München. . Das wilde 4:3 der Bayern gegen Manchester United ist wieder ein Spiegelbild der Saison. Am Samstag reist der VfL Bochum an.

Als Leroy Sané später Stellung bezog zum 4:3 (2:0) des FC Bayern gegen Manchester United, stand der Flügelflitzer durchaus stellvertretend für den Auftritt der Mannschaft, obwohl er aus dieser herausgeragt hatte. Was paradox klingt, erschließt sich beim Blick auf den wechselhaften Spielfilm. An dessen Beginn stand ein Ballverlust von Sané, in dessen Folge die Münchener beinahe in Rückstand geraten waren.

Doch abgesehen von diesem Fauxpas bestätigte Sané seine derzeitige Formstärke. Nicht nur mit seinem von Torwart André Onanas Flutschfingern begünstigen 1:0 und einem späteren Pfostentreffer, sondern mit vielen weiteren Offensivaktionen. Die Uefa-Wahl auf Sané als Spieler des Spiels war folgerichtig.

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FC Bayern: Leroy Sané pocht auf mehr Kontrolle

Die kleinen Leistungsschwankungen bei Sané, der in der Vergangenheit auch schon mit deutlich größeren Amplituden aufgefallen war, fügten sich ins übergeordnete Bild der Münchener. Sie durchleben seit einiger Zeit immer wieder Momente und Phasen, in denen es auf und ab oder hin und her geht. So ziemlich alles ist dann denkbar, außer eben Konstanz und Stabilität. „Das Spiel war ein bisschen wild“, befand Sané, „offensiv war es gut. Aber wir müssen weniger Fehler machen.“

Sein Wunsch nach mehr Souveränität war unüberhörbar, der 27-Jährige sagte: „Wir müssen uns einfach bewusst sein: Okay, wir führen 2:0, jetzt müssen wir das Spiel kontrollieren. Das muss von uns kommen, wir müssen das merken im Spiel.“

Bayern-Trainer Thomas Tuchel schaut von der Tribüne aus zu

Das wäre diesmal besonders wichtig gewesen, weil der gesperrte Thomas Tuchel auf der Tribüne saß und keine Hilfestellung geben konnte. Doch auch mit dem Trainer sind die Bayern schon lange auf der Suche nach jener Stabilität, die nötig sein wird, um mindestens das Halbfinale der Champions League zu erreichen. Das haben sie sich ja vorgenommen nach dem zuletzt dreimaligen Aus im Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain, FC Villarreal und Manchester City. Der spät eingewechselte Thomas Müller erkannte nun „von außen und auch von innen ein komisches Spiel von A bis Z“.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel musste das Spiel wegen seiner Sperre von der Tribüne aus verfolgen.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel musste das Spiel wegen seiner Sperre von der Tribüne aus verfolgen. © Tom Weller/dpa

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Exemplarisch dachte sich Müller eine Deutung aus, die ebenso denkbar erschien wie ein spätes Remis. Auch ein 5:1 oder 6:1 sei möglich gewesen, und dann hätte man sagen können, „wie toll wir beim FC Bayern Fußball spielen und dass wir jetzt eigentlich schon kurz vorm Durchmarsch nach Wembley stehen“, meinte Müller. In Englands Nationalstadion im Westen Londons findet am 1. Juni 2024 das Finale statt. Doch bis dahin ist es nicht nur zeitlich, sondern auch inhaltlich noch ein extrem weiter Weg für die Bayern, deren Instabilität und Defensivverhalten Träume vom Titel oder Finaleinzug zumindest bisher nicht realistisch erscheinen lassen.

Leichtigkeit und Schwere im Spiel vom FC Bayern München

Es wirkt manchmal, als wollten sie beim FC Bayern die Schwünge einer Sinuskurve nachahmen oder im stetigen Parabelflug durch die Spiele und Saison gleiten. Letzteres hat allerdings zur Folge, dass sie mal erhebende Momente der Schwerelosigkeit erleben und dann wieder solche Phasen, in denen sie mit großer Wucht heruntergedrückt werden. Oder um ein anderes Bild zu zeichnen: Allein die vergangenen beiden Spiele gegen Leverkusen am Freitagabend (2:2) und nun das 4:3 gegen Manchester United vom Mittwochabend hatten ungefähr so viele Schwankungen beinhaltet wie eine Butterfahrt von Hamburg nach Helgoland bei Windstärke sechs.

Erster Sieg in der Königsklasse: Min-Jae Kim, Kingsley Coman und Harry Kane (von links nach rechts) feiern den Sieg nach dem Spielende.
Erster Sieg in der Königsklasse: Min-Jae Kim, Kingsley Coman und Harry Kane (von links nach rechts) feiern den Sieg nach dem Spielende. © dpa

Superstar Harry Kane trifft per Elfmeter zum 3:1

Zu den Kuriositäten des Spiels gegen zählte, dass die Bayern durch den Doppelschlag von Sané (28.) und Serge Gnabry (32.) fast aus dem Nichts zu ihrer 2:0-Führung gekommen waren, nachdem sie einen schwachen Start hingelegt hatten. In der zweiten Halbzeit spielten die Münchener besser, gerieten aber in Turbulenzen und verloren diese 2:3. Harry Kane per Handelfmeter zum 3:1 (53.) und Mathys Tel zum 4:2 (90.+2) hatten zwar Bayerns zwei-Tore-Vorsprung jeweils wieder hergestellt. Dennoch waren die Gäste durch Rasmus Højlund (49.) sowie Casemiro (88./90.+5) stets wieder herangekommen, was mehr an den Bayern als an Manchester lag.

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„Wir haben Chancen gehabt für sechs, sieben Tore. Aber es war natürlich nicht über das ganze Spiel so konstant und mit so einer Kontrolle, wie wir uns das gewünscht haben“, konstatierte Münchens neuer Sportdirektor Christoph Freund. Bayerns nächste Chance auf einen durchweg überzeugenden Auftritt: Am Samstag in der Bundesliga gegen den VfL Bochum. Dann wieder mit Tuchel in der Coachingzone.