Bochum. Hofmann wartet seit zwölf Spielen auf ein Tor für den VfL Bochum. Schlägt Paciencias Stunde beim FC Bayern? Das sagt Trainer Letsch dazu.
Aufgeräumt wirkt Goncalo Paciencia nach der Trainingseinheit, die im Kraftraum endete. Er lacht viel, betont immer wieder, dass er „glücklich ist“, wieder in der Bundesliga zu sein. Und er ist voller Tatendrang.
Paciencia, die Bochumer Last-Minute-Leihgabe vom spanischen Erstligisten Celta Vigo, hat seine ersten 30 Minuten für den VfL hinter sich nach seiner Einwechslung beim 1:1 gegen seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt. Der 29-jährige Portugiese brachte frischen Schwung, hinterließ einen guten Eindruck. Philipp Hofmann, der seit der Vorsaison gesetzte Zielstürmer, wartet dagegen weiter auf den Befreiungsschlag. Seit Mitte April, dem 2:3 gegen Stuttgart hat er nicht mehr getroffen. Er wirkte im letzten Drittel zuletzt zu zögerlich, nicht zielstrebig genug.
Paciencia könnte ihn verdrängen. Ist er bereit für die Startelf am Samstag beim FC Bayern? „Sicherlich“, sagte Trainer Thomas Letsch am Dienstag und schränkte umgehend ein: „Aber er ist noch nicht reif für 90 Minuten. Sollte er von Anfang an spielen, muss man damit rechnen, dass er nach spätestens 60 Minuten platt ist. Ich war sehr zufrieden mit ihm gegen Frankfurt, aber man hat schon gesehen, dass er nach 20 Minuten ein bisschen gepumpt hat. Aber wir haben noch ein paar Einheiten vor uns.“
VfL Bochum: Paciencia will unbedingt wieder mehr spielen
Paciencia laborierte im August an Wadenproblemen, in der ersten September-Woche trainierte er nach seiner Ankunft beim VfL nur individuell, ist jetzt seit anderthalb Wochen im Mannschaftstraining. Beim spanischen Erstligisten Celta Vigo kam er in der Vorsaison fast nur von der Bank, fast nur zu Kurzeinsätzen. „Es war kein gutes Jahr für mich“, sagt er. „Ich will spielen, meine Liebe zum Fußball auf dem Platz zeigen. Bochum ist ein toller Traditionsverein, die Stimmung im Stadion ist einmalig.“ Deshalb wollte er wechseln, zum VfL. Auf den letzten Drücker klappte es für diese Saison auf Leihbasis. Eine Kaufoption gibt es nicht.
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Der Anfang war: Ein Anfang, der durchaus einiges erhoffen lässt. Der mehr an die guten Paciencia-Jahre in Frankfurt, wo er drei Jahre spielte und die Europa-League gewann, erinnerte als an das verkorkste Jahr beim FC Schalke. Die Paciencia-Saison 2020/21 war geprägt von einer langen Verletzungspause und wenig Einsätzen. Die Schalker Saison 2020/21 war geprägt von der Corona-Pandemie und dem sang- und klanglosen Abstieg, nach dem Fans die Spieler um die Arena jagten. Ein Jahr zum Vergessen, sagt sinngemäß auch Paciencia – und hat es längst abgehakt.
Paciencia: Viele Emotionen beim VfL-Debüt und keine Schmerzen mehr
In Bochum will er endlich wieder durchstarten. Mit seinem Debüt gegen seinen Ex-Klub war er unterm Strich zufrieden. „Es war mein erstes Spiel nach der Verletzung. Es waren viele Emotionen dabei, man hat viele Dinge im Kopf“, sagt der Stürmer. Das Wichtigste: „Ich habe keine Schmerzen mehr. Ich muss jetzt noch mehr reinkommen, muss trainieren, trainieren, trainieren und möglichst viel spielen, um auf 300 Prozent zu kommen“, sagt er. „Dann kann ich der Mannschaft helfen, dafür will ich jeden Tag arbeiten.“
22 Ballkontakte in einer halben Stunde für Paciencia – Hofmann kam auf 18
Zwei Abschlüsse – ein feiner Schlenzer, der knapp vorbei ging, und ein noch zu unplatzierter Kopfball in die Arme von Eintracht-Keeper Kevin Trapp – war seine Bilanz nach dem Frankfurt-Spiel in den rund 30 Minuten. Zudem ließ er seine Technik aufblitzen bei der Ballannahme und -mitnahme, sorgte mit für frischen Schwung nach dem 0:1-Rückstand. 22 Ballkontakte hatte der 29-Jährige – und damit vier mehr als Hofmann in den 60 Minuten zuvor. Hofmann kam diesmal gar nicht zum Abschluss.
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Mit 1,84 Meter ist Paciencia nicht so wuchtig wie 1,95-Meter-Riese Philipp Hofmann, ein ganz anderer Typ. „Er ist technisch sehr stark, hat einen guten Kopfball, ist im Strafraum sehr präsent“, sagt Letsch. Paciencia sei ein „kompletter Stürmer“, meint VfL-Sportdirektor Marc Lettau.
VfL Bochum: Letsch stärkt Hofmann den Rücken
Allerdings ist Letsch weit davon entfernt, Hofmann ein schlechtes Zeugnis auszustellen. Dass der Verein von ihm überzeugt ist, zeigte sich ja unlängst, als man den Vertrag mit dem Arnsberger um zwei weitere Jahre verlängerte bis zum Sommer 2026. „Philipp ist extrem wichtig. Er opfert sich auf für die Mannschaft, haut sich rein. Sein Auftrag war es, gegen Robin Koch im Aufbau Druck zu machen, das hat er sehr gut gemacht. Auch dadurch haben wir Frankfurt in der ersten Halbzeit eingeschnürt“, erklärte Letsch die Stärken des Zielstürmers, der die langen Bälle behaupten und weiterleiten kann, der jedem Gegner, sagt Letsch, viel Respekt einflößt, dadurch Räume schafft. Und der im Pressing eine große Rolle spielt. Mit Paciencia würde sich das Spiel ein wenig verändern, tendenziell hin zu mehr flachen Pässen und weniger langen Schlägen von hinten heraus.
Aber der Coach weiß auch, was Hofmann derzeit fehlt. Seit zwölf Pflichtspielen ist er ohne Torerfolg, zwei Treffer bereitete er vor. „Philipp ist sehr kritisch mit sich. Im Moment fehlt ihm vielleicht ein wenig die Lockerheit vorm Tor. Wir wünschen ihm alle, dass mal der Knoten platzt und er ein Tor erzielt, dann fällt ein bisschen Druck ab. Das täte ihm gut.“ Vielleicht als Joker diesmal?
VfL Bochum: Paciencia setzt auf Leidenschaft und Selbstvertrauen
Er habe „viele Möglichkeiten“ in der Offensive, sowohl in der Startelf als auch bei den Wechseln, betont Letsch immer wieder. Bisher bildeten im 3-5-2 stets Takuma Asano und Philipp Hofmann den Angriff.
Jetzt steigt das maximal schwere Auswärtsspiel, geht es zum Rekordmeister FC Bayern an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky). Ob als Joker oder von Beginn an: Paciencia scheint die nötige mentale Stärke mitzubringen, die es in der Allianz Arena braucht. „Es ist ein schweres Spiel. Aber wir wollen dort mit viel Motivation, Leidenschaft und dem Glauben, dass wir gewinnen können, antreten. Dann ist auch in München etwas möglich.“