschaft, Aggressivität, die auch vor dieser Partie erhoffte Gier, ein Spiel zu gewinnen. „Es geht um uns als Mannschaft, dass wir diese Spiele annehmen, die Spannung aufbauen. Dass jeder sieht, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Das habe ich heute nicht gesehen“, sagte Letsch mit gerunzelter Stirn; wie gewohnt ruhig im Tonfall, nicht ausrastend, aber doch klar in der Aussage.
Zwei Siege stehen erst seit dem Vorbereitungsbeginn auf dem VfL-Konto, gegen Kickers Emden, gegen Luton Town Anfang August. Auch in der vergangenen Winterpause gab es keinen Sieg in einem Testspiel. „Wie wir uns in Testspielen präsentieren, ist nicht genügend. Man hatte auch heute den Eindruck, dass der letzte Funken, der letzte Biss, das Feuer gefehlt haben. Wir müssen überlegen, wie wir das zukünftig handhaben.“
Bochums Coach Letsch denkt über andere Vorgehensweise bei Testspielen nach
Nämlich? Vielleicht „müssen wir den Rhythmus überdenken“, sagte Letsch auf Nachfrage mit Blick auf die nächste Länderspielpause. „Bisher fahren wir vor einem Testspiel im Training runter, machen dann das Testspiel und dann freie Tage.“
Von Freitag bis Sonntag haben die Profis nun Pause, erst am Montag beginnt die konkrete Vorbereitung auf das Bundesliga-Spiel beim SC Freiburg am 21. Oktober. Dabei bleibt es. Diesmal. Er sei „kein Freund davon“, so Letsch, bereits geplante freie Tage als „Bestrafung“ zu streichen aufgrund einer schwachen Leistung in einem Spiel.
Kein Spieler konnte sich für die Startelf in Freiburg empfehlen - Nur Thiede überzeugt
Die Frage, ob sich jemand aufgedrängt habe, beantwortete der Coach kurz und knapp und wie erwartet: „Nein.“ Denn einzig Torwart Niclas Thiede, der aber weiterhin im Schatten von Manuel Riemann stehen wird, überzeugte mit etlichen Paraden. An den Gegentoren war er machtlos.
Moritz Broschinski gefiel mit einem Treffer in Torjäger-Manier. Gerade Spieler wie Lukas Daschner oder Philipp Förster, die seit längerem Startelf-Ansprüche haben, enttäuschten. Die Schienenspieler Maximilian Wittek und Felix Passlack, in Leipzig von Cristian Gamboa und Danilo Soares verdrängt, dürften auch in Freiburg maximal auf der Bank des VfL Bochum sitzen. Und auch Moritz-Broni Kwarteng, der 60 Minuten spielte, ist von seiner erhofften Form nach langer Verletzungspause noch weit entfernt.