Bochum. VfL Bochums Sportchef Lettau ist vom Charakter des Teams überzeugt. Ein Mentalcoach ist kein Thema. Das fordert Lettau vor dem ersten Endspiel.

Nach dem enttäuschenden 0:2 in Mönchengladbach steht der VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr/Sky) unter maximalem Druck: Nach sechs Partien ohne Erfolg und dem Sturz auf Abstiegsrang 17 zählt im Vonovia Ruhrstadion gegen den FC Augsburg nur ein Sieg.

„Die Wichtigkeit dieses Spieles ist allen Beteiligten bewusst“, sagt Marc Lettau. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Remis oder einer Niederlage noch Rang 15 erreichen zu können vor den letzten beiden Spielen bei Hertha BSC und gegen Leverkusen, sei gering, erklärte der Technische Direktor des VfL am Montag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Dann ginge es wohl nur noch um den Relegationsrang. Unser Ziel ist aber weiterhin der direkte Klassenerhalt. Dafür werden wir alles tun.“

Lettau kritisiert den Auftritt des VfL Bochum: teilweise lethargisch

Anders als in Mönchengladbach – diesem Eindruck widerspricht Lettau keineswegs. Der 37-Jährige, der auch den erkrankten Patrick Fabian als Sportgeschäftsführer vertritt, übt deutliche Kritik an der Leistung der Mannschaft im Borussia-Park: „Wir haben über weite Strecken nicht unser Leistungspotenzial abrufen können, wir haben teilweise lethargisch gewirkt“, so Lettau.

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Letzteres sei aber nicht eine Frage der fehlenden Einstellung oder des Willens, betont er. „Wenn hier einer nicht die nötige Einstellung zeigen würde, wäre er längst nicht mehr hier.“ Ähnlich hatte sich bereits am Samstag Trainer Thomas Letsch geäußert. Anthony Losilla, der Kapitän, prangerte indes emotional angefasst direkt nach dem Spiel durchaus eine fehlende Einstellung an, sprach von einer „Frage des Kopfes“.

Das fehlte in Mönchengladbach - das fordert Lettau gegen Augsburg

Lettau fehlte vor allem „die Überzeugung in unser eigenes Spiel, die wir schon oft gezeigt haben. Unsere Spielprinzipen sind nicht hochkomplex und die Einfachheit unseres Spieles hat uns schon häufig die nötige Sicherheit und Stabilität gegeben. Um zum Erfolg zu kommen, ist es nötig, aggressiv in die Zweikämpfe zu kommen, mutig nach vorne zu verteidigen, nachzurücken, um die für unser Spiel wichtigen zweiten Bälle zu holen, präsent zu sein. Davon habe ich in Mönchengladbach vieles vermisst.“

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Nur 45 % der gewonnenen Zweikämpfe sprächen da eine klare Sprache. Die vielen individuellen Fehler führten dann zur Gladbacher Aufbauarbeit, zu Chancen der Borussia, zu Gegentoren, so Lettau. Statt Sicherheit über kompromisslose Zweikampfführung zu erlangen, machte sich zunehmend Verunsicherung breit.

VfL Bochum: Persönliche Befindlichkeiten hinten anstellen

Ein Mentalitätsproblem? Vom Charakter der Mannschaft, auch von seiner individuellen Qualität ist Lettau überzeugt, versichert er. „Es ist jetzt fünf vor zwölf. Das hat jeder kapiert“, so Lettaus Eindruck vom Team. Er ist überzeugt davon, dass alle Spieler „persönliche Befindlichkeiten hintenanstellen, alles ausblenden, was die Vorbereitung auf das Spiel stört. Es geht für uns alle gemeinsam darum, den Klassenerhalt zu schaffen. Kein Spieler will absteigen, egal, in welcher vertraglichen Situation er ist. Dieses Gefühl vermittelt mir die Mannschaft zu 100 Prozent.“

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Warum aber diese Schwankungen, die sich durch die Saison ziehen, die es auch im Schluss-Spurt jetzt wieder gab? Gegen Dortmund nur eine Woche zuvor kämpfte Bochum noch um jeden Zentimeter, die Fans feierten das 1:1 wie einen Sieg.

Doch eine Frage des Kopfes? Lettau setzt im Saisonfinale jedenfalls auch auf mentale Stärke. Es gelte nun zunächst, „die Köpfe freizukriegen“, sagt er. Dies sei Aufgabe des gesamten Klubs: der sportlichen Leitung, des Trainerteams, auch der Spieler untereinander.

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VfL Bochum: Sportpsychologe ist kein Thema im Endspurt

Einen Sportpsychologen, der das Profiteam über die Saison betreut, beschäftigt Bochum nicht. Kurzfristig soll jetzt auch kein Experte von außen hinzugezogen werden. Lettau: „Wir haben das diskutiert, aber wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass dies kurzfristig nicht weiterhilft.“ Ein Mentalcoach oder Sport-Psychologe müsse langfristig Vertrauen zu den handelnden Personen aufbauen. „Wir regeln das untereinander“, sagt Lettau. Zum Beispiel mit vielen Gruppen- und Einzelgesprächen, die bereits am Sonntag begonnen haben: im Spielerkreis, im Trainer- und Funktionsteam, auf der Führungsebene.

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Der FC Augsburg, der sechs Punkte vor Bochum und Stuttgart und neun vor Hertha BSC liegt, kann mit einem Sieg in Bochum den Klassenerhalt perfekt machen. Der FCA kommt nach einem hart erkämpften 1:0-Sieg gegen Union Berlin mit frischem Selbstvertrauen ins Revier. „Augsburg hat meist wenig Spielanteile und verfügt über ein sehr kampfstarkes Team, das eklig zu bespielen ist und ein hohes Maß an Intensität im Spiel gegen den Ball auf den Platz bringt“, sagt Lettau. „Da müssen wir absolut dagegenhalten.“

VfL Bochum: Kevin Stöger soll zurückkehren

Personell dürfte Trainer Thomas Letsch, der in Mönchengladbach auch kurzfristig reagieren musste nach Patrick Osterhages Ausfall nach dem Aufwärmen, wieder mehr Auswahl haben. Gegen die Fohlen fehlten Moritz Broschinski und Kevin Stöger erkrankt, Gerrit Holtmann und Patrick Osterhage wegen muskulärer Probleme. Lettau: „Wir sind optimistisch, dass alle vier im Laufe der Woche ins Training zurückkehren und am Samstag dann auch zur Verfügung stehen.“ Das erste Mannschaftstraining der Woche steigt am Dienstag.