Gais/Südtirol. Der VfL Bochum schwitzt in Südtirol und bereitet sich auf die anstehende Bundesliga-Saison vor. Der Klub will sich in der Liga etablieren.

Kräftige Gewitter mit reichlich Regen donnerten in der Nacht auf Dienstag über das kleine Örtchen Gais im Südtiroler Ahrntal hinweg. Doch als die Profis des Bundesligisten VfL Bochum am Dienstagvormittag den Rasenplatz betraten, meldete sich die Sonne zurück bei angenehmen 20 Grad. „Der Stimmungskiller ist verscheucht“, sagte Ilja Kaenzig, der Sprecher der Geschäftsführung, gut gelaunt.

Am Montag noch musste die erste Einheit kurzfristig in den in einem Feuerwehrhaus aufgebauten Kraftraum verlegt werden, optimal war der Start ins einwöchige Trainingslager im idyllischen Pustertal nicht. „Aber das wirft uns absolut nicht aus der Bahn“, sagte Trainer Thomas Letsch. „Die Bedingungen sind weiterhin top.“

Im Trainingslager des VfL Bochum herrscht gute Laune

Der guten Laune im Team schadete der dunkle Himmel ohnehin nicht. Die Profis geben konzentriert Gas im Training, Letsch lobt immer wieder die Einsatzfreude seiner Mannschaft, „alle ziehen voll mit.“ Aber es wird auch viel gelacht bei und zwischen den Einheiten, und Spieler wie Anthony Losilla ließen es sich auch nicht nehmen, im kühlen Gebirgs-See des Ortes am schwülheißen Ankunftstag gleich mal abzutauchen.

Ein kräftiges Gewitter sorgte dafür, dass am Montagvormittag das Training des VfL Bochum nur im Kraftraum stattfand.
Ein kräftiges Gewitter sorgte dafür, dass am Montagvormittag das Training des VfL Bochum nur im Kraftraum stattfand. © FUNKE Foto Services | Dennis Ewert/RHR-FOTO

Die Stimmung ist gut, manche sagen gar: zu gut. Denn der Konkurrenzkampf auf einigen Positionen tobt längst, es wird mehr Härtefälle geben als in der Vorsaison. Führungsspieler Cristian Gamboa und Zugang Felix Passlack, geholt von Borussia Dortmund, etwa liefern sich ein Duell um die Position als Rechtsverteidiger oder rechter Schienenspieler – Letsch lässt sowohl Dreier- als auch die bewährte Viererkette einstudieren. „Es macht Spaß, den beiden zuzusehen. Das bleibt spannend“, sagt Letsch. Bochum soll flexibler werden – und hat noch einige Baustellen abzuarbeiten.

VfL Bochum: In der Verteidigung drückt der Schuh

Drei bis vier Zugänge stehen noch auf der to-do-Liste. In der Verteidigung drückt der Schuh. „Es ist wichtig, dass wir stabiler werden. Man darf nicht wieder hoffen, dass auch das Glück bei uns ist“, sagt Kapitän Losilla. Mit 72 Gegentoren kassierte der VfL in der Vorsaison so viele Treffer wie kein anderes Team und wie noch nie in der Bundesliga-Geschichte des Klubs. Auch in den ersten drei Testspielen gab es acht Gegentore gegen Kickers Emden (9:2), SC Verl (1:3) und Fortuna Düsseldorf (1:3).

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Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian und der technische Direktor und Kaderplaner Marc Lettau sind ständig am Handy. Ein Innenverteidiger, möglichst ein Linksfuß, soll zeitnah kommen, vielleicht noch im Trainingslager. Kandidaten sind unter anderem weiterhin Maxim Leitsch (Mainz 05) und Keven Schlotterbeck (SC Freiburg), noch ist eine finanzielle Einigung nicht in Sicht.

Noah Loosli gibt in jedem Training Gas, „er trainiert überragend“, sagt Trainer Thomas Letsch.
Noah Loosli gibt in jedem Training Gas, „er trainiert überragend“, sagt Trainer Thomas Letsch. © FUNKE Foto Services | Dennis Ewert/RHR-FOTO

Es gibt weitere Kandidaten, ein Gespräch befindet sich auf der Zielgeraden. Mit Ivan Ordets, Erhan Masovic, Noah Loosli und Tim Oermann, der wohl nochmal für ein Jahr verliehen werden soll, hat Bochum erst vier Innenverteidiger im Kader.

Zudem ist Danilo Soares als linker Außenverteidiger/Schienenspieler konkurrenzlos. Nicht optimal für die Vorbereitung, aber „auch noch nicht problematisch“, beschwichtigt Letsch. „Klar ist, dass wir uns in der Defensive noch verstärken müssen. Aber es muss auch zu 100 Prozent passen.“

Im Mittelfeldzentrum sieht sich der VfL Bochum gut aufgestellt

Das Mittelfeldzentrum ist mit sechs Spielern, die alle Startelf-Ansprüche haben, bereits gut aufgestellt, auch die Flügel sind besetzt. Ein neuer Stürmer indes soll noch kommen, nachdem Sven Michel kurzfristig doch nicht von Union Berlin zum VfL Bochum, sondern zum FC Augsburg gewechselt war. Auch hier laufen die Gespräche mit einem Kandidaten heiß, der um Philipp Hofmann oder Moritz Broschinski, den beiden wuchtigen Stoßstürmern des VfL, herum spielen soll.

Auf der anderen Seite sollen einige Profis den VfL noch verlassen, darunter die noch länger gebundenen Flügelstürmer Gerrit Holtmann und Jordi Osei-Tutu. Konkrete Angebote liegen aber nicht vor. Klar ist: Bis zum Transferschluss am 1. September wird sich im Kader des VfL noch einiges tun. Bereits für Vertragsgespräche freigestellt ist Jacek Goralski, Talente wie Moritz Römling oder Luis Hartwig haben keine Einsatzchance in der Bundesliga.

Erstes Testspiel im Trainingslager: VfL Bochum spielt gegen Spezia Calcio

Mit 24 Feldspielern und vier Torhütern ist Bochum im Trainingslager und damit bereits konkurrenzfähig aufgestellt. Letsch erwartet beim Testspiel am Mittwoch (18 Uhr) gegen den in die 2. Liga Italiens abgestiegenen Spezia Calcio Fortschritte, defensiv wie offensiv. Weil Letsch längere Einsatzzeiten wünschte, findet die Partie über drei Mal 40 Minuten statt.

Manuel Riemann, weiterhin die potenzielle Nummer eins Bochums, wird nach auskurierter Verletzung sein Testspiel-Debüt geben, im Training gibt er sich längst so lautstark wie eh und je. Moritz Broschinski, Offensiv-Neuzugang Moritz-Broni Kwarteng und Talent Mats Pannewig arbeiten noch individuell.

Philipp Förster indes, im Saisonfinale ein Garant für den Klassenerhalt, ist nach langwierigen Achillessehnen-Problemen am Dienstag ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Das Testspiel gegen Spezia Calcio und wohl auch der zweite Test gegen Parma Calcio am Samstag kommen zwar noch zu früh für den offensiven Mittelfeldmann, aber Letsch freut sich über seine Rückkehr: „Er schweißt die Dinger schon gut in den Winkel.“

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