Bochum. Im Fall des Klassenerhalts wird der Etat des VfL Bochum um mehrere Millionen Euro steigen. Auch beim Abstieg geht es finanziell gestärkt weiter.

Es gibt diesen einen Satz, den Trainer Thomas Letsch in der Rückrunde jede Woche serviert hat. „Es wird ein Fight bis zum Schluss.“ Ein Kampf gegen den Abstieg aus der höchsten deutschen Liga, mit dem VfL Bochum mittendrin. Der 54-Jährige aber wäre zweifellos einer der glücklichsten Trainer seiner Gilde, wenn er am Wochenende eines Besseren belehrt werden würde. Dann hätte der VfL den Klassenerhalt bereits am vorletzten Spieltag erreicht. Und Bundesliga-Neuling-Trainer Letsch (54), der Bochum nach dem siebten Spieltag mit erst einem Punkt übernahm, wäre ein Kandidat für den Trainer des Jahres.

Voraussetzung dafür ist ein Sieg bei Schlusslicht Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Zudem muss Schalke 04 sein Heimspiel verlieren. Wenn dann die TSG Hoffenheim gegen Union Berlin nicht gewinnt, wäre die Rettung gegen 17.30 Uhr geschafft. Gewinnt die TSG, könnte Bochum den Klassenerhalt auf der Couch am Sonntag feiern, wenn der VfB Stuttgart nicht in Mainz gewinnt.

Mit 10.000 Fans nach Berlin

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Aber: Bei einem Remis oder einer Niederlage kann der VfL auch auf Rang 17 zurückfallen. Dann würde der Fight am letzten Spieltag gegen Bayer Leverkusen über Knockout, Relegation oder Rettungs-Party entschieden. Eine Party, die die VfL-Fans gerne in Berlin starten würden. Mit rund 10.000 Bochumern ist zu rechnen. Die Euphorie ist zurück, gefühlt die ganze Stadt fiebert nach dem leidenschaftlichen 3:2-Schlüsselsieg gegen den FC Augsburg mit. Bisher steht der Vereinsrekord bei Liga-Auswärtsspielen laut Klubangaben bei rund 12.000 Fans, die 2002 in Aachen den Aufstieg feierten. „Die Fans sind sensationell“, sagt Letsch. „Ich kann versprechen, dass jeder Spieler brennt, ihnen die bestmögliche Leistung zu bieten.“

Alles auf Sieg also? Das gilt zunächst mal für Hertha BSC. Unter Interimstrainer Pal Dardai gab es drei Niederlagen und nur einen Sieg, das 2:1 gegen Stuttgart im letzten Heimspiel. Nach dem desolaten 2:5 in Köln können die Berliner nur mit zwei Siegen und Patzern der Konkurrenz die Liga noch halten. Es brodelt überall im Klub, sogar die Lizenz ist in Gefahr. Dardai und Andreas Neuendorf, Direktor Akademie und Lizenzspielerabteilung bei Hertha, ließen zuletzt kein gutes Haar am Team. „Jeder Spieler ist verkäuflich“, sagte Neuendorf auf der Mitgliederversammlung. „Keiner hat den Nachweis erbracht, dass er erstligatauglich ist.“

Ganz anders die Stimmung in Bochum. „Ich bin von dieser Mannschaft absolut überzeugt, dass sie die Klasse halten wird“, sagt Letsch. Zwar wird es auch beim VfL einen Umbruch geben, mindestens zehn Spieler wie etwa die Leihspieler Pierre Kunde und Saidy Janko werden den Klub verlassen, im Abstiegsfall einige mehr. Philipp Försters Kontrakt etwa gilt nur für die Erste Liga, die Verteidiger Ivan Ordets, der im Erfolgsfall wohl bleiben wird, und Erhan Masovic (Vertrag bis 2025) wären kaum zu halten. Trainer Thomas Letsch indes hat das volle Vertrauen des Klubs und bleibt auch im Abstiegsfall der Mann der Zukunft. Auch muss kein Mitarbeiter um seinen Job bangen, so heißt es derzeit.

VfL Bochum plant zweigleisig

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Der VfL plant seit Monaten zweigleisig, die ersten externen Zugänge sind mit den beiden Verteidigern Felix Passlack (BVB) und Noah Loosli (Grasshopper Zürich) sowie Torwart Niclas Thiede (SC Verl/alle ablösefrei) verpflichtet, ligaunabhängig. Die Wirtschaftszahlen sind positiv. Hält der Klub die Klasse, soll der Etat nach Informationen dieser Redaktion von derzeit 33 Millionen Euro auf mehr als 40 Millionen Euro steigen. Ein Vereinsrekord, ermöglicht vor allem durch steigende TV-Erträge. Bei einem Abstieg soll der Etat bei gut 20 Millionen liegen, also im oberen Drittel der 2. Liga. In der Aufstiegssaison 2020/21 lag er nur bei rund 14 Millionen.

Das Momentum spricht für Bochum. Wie motiviert ist Hertha? Wie reagieren die 60.000 erwarteten Hertha-Fans im Olympiastadion? „Man kann viel spekulieren. Ich erwarte, dass Hertha alles reinwerfen wird“, sagt VfL-Trainer Thomas Letsch. „Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren, unsere Stärken durchbringen.“ Er meint vor allem: „mannschaftliche Geschlossenheit, Aggressivität“.

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Alles auf Sieg also auch beim VfL? Das war die Marschroute gegen Augsburg. „Wir werden jetzt nichts Großartiges ändern“, sagte Letsch nur. Das gilt auch personell: Konstantinos Stafylidis fällt wegen schmerzhafter Rippenprobleme ebenso aus wie weiterhin Patrick Osterhage. Für Stafylidis kehrt Kevin Stöger in die Startelf zurück. Ansonsten ist mit keinen Änderungen zu rechnen.