Augsburg. Takuma Asano trifft für den VfL Bochum in Augsburg doppelt. Die Verantwortlichen schwärmen. Nun könnte er wieder die DFB-Elf ärgern.
Als etliche Profis des VfL Bochum stirnrunzelnd in der Interview-Zone der WWK-Arena das 2:2 (1:1) beim FC Augsburg analysierten, lächelte Takuma Asano in die TV-Kamera des ZDF. Der Japaner ist ein höflicher Mensch, der auch nach Niederlagen seine Contenance nie verliert. Diesmal aber passte die Mimik des 28-jährigen Stürmers vom Bundesligisten aus dem Revier perfekt zu seiner Show, die er geliefert hatte – obwohl auch der Punktsieger des Tages nicht wirklich zufrieden war.
Asano schüttelte die Augsburger immer wieder ab und legte erneut auch seine langjährige Schwäche ab: Asano trifft nun regelmäßig. Bei der Generalprobe gegen Premier-League-Klub Luton Town netzte er bereits ein (2:1), beim Pokal-Aus in Bielefeld ebenfalls (2:2/3:6 nach Elfmeterschießen). In Augsburg gelang ihm sein zweiter Bundesliga-Doppelpack.
Für VfL Bochum war in Augsburg mehr möglich
„Glücklich“ sei er über seine Treffer, sagte der 44-malige Nationalspieler Japans. „Wir haben auch gut gespielt, wir haben hundert Prozent gegeben. Aber ich bin nicht zufrieden mit einem Punkt.“ Denn der VfL hatte erstaunlich passive Gastgeber dominiert, zweimal einen Rückstand aufgeholt und war dem Sieg deutlich näher als der FCA.
Auch dank des überragenden Asano. Mit seinen Läufen in die Tiefe, seinen Tempo-Dribblings und seinen sehenswerten Treffern – einem Schuss ins rechte obere Eck zum 1:1 kurz vor der Pause und einer Volleyabnahme mit dem Außenrist nach genialem Chip-Pass von Kevin Stöger in Minute 66 – sorgte der Turbomann für Glücksgefühle beim VfL.
VfL Bochums Asano spielt Samstag gegen DFB-Elf
Und womöglich für zunehmendes Bauchgrummeln bei Bundestrainer Hansi Flick. Bei der WM in Katar läutete Asanos 2:1-Siegtreffer für Japan, als er erst Nico Schlotterbeck stehen und dann aus spitzem Winkel Manuel Neuer alt aussehen ließ, den Anfang vom Ende der DFB-Elf ein im vergangenen November. Zum Wiedersehen kommt es am Samstag in Wolfsburg (20.45 Uhr/RTL), wenn die deutsche Auswahl auf Japan trifft im ersten Länderspiel nach der Sommerpause.
Asano steht im Aufgebot der Blue Samurai – und Asano ist in Topform. Auch dank seiner neuen Rolle. Bisher war der 1,73 Meter kleine Sprinter meist Flügelstürmer im 4-2-3-1-System des VfL. Im neuen, zunehmend mehr Variabilität ausstrahlenden 3-5-2 agiert er als zweite Spitze neben dem ganz anderen Stürmertypen, dem 1,95-Meter großen Bälle-Behaupter und -Verteiler Philipp Hofmann. „Dadurch kommt Taku auch in mehr Abschluss-Situationen, strahlt mehr Torgefahr aus“, sagt VfL-Sportdirektor Marc Lettau. Und: „Er spielt außergewöhnlich mannschaftsdienlich, geht weite Wege im Spiel gegen den Ball, macht permanent Druck.“
Takuma Asano sucht beim VfL Bochum die Tiefe
Asano sucht die Tiefe, die meist Kevin Stöger, Bochums ebenfalls bestens aufgelegter Gestalter, bedient. „Wenn er Fahrt aufnimmt, ist er sehr schwer zu verteidigen“, sagt Lettau, und Trainer Thomas Letsch lobt: „Taku kann mit seiner Spielweise die Abwehr sehr beschäftigen, er sprintet unfassbar viel, reißt Lücken, macht Meter und ist deshalb unheimlich wertvoll für uns. Eigentlich hat er noch Luft nach oben im Abschluss. Dass er heute zwei Tore gemacht hat, freut mich besonders für ihn.“
Dass diese nicht zum Sieg reichten, ärgerte indes nicht nur den Coach. „Wir haben eine tolle Leistung gezeigt, aber zwei Punkte verschenkt. Die Enttäuschung überwiegt“, sagte Letsch. Bochum war spielerisch und optisch überlegen, lag in allen Statistiken vorne, hatte rund 60 Prozent Ballbesitz und 22:11 Torschüsse. Letsch sah eine „gute Mischung“ aus spielerischen Ansätzen und langen Bällen, aus einer intensiven Arbeit gegen den Ball mit aggressiver Zweikampfführung und mannorientierter Verteidigung.
VfL Bochum ärgert sich über Gegentore
Der Haken: „Wir bekommen mindestens ein Gegentor zu viel“, monierte Marc Lettau. Zweimal war die ansonsten sichere Defensive nicht im Bilde, zweimal schlug das effizientere Augsburg in Person von Dion Beljo und Ermedin Demirovic eiskalt zu. Auf der anderen Seite ließen Hofmann, Stöger und Losilla gute Chancen aus.
Mit zwei Punkten aus drei Partien geht der VfL damit in die Länderspielpause. Der Trend aber zeigt klar nach oben nach dem Pokal-Aus in Bielefeld und dem 0:5-Debakel zum Saisonstart in Stuttgart. Nach dem 1:1 gegen den BVB zeigte der VfL eine seiner besten Auswärtsleistungen unter Letsch. „Wir haben eine sehr gute Entwicklung, aber leider nur zwei Punkte. Wir nehmen trotzdem sehr viel Positives aus den letzten beiden Spielen mit“, sagte Letsch. Beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 16. September (18.30 Uhr/Sky) soll dann auch der erste Saisonsieg her.