Bochum. In der Allianz Arena hat VfL Bochums Maxi Wittek oft gespielt. Er spricht er über sein 1860-Herz, Sané, Soares und warum er ein Kampfschwein ist.
Maximilian Wittek (28) spielt mit dem VfL Bochum erstmals gegen den FC Bayern. Der linke Schienenspieler, den der VfL für rund 750.000 Euro plus Bonuszahlungen von Vitesse Arnheim holte und mit einem Dreijahres-Vertrag ausstatte, strahlt vor dem Bundesliga-Duell am Samstag (15.30 Uhr/Sky) viel Selbstvertrauen aus. Ein Interview.
Sie sind in Freising bei München aufgewachsen, haben von Kleinauf insgesamt elf Jahre beim TSV 1860 München gespielt, bei den Löwen Ihre ersten drei Profijahre in der 2. Liga gemeistert – mit Heimspielen in der Allianz Arena des FC Bayern. Spielt das Derby-Herz am Samstag bei Maxi Wittek auch ein bisschen mit?
Maximilian Wittek: Ja, es ist schon ein ganz besonderes Spiel für uns und auch für mich selbst. Dass ich jahrelang bei den Löwen war, dass es jetzt zum ersten Mal für mich gegen die Bayern geht in der Allianz Arena, das steigert die Vorfreude noch einmal. Als wir mit 1860 dort gespielt haben, war es in manchen Partien auch mal sehr laut vor 40.000 oder 50.000 Fans. Aber oft haben wir auch nur vor 18.000 Fans gespielt, der dritte Oberrang war abgehängt. Das wird jetzt ganz anders sein. Es ist schön, mal wieder in München zu spielen, jetzt vor vollen Rängen. Ich habe viele Freunde dort, meine Familie lebt dort, viele werden ins Stadion kommen. Das ist ein echtes Highlight-Spiel für mich.
Mit Bero und Hofmann spielte Wittek bereits zusammen
Sie kamen nach dem Pokal-Aus in Bielefeld Mitte August zum VfL Bochum, zählten ein paar Tage später gleich zum Liga-Start in Stuttgart zur Startelf, haben auch die drei weiteren Partien von Beginn an gespielt. Sind Sie selbst ein wenig überrascht?
Beim ersten Spiel war ich schon überrascht. Ich hatte erst ein paar Einheiten mit der Mannschaft absolviert. Andererseits war ich fit. Ich habe in Arnheim die gesamte Vorbereitung und auch schon ein Pflichtspiel absolviert. Ich kannte die Trainer Thomas Letsch und Jan Fießer ja aus Arnheim und auch einige Jungs. Mit Matus Bero habe ich in Arnheim, mit Philipp Hofmann in Fürth zusammengespielt. Durch die Zweitliga-Spiele gegen Manu Riemann, Toto Losilla oder Danilo Soares kannte man sich auch. Das hat die schnelle Integration einfacher gemacht, menschlich und auch sportlich.
Der Auftakt ging dann schief mit dem 0:5…
Das erste Spiel lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Das ist abgehakt. In den letzten drei Spielen war eine deutliche Steigerung zu sehen. Leider ist die Punkteausbeute dennoch nicht so, wie wir sie uns gewünscht hätten. Aber es ist eine deutliche Entwicklung zu sehen. Da müssen wir jetzt weiter dranbleiben und anfangen, Siege einzufahren.
Beim FC Bayern?
Warum nicht?
Witteks Plan mit dem VfL Bochum: Den Bayern auf den Füßen stehen
Wie will der VfL denn die Bayern knacken? Den letzten und bisher einzigen Sieg in München gab es 1991 mit einem 2:0.
Wir haben es den Gegnern in den letzten Spielen sehr schwer gemacht, auch Frankfurt und Dortmund haben eine hohe individuelle Qualität. Wir müssen es schaffen, dass gewisse Spieler der Bayern nicht in ihre Situationen kommen, dass wir ihnen möglichst wenig Platz geben, ihnen auf den Füßen stehen. Dann haben auch Mannschaften wie der FC Bayern keinen Spaß.
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Also auch forsche Attacke wie zuletzt?
Das ist das, was wir in den letzten Spielen gezeigt haben. Wie gesagt, leider haben wir die Punkte noch nicht so eingefahren wie erhofft. Aber vom Spielerischen her ist diese Herangehensweise, richtig Druck aufzubauen, genau das, was wir uns vorgenommen und gut umgesetzt haben.
Wittek über Sane: Hat kein Muster wie einst Robben
Leroy Sane ist in starker Form, er dürfte auf Sie zukommen auf Ihrer linken Defensiv-Seite. Wie wollen Sie ihn stoppen?
Er hat wenige Muster wie beispielsweise früher Arjen Robben, auf die man sich einstellen kann. Natürlich geht er auch oft auf seinen linken Fuß, bringt zurzeit eindrucksvoll seine individuelle Klasse auf den Platz. Leroy ist schwer zu halten, keine Frage. Aber ich freue mich auf ihn, auf die Bayern. Das sind genau die Spiele, auf die man hinarbeitet, um sich da zu beweisen.
Sie haben in Ihrer Karriere meistens Linksverteidiger gespielt, jetzt sind Sie Schienenspieler. Eine Rolle, die Ihnen gefällt?
Es kommt immer auf das System an, das der Trainer spielen will. Meistens war ich Linksverteidiger in einer Viererkette, auch zuletzt nach dem Wechsel von Thomas Letsch zum VfL. Aber Thomas Letsch hat bei Vitesse ja auch die Dreierkette entwickelt, in Arnheim habe ich bisher meine besten Jahre gespielt. Es ist ein System, das mir super liegt, weil ich defensiv und offensiv immer beteiligt bin.
Mehr Flanken, mehr Abschlüsse: Offensiv will Wittek sich weiter steigern
Wo sehen Sie vor allem noch Luft nach oben?
Auf jeden Fall im Stellungsspiel. Bei einem Gegentor in Stuttgart etwa muss ich den Körperkontakt in der Box mehr suchen, von Anfang an. Und ich muss versuchen, noch mehr in meine offensiven Abläufe reinzukommen, um Torabschlüsse zu haben, mehr Flanken zu schlagen. Das gehört zu meinen Stärken. Dahingehend muss ich mehr in diese Positionen kommen. Insgesamt müssen wir unser Zusammenspiel weiter verbessern, dass wir genau wissen, was der andere macht in gewissen Situationen. Aber das kommt mit der Zeit von selbst.
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Auffällig war, wie intensiv Sie spielen, sich in die Zweikämpfe werfen. Sind Sie, im platten Fußballdeutsch gesagt, ein Kampfschwein?
(lacht). Das ist schon eine Mentalität, die mich ausmacht. Ich mache mir vor dem Spiel nicht zu viele Gedanken, gebe einfach Gas. Und ich bin jemand, der ungern aufgibt. Insofern trifft es das Wort Kampfschwein ganz gut.
Kollegiales Verhältnis zu Konkurrent Danilo Soares
Danilo Soares, jahrelang gesetzter Linksverteidiger beim VfL, kämpft auch – um sich den Stammplatz zurückzuholen, den Sie derzeit einnehmen, wenn auch in einem anderen System. Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem Konkurrenten um einen Startelf-Platz?
Gut. Natürlich ist man nicht glücklich, wenn man nicht spielt, diese Situation habe ich teilweise in München auch kennengelernt. Aber es ist im Profisport nun mal so, dass es Konkurrenzkampf gibt. Wir haben ein absolut kollegiales Verhältnis, da gibt es keinen Stunk. Wir profitieren ja voneinander. Wir geben beide Gas im Training, machen es dem Trainer schwer. Du musst immer abliefern, sonst spielt der andere.
Sie waren U20-Nationalspieloer, sind am 21. August 28 Jahre alt geworden. Warum sind Sie so spät in der Bundesliga angekommen?
Diese Frage habe ich mir Gott sei Dank so noch nicht gestellt. Das Leben geht seinen Weg. Ich habe mich in meiner Karriere jetzt immer in kleinen Steps nach oben gearbeitet. Jetzt bin in der Bundesliga angekommen und versuche, dort mein Bestes zu geben und mich noch weiterzuentwickeln.
Wie fühlt sich diese Bundesliga denn auf dem Platz an?
Kurz zusammengefasst: geil.
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