Bochum. Bernardo verzückte viele Fans beim 1:1 gegen Frankfurt. Der neue Verteidiger des VfL Bochum ist Liga-Spitze, Trainer und Sportdirektor schwärmen.
Immer wieder gibt es Sonderapplaus im ohnehin ja ohrenbetäubend lauten Ruhrstadion am Samstagabend. Bernardo gewinnt den Zweikampf gegen Dina Ebimbe, nahe der eigenen Eckfahne. Mit Härte, zugleich mit einem Hauch Eleganz, wie sie sein derzeit nur auf der Bank sitzender Landsmann Danilo Soares ja auch schon so oft ins Stadion gezaubert hat bei seiner Defensivarbeit.
Bernardo gewinnt nicht nur den Zweikampf auf Kosten eines Eckballs oder Einwurfs. Er behauptet den Ball, leitet direkt den Gegenangriff ein. Der linke Verteidiger des VfL Bochum könnte der Königstransfer dieses Sommers werden.
Ein Schnäppchen: VfL holt Bernardo aus Salzburg
Anfang August holte ihn der VfL von RB Salzburg, der österreichische Spitzenklub kam den Bochumern entgegen. Für 300.000 Euro plus rund 100.000 Euro im Fall des Klassenerhalts (von der erforderlichen Einsatzzeit Bernardos darf man mittlerweile ja getrost ausgehen) durfte der Linksfuß in die Bundesliga wechseln. Er unterschrieb einen Vertrag bis 2025 mit der erfolgsabhängigen Option auf ein weiteres Jahr. In Salzburg war der 28-Jährige – auch nach diversen Verletzungsrückschlägen – erst keine Stammkraft mehr und dann so gut wie aussortiert. In der Vorbereitung konnte der Brasilianer kaum Spielpraxis sammeln.
In Bochum spielte der 1,86-Meter-Mann sofort: 45 Minuten im letzten Testspiel gegen Luton Town, dann in Bielefeld im Pokal selbst für ihn überraschend gleich über 120 Minuten, in allen vier Bundesliga-Partien über die komplette Distanz. Nach erklärbaren Startproblemen aufgrund des Trainingsrückstandes und fehlender Spielpraxis fasste er erstaunlich schnell Fuß. Nach seinen jüngsten Leistungen ist Bernardo kaum wegzudenken aus der Startelf.
Das sagt Sportdirektor Marc Lettau über Neuzugang Bernardo
„Er hat im letzten Jahr relativ wenig gespielt. Wir waren von Anfang an von ihm überzeugt und haben uns diese Entwicklung versprochen. Erwarten konnten wir sie in diesem Tempo aber nicht“, sagte daher der beim Transfer federführende Sportdirektor Marc Lettau nach dem 1:1 gegen Frankfurt. „Von daher sind wir sehr zufrieden.“
Die Statistik untermauert den Eindruck, dass an Bernardo kaum ein Weg vorbeiführt. 60 Zweikämpfe hat er gewonnen in den vier Bundesliga-Partien – das ist Liga-Spitze! Doppeltes Bochum-Glück: Auf Rang zwei liegt Ivan Ordets, der Abwehrchef des VfL und ein ganz anderer Spielertyp, mit 59 gewonnenen Zweikämpfen.
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Trainer Thomas Letsch: Wenn einer vorbei ist, ist er schon wieder da
„Bernardo ist sehr unangenehm in Zweikämpfen“, sagt Trainer Thomas Letsch. Und schwärmt geradezu: „Wenn einer an Bernardo vorbei ist, ist er schon wieder da.“ Der Brasilianer bringt den Willen und eben auch die Fähigkeit mit, auch einen verlorenen Zweikampf doch noch zu gewinnen im zweiten Versuch.
Auch mit seiner Technik überzeugt er, er kann das Spiel mit aufbauen. Das macht ihn im Aufbau stärker als den weniger filigranen Abwehrboss Ivan Ordets, der dafür noch mehr Gewicht, Größe, Wucht, Robustheit, Kopfballstärke reinwerfen kann. Bernardo zeigte gegen Frankfurt einmal einen, nun ja, „brasilianischen“ Lupfer. „Das mag vielen gefallen, okay“, sagte Letsch schmunzelnd und betonte: „Mir gefallen seine Zweikämpfe besser.“
Mit Ordets bildet Bernardo die letzte Reihe
Bernardo passt perfekt ins neue Spielsystem der Bochumer mit einer Dreierkette als Grundformation. Wobei, wie zuletzt in Augsburg und gegen Frankfurt deutlich zu sehen, Erhan Masovic oft als Secher vorschiebt und Bernardo und Ordets als Duo die letzte Reihe bilden.
Bernardo, der bei seinen Stationen bei RB Leipzig, Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion und RB Salzburg viel (internationale) Erfahrung sammelte bis hin zur Champions League, sieht sich hinten links bestens aufgehoben. Mittlerweile weiß man, warum. „Da kann ich meine Stärken einbringen. Die sehe ich bei mir eher in der Defensive. Auf der Position kann ich aber auch etwas zum Spielaufbau beitragen“, sagte er vor ein paar Wochen gegenüber dieser Redaktion.
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Gegen Bayern kommt viel Qualität auf Bernardo zu
Bernardo war ein Faktor, warum der VfL in den letzten drei Partien mit seinem (teils) neuen Stil überzeugte, auch wenn gegen Dortmund (1:1), in Augsburg (2:2) und gegen Frankfurt (1:1) noch kein Sieg heraussprang. Mit 402 gewonnenen Zweikämpfen als Team liegt der VfL insgesamt auf Rang vier in der Liga.
Es sollten viele gewonnen Duelle hinzukommen am Samstag, wenn Bochum beim FC Bayern (15.30 Uhr) gut aussehen will. Auf Bernardo und Ordets wird es – unter anderem – ankommen gegen die Bayern-Stars um Harry Kane und Leroy Sane.