Bochum. Danilo Soares geht in seine siebte Saison beim VfL. Er spricht über das neue Gefühl, oft auf der Bank zu sitzen, und Angebote aus Brasilien.

Ende Oktober wird Danilo Soares 32 Jahre alt. Seit 2017 spielt der Linksverteidiger für den VfL Bochum, ist nach Anthony Losilla und Manuel Riemann der dienstälteste Profi im Kader des Bundesligisten. Der Brasilianer bestritt in der Bundesliga, 2. Liga und im DFB-Pokal 186 Partien für den VfL. Im Interview mit dieser Redaktion spricht der verheiratete Vater von zwei Kindern (vier und ein Jahr alt) über seine Reservisten-Rolle zu Saisonbeginn, sein Comeback in Leipzig, seine Zukunft nach dem Vertragsende im kommenden Sommer und die deutsche Staatsbürgerschaft.

Sie waren in Leipzig erstmals in dieser Saison in der Startelf, der VfL hat einen Punkt geholt. Danilo Soares müsste also doppelt glücklich sein.

Danilo Soares: Ich bin zufrieden. Es hat mir Spaß gemacht, der Mannschaft zu helfen. Einen Punkt in Leipzig zu holen ist nicht so einfach, aber wir haben es geschafft. Wir haben viel Wert auf die Defensive gelegt, das war ein großer Schritt für uns. Die komplette Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht.

So geht Soares mit der Reservisten-Rolle um: Keinen Stress machen – hart arbeiten

Sie waren fast immer gesetzt in Ihren sechs bisherigen Spielzeiten beim VfL Bochum. Maximilian Wittek kam im August neu hinzu und hat Sie auf Anhieb verdrängt. In den ersten sieben Pflichtspielen dieser Saison kamen Sie nur gegen Dortmund zum Einsatz, als Sie nach Witteks Verletzung eingewechselt wurden. Waren Sie sauer, nicht mehr erste Wahl zu sein?

Ja, schon. Ich bin Profi und will spielen, das ist normal. Seit ich in Bochum bin, war ich fast immer in der Startelf, diese Situation war nun neu für mich. Ich war fit und habe auch immer zum Trainer gesagt: Wenn Du mich brauchst, bin ich da. Aber wenn ich nicht spiele, bin ich nicht der Typ, der sich dann laut beklagt oder in der Kabine, bei der Mannschaft Stress macht. Mein Motto ist immer: Hart arbeiten und wenn die Chance kommt wie jetzt in Leipzig, dann musst Du da sein.

Haben Sie noch ein bisschen mehr gearbeitet als in den Zeiten, als Sie unumstrittene Stammkraft waren?

Wenn ein neuer Spieler hinzukommt mit viel Qualität wie Maxi Wittek, dann empfinde ich dadurch keinen Druck, sondern zusätzliche Motivation. Das war in den letzten beiden Jahren auch so, als meistens Kostas Stafylidis mein Hauptkonkurrent um einen Platz in der Startelf war. Ich habe mich selbst motiviert, dass ich noch mehr, noch intensiver trainieren muss. Das habe ich gemacht.

In Leipzig durfte Danilo Soares erstmals in dieser Saison von Beginn an ran - und überzeugte als linker Verteidiger/Schienenspieler einer Dreier-/Fünferkette.
In Leipzig durfte Danilo Soares erstmals in dieser Saison von Beginn an ran - und überzeugte als linker Verteidiger/Schienenspieler einer Dreier-/Fünferkette. © Getty Images | Cathrin Mueller

Soares hat „kein Problem“ mit der Position des Schienenspielers

Und jetzt ist Danilo Soares wieder Stammkraft?

Ich bin bereit. Aber das ist eine Entscheidung des Trainers. Wenn er entscheidet, dass Maxi spielen soll, bin ich natürlich ein bisschen sauer, aber ich respektiere das. Ich bleibe auf jeden Fall immer dran.

Trainer Thomas Letsch hat das System umgestellt auf eine Dreierkette. Sie waren immer Linksverteidiger einer Viererkette, konnten dort Ihre Stärken ausspielen. Das neue System erfordert einen etwas offensiveren Schienenspieler. Denken Sie, dass Sie auch deshalb lange nur auf der Bank waren?

Für mich ist es ein neues System, das stimmt. Aber ich habe auch schon viel dazugelernt, im Training und auch bei den Spielen, als ich auf der Bank war. Ich habe schon verstanden, was der Trainer sehen will. Für mich ist es kein Problem, auch als Schienenspieler zu agieren. Meine Stärke liegt sicherlich eher in der Defensive. Aber etwas offensiver zu spielen, liegt mir auch, es macht auch Spaß. Es kostet viel Energie, aber wie gesagt: Ich bin fit, diese Position ist kein Problem für mich.

Vertrag läuft aus: Gespräche mit dem VfL Bochum stehen noch aus

Sie haben Anfang Juli 2020 Ihren damals auslaufenden Vertrag um vier Jahre verlängert, als der VfL noch Zweitligist war. Damals kam das für viele überraschend, weil es auch Angebote aus der Bundesliga gab. Im kommenden Sommer läuft Ihr Vertrag aus. Gab es schon Gespräche über eine Verlängerung?

Mit dem Verein gab es noch keine konkreten Gespräche über eine Verlängerung. Es besteht auch die Möglichkeit, wieder nach Brasilien zu gehen. Ich habe noch nie in Brasilien gespielt, wo meine Eltern, Geschwister, Verwandte leben. Im vergangenen Sommer gab es bereits Angebote aus meiner Heimat. Aber der VfL Bochum hat Priorität, ich warte aktuell noch die Gespräche mit dem Verein ab.

Wie ist Ihre Tendenz?

Es ist noch früh in der Saison. Ich bin grundsätzlich offen, der VfL ist aber mein erster Ansprechpartner. Wenn der Klub mit mir weitermachen will, ist Bochum meine erste Option. Es ist meine siebte Saison hier. Meine Familie wohnt hier, meine beiden Kinder sind in Bochum geboren, meine Tochter geht hier in den Kindergarten. Wir fühlen uns wohl, sind zufrieden. Wir müssen aber auch schauen, wie es sich entwickelt. Ich habe jetzt mein erstes Spiel von Beginn an gemacht. Wenn der Verein mit mir verlängern möchte, sprechen wir gerne darüber. Wenn er nicht verlängern möchte, dann muss ich das auch akzeptieren.

Angebote aus Brasilien: In diesem Sommer noch keine Option für Soares

Sie sagten, im Sommer gab es Möglichkeiten, nach Brasilien zu wechseln. War das da auch schon eine Option für Sie?

Nein, ich wollte hier in Bochum bleiben, ich habe ja auch einen Vertrag. Ein Wechsel nach Brasilien ist ein zweiter Plan, wenn der VfL mit mir nicht mehr weitermachen will. Mein Ziel ist es auch, einen deutschen Pass zu bekommen. In diesem Sommer habe ich meinen Einbürgerungstest gemacht, ich habe ihn bestanden. Auch für meine Kinder ist es gut, wenn sie dann genau wie ich die brasilianische und deutsche Staatsbürgerschaft haben. Der Antrag ist gestellt, das Verfahren läuft noch.