Bochum. Im Mittelfeld und Angriff des VfL Bochum gab es herausragende Spieler – und die größten Flops der Saison. Das große Spielerzeugnis, zweiter Teil.
Der VfL Bochum hat die Saison am Ende sensationell auf Rang 14 abgeschlossen. Wir haben den Spielern ein Gesamtzeugnis ausgestellt. Nach Teil eins mit den Torhütern und Verteidigern folgt nun Teil zwei: Mittelfeld und Angriff.
Anthony Losilla (31 Spiele, 31 mal Startelf, 0 mal eingewechselt, 0 mal ohne Einsatz im Kader, 2 Tore, 6 Gelbe Karten, 1 Rote Karte): Der Mann kann alles noch einmal toppen. Bereits in der vergangenen Saison, es war seine erste in der Bundesliga, widerlegte er alle Kritiker. Die hatten vorab gesagt, Losilla sei zu langsam, eben zu alt für das deutsche Oberhaus. Nun, nach seinem zweiten Jahr in der Bundesliga, lässt sich festhalten, dass Losilla immer noch beim VfL Bochum im Mittelfeld gesetzt ist.
Losilla soll irgendwann ein Bild im Säulengang der Legenden erhalten
Die Fans fordern bereits, dass sein Bild neben den anderen VfL-Legenden im Säulengang am Ruhrstadion aufgemalt wird. Dazu beigetragen haben neben seinen Leistungen auch seine hoch emotionalen Interviews nach den Niederlagen Richtung Saisonende. Der Mann lebt den VfL Bochum. Mal sehen, welche Mittelfeldspieler in der nächsten Saison vergeblich versuchen, den weiter frischen Franzosen aus dem Team zu drängen. Losilla ist nicht für Trainer Thomas Letsch der „Spieler der Saison“. Note: 2
Patrick Osterhage (23 Spiele, 11 mal Startelf, 12 mal eingewechselt, 6 mal ohne Einsatz im Kader, kein Tor, 3 Gelbe Karten): Mehrmals betonte Trainer Letsch im Saisonverlauf, wie nah dran an der Startelf Osterhage sei. Als Kapitän Losilla wegen einer Rotsperre fehlte, schlug dann – endlich – seine Stunde. Er spielte sich danach im Team fest, lieferte gerade defensiv ab. Auf dem Weg nach vorne ist er bisweilen noch zu jugendlich ungestüm und wechselweise zu zaghaft und nicht konsequent genug. Er darf wohl die U21-EM spielen. Es wäre gerechter Lohn einer guten Saison, in die er spät, dann aber überzeugend hineinfand. Note: 3,5
Pierre Kunde (12 Spiele, 3 mal Startelf, 9 mal eingewechselt, 4 mal ohne Einsatz im Kader, 1 Tor, 0 Gelbe Karten): Da war nicht viel mit „Kunde ist König“. Bei seinen Einsätzen war man eher geneigt, an die vielen Unzulänglichkeiten im Einzelhandel zu denken. Der im Winter ausgeliehene Kunde machte ein Tor gegen seinen alten Club Mainz, ansonsten agierte er auffällig unauffällig. Nach dem Gladbach-Spiel war er endgültig raus. Note: 5
Kevin Stöger hat sich als (fast) unersetzbar erwiesen
Kevin Stöger (32 Spiele, 29 mal Startelf, 3 mal eingewechselt, 0 mal ohne Einsatz im Kader, 5 Tore, 3 Gelbe Karten): War und ist wahlweise der Alpen-, der Mann kommt aus Österreich, oder eben Ruhrpott-Maradona. In etlichen seiner guten Spiele erinnerte er an Darius Wosz – ohne ganz das Niveau der VfL-Legende zu erreichen. Er gehört wie Wosz nicht zu den Elchen im Lande, hat einen tiefen Schwerpunkt, kann sich mit schnellen Drehungen lösen. Ablösefrei zum VfL zurückgekommen erfüllte der Linksfuß die Erwartungen. Das Herz des Spiels des VfL Bochum schlug im Laufe der Saison immer mehr den Takt von Stöger. Gegen Leipzig verzichtete Letsch bei seiner Premiere auf den Österreicher. Zur Pause korrigierte er das, weil er feststellte: Ohne Stöger geht es nicht. Note: 2
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Philipp Förster (25 Spiele, 15 mal Startelf, 10 mal eingewechselt, 6 mal ohne Einsatz im Kader, 3 Tore, 4 Gelbe Karten): Für 500.000 Euro Ablöse war er vom VfB Stuttgart gekommen. In Interviews war und ist er immer komplett bei sich: sachlich, trocken, nüchtern. Lange war er der Heimspiel-Förster, weil er besonders im Ruhrstadion überzeugte. Er feierte seine drei Tore mit einem von Erling Haaland bekannten Torjubel: Schneidersitz, die Finger zu einer Meditationsgeste geformt, Augen zu. In der Schlussphase der Saison spielte er trotz Schmerzen an der Achillessehne, er spielte gut, machte noch das eminent wichtige 1:0 gegen Leverkusen. Note: 3
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Holtmann kam unter Letsch kaum zum Zug - Wechselwunsch verständlich
Gerrit Holtmann (23 Spiele, 8 mal Startelf, 15 mal eingewechselt, 6 mal ohne Einsatz im Kader, 1 Tor, 1 Vorbereitung, 0 Gelbe Karten): Gegen Leipzig spielte er beim Einstand von Trainer Letsch das letzte Mal über 90 Minuten. Danach war er maximal Fach-Ersatzkraft. Vom 21. bis zum 24. Spieltag war er raus wegen einer Meniskusverletzung. Letsch betonte dann zwar, dass er Holtmann zutraue, noch zum Helden und Torschützen eines wichtigen Tores zu werden. Die Chance, möglicherweise ein weiteres Tor des Monats zu erzielen, so wie in der Vorsaison, konnte er in den wenigen Einsatzminuten nicht mehr nutzen. Verständlich, dass Holtmann einen Wechsel anstrebt. Note: 4
Antwi-Adjei ist der Aufsteiger der Saison
Christopher Antwi-Adjei (29 Spiele, mal Startelf, mal eingewechselt, mal ohne Einsatz im Kader, 3 Tore, 8 Vorbereitungen, 2 Gelbe Karten): Dieser Einwurf sei erlaubt: Er war ab dem elften Spieltag eine feste Größe im Team. Gegen Gladbach und Augsburg erzielte der Hagener zum Abschluss der ersten Saisonhälfte vor der WM-Winterpause jeweils ein Tor. Wirft Bälle weiter, als manche sie schießen können und war auch in dieser Spielzeit bisweilen noch zu schnell für sich selbst. Letsch pumpte ihn randvoll mit Selbstvertrauen, ließ ihn immer spielen, machte ihn wichtig. Antwi-Adjei war im Bochumer Team dadurch der – im Vergleich zur Vorsaison – am meisten verbesserte Spieler. Könnte noch mehr Tore schießen. Aber das kann ja Ziel in der kommenden Saison sein. Note: 2
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Asano kommt am Ende richtig in Fahrt
Takuma Asano (25 Spiele, 21 mal Startelf, 4 mal eingewechselt, 0 mal ohne Einsatz im Kader, 3 Tore, 2 Vorbereitungen, 1 Gelbe Karte): Was ist Hansi Flick? Der Japaner lieferte auch ein Interview-Highlight der Saison. Wer Asano ist, wusste ganz Deutschland nach seinem gewonnenen Laufduell mit Nico Schlotterbeck und seinem Tor zum 2:1 bei der WM im Spiel Japan gegen das Team von Bundestrainer Flick. Dabei hatte die Saison nach anfangs starken Leistungen noch unter Trainer Reis nicht gut für ihn begonnen. Nach vier Minuten im Spiel gegen Schalke verletzte er sich, fehlte mit einem Innenbandriss bis zum Re-Start nach der WM-Winterpause. Damit war er in der zweiten Saisonhälfte ein neuer Spieler für den neuen Trainer Letsch. In der Schlussphase der Saison wurde er immer stärker, immer besser, immer wertvoller. Gegen Leverkusen bereitete er das 1:0 vor, machte das 2:0. Es war das erste Mal, dass er in einem Spiel traf und vorbereitete. Auch dadurch hat er sich für andere Vereine interessant gemacht. Note: 2
Philipp Hofmann (34 Spiele, 31 mal Startelf, 3 mal eingewechselt, 0 mal ohne Einsatz im Kader, 8 Tore, 2 Vorbereitungen, 5 Gelbe Karten): In Anlehnung an den Spruch der Frankfurter beim einstigen finalen Pokalsieg gegen die Bayern – schlag lang, Bruder – ließe sich bei Hofmann sagen: schlag hoch und weit, Bruder. Das bringt nicht nur Sicherheit, sondern im Falle des VfL auch viele zweite Bälle. Dass die Bochumer so versuchten, ihre Angriffe einzuleiten, wussten bald alle, verteidigen konnten sie es dennoch oft genug nicht entscheidend. Es war so wie bei Arjen Robben. Alle wussten, dass er nach innen zieht. Hofmann hätte ein, zwei vielleicht sogar drei Tore mehr erzielen können, vielleicht sogar müssen. Für einen Spieler, der mit 30 seine erste Bundesligasaison spielt, aber war die Gesamtleistung, die Entwicklung und die Wichtigkeit für das Team in jedem Fall bemerkenswert. Note: 2,5
Zoller könnte der Müller vom VfL Bochum werden
Simon Zoller (27 Spiele, 19 mal Startelf, 8 mal eingewechselt, 2 mal ohne Einsatz im Kader, 3 Tore, 2 Vorbereitungen, 5 Gelbe Karten): Die Saison fing gut für ihn an. Auch wenn seine zwei Tore gegen Hoffenheim nicht zum Sieg reichten. Unter Trainer Letsch saß er mehr draußen, als dass er spielte. War hochwertiger Joker, der dann zwar viel Energie, aber wenig Ertrag brachte. Er ist halt deutlich langsamer als Asano und Antwi-Adjei und körperlich nicht so präsent wie Hofmann. Könnte von der Art und Weise zu spielen der Thomas Müller im VfL-Team sein – oder werden. Müsste dazu vielleicht aber noch an Schlitzohrigkeit zulegen. Zuzutrauen wäre ihm das. Note: 4
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Silvere Ganvoula (16 Spiele, 0 mal Startelf, 16 mal eingewechselt, 4 mal ohne Einsatz im Kader, 0 Tore, 0 Vorbereitungen, 1 Gelbe Karte): Als das letzte Saisonspiel gegen Leverkusen abgepfiffen war und die Fans den Platz stürmten, feierten sie den Stürmer ganz besonders und mit einem eigenen Lied. „Alle mögen Silvere Ganvoula“, sagte Trainer Letsch dazu. Er auch. Spielen ließ er ihn dennoch kaum. Ab dem 24. Spieltag stand Ganvoula sieben Spiele gar nicht im Kader. Dabei fiel auf, dass das gar nicht auffiel. Gegen Gladbach durfte er noch einmal neun Minuten spielen. Es waren seine letzten Minuten im VfL-Trikot. Note: 4,5
Broschinski hat Perspektive - und trifft bereits zwei Mal
Moritz Broschinski (11 Spiele, 0 mal Startelf, 11 mal eingewechselt, 3 mal ohne Einsatz im Kader, 2 Tore, 0 Vorbereitungen, 1 Gelbe Karte): Kam in der Winterpause von Borussia Dortmund II, nachdem er zuvor mit dem Dortmunder Profiteam die Asienreise mitgemacht hatte. Der 22-Jährige ist eine Investition in die Zukunft, die bereits zeigte, dass er lernfähig ist. Machte zwei Tore, lief ganz viel, wenn er reinkam. Darauf lässt sich für die nächste Saison aufbauen. Note: 3,5
Jacek Goralski (4 Spiele, 2 mal Startelf, 2 mal eingewechselt): Im Rückblick lässt sich sagen: Der VfL hatte einen polnischen Nationalspieler im Kader. Erst stoppte ihn eine Augenverletzung, dann Muskelverletzungen. Im Vorgriff auf die nächste Saison lässt sich sagen: Sollte der VfL einen polnischen Nationalspieler im Kader haben, wird es nicht Goralski sein. Keine Note
Das große Missverständnis: Lys Mousset
Lys Mousset (0 Spiele, 0 mal Startelf, 0 mal eingewechselt, 0 mal ohne Einsatz im Kader): Wenn es darum geht, eine Rangliste der Spieler zu erstellen, die der VfL Bochum zur Saison 2022/2023 verpflichtet hat, ist Mousset leicht zu finden: ganz am Ende. Kam mit Übergewicht, wurde nie fit, wurde dann aussortiert und schließlich ausgeliehen, fällt nun mit Achillessehnenriss aus. Missverständnis auf französisch: Mousset. Keine Note.
Leihspieler Verteidigung: Oermann und Horn überzeugen auswärts
Tim Oermann (4 Spiele, 2 mal Startelf, 2 mal eingewechselt, 7 mal ohne Einsatz im Kader): Heiko Butscher, der Interimsmann nach Thomas Reis und vor Thomas Letsch verhalf ihm gegen den 1. FC Köln am siebten Spieltag zum Bundesliga-Debüt. Es war ein erfolgreiches, Bochum holte beim 1:1 den ersten Punkt der Saison. Oermann stand auch am Spieltag danach in der Startelf. Richtig, es war das Debütspiel von Letsch gegen Leipzig. Wurde in der Winterpause in die 1. Österreichische Liga zum Wolfsberger AC ausgeliehen. War auf Anhieb Stammspieler, erlebte dort gleich wieder einen Trainerwechsel. Kommt im Sommer zum VfL zurück und bildet dann vielleicht häufiger mit Ordets und Horn eine Dreierkette. Die Wetten laufen bereits. Keine Note.
Jannes Horn (2 Spiele, 1 mal Startelf, 1 mal eingewechselt, 8 mal ohne Einsatz im Kader, 1 Gelbe Karte): Die ersten vier Spiele verpasste er verletzt, stand dann nur beim Einstand von Trainer Letsch gegen Leipzig in der Startelf und bildete eine Dreierkette mit Ivan Ordets und Tim Oermann, die vielleicht nächste Saison wieder möglich wäre. Wurde nach Nürnberg ausgeliehen, verpasste da dann die ersten fünf Spiele mit einer Meniskusverletzung. Schaffte mit Nürnberg den Klassenerhalt und kehrt nun zum VfL zurück. Keine Note.