Bochum. Das 0:2 in Gladbach hat den VfL Bochum zurückgeworfen. Das Spiel zeigte, dass das Team nur in Bestbesetzung und mit Best-Leistung bestehen kann.

Die medizinische Abteilung des VfL Bochum leistet in dieser Saison eine mehr als gute Arbeit. Auch in der Woche vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach waren alle 23 Feldspieler und vier Torhüter im Training. Das ist zu diesem Zeitpunkt der Saison durchaus ungewöhnlich. Auf Trainer Thomas Letsch kam die Aufgabe zu, etlichen Akteuren zu erklären, warum sie nicht mit nach Gladbach fahren. Am Samstag stellte sich das Bild dann anders da. Kevin Stöger und Moritz Broschinski fielen krank aus, dazu signalisierte Patrick Osterhage nach dem Aufwärmen, dass er passen müsse. Letsch musste umplanen, musste zudem im Spielverlauf früh wechseln, weil Leistungsträger komplett neben der Spur liefen.

Das 0:2 (0:1) gegen Mönchengladbach zeigte dann deutlich, dass der VfL Bochum in der Bundesliga nur in Bestbesetzung und mit Bestleistung bestehen kann. Davon aber war das Team diesmal weit entfernt. Wieder einmal. Die Bochumer liegen nach der 19. Niederlage im 31. Spiel auf Platz 17, immerhin punktgleich mit dem VfB Stuttgart, der derzeit auf dem Relegationsrang 16 steht.

Erstmals seit dem 24. Spieltag steht Bochum damit wieder auf einem direkten Abstiegsplatz. Auf Schalke und Platz 15 haben die Bochumer zwei Punkte Abstand. Dass auch Schlusslicht Hertha BSC hat ein Lebenszeichen sendete und mit 2:1 gegen Stuttgart gewann, passte zum schlechten Tag der Bochumer.

VfL Bochum steht erstmals wieder auf einem direkten Abstiegsplatz

„Wir stehen drei Spieltage vor Schluss auf Platz 17“, sagte Letsch dazu. „Die Situation ist gefährlich, aber wir wissen, wie schnell sich alles drehen kann. Dafür gilt es, dass jeder bereit ist, alles dafür zu tun.“

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Er ärgere sich am meisten über die Minuten 25 bis 45, sagte er. Bis dahin sei es ein ausgeglichenes, wenig aufregendes Bundesligaspiel gewesen. Bochum ließ wenig zu, brachte aber auch nach vorne wenig zustande. „Dann haben wir den Gegner durch Fehler aufgebaut“, sagte Letsch.

Torwart Manuel Riemann spielte einen Abschlag zu kurz und direkt zum Gegner. Danilo Soares verlor den Ball kurz vor dem eigenen Strafraum gegen Jonas Hofmann. Beide Situationen konnten die Bochumer gerade eben noch bereinigen. Die Stimmung im Borussia-Park aber wurde dadurch schnell und hör- und sichtbar besser.

1:0 für Gladbach ist Ausdruck einer schwachen Phase des VfL Bochum

„Mit jeder Chance wurde die Brust von Gladbach breiter und wir sacken in uns zusammen“, sagte Letsch. „Das war die Phase, in der wir das Spiel hergegeben haben.“ Das 1:0 für die Gladbacher durch Jonas Hofmann war Ausdruck der schwachen Bochumer Phase (35.).

Das Tor stand vor allem am Ende einer Bochumer Fehlerkette. In der spielten die beiden Außenverteidiger eine entscheidende Rolle. Rechtsverteidiger Cristian Gamboa hinderte Rami Bensebaini nicht an der Flanke, Linksverteidiger Danilo Soares hatte Hofmann nicht auf dem Radar.

Es war folgerichtig, dass Letsch zur Halbzeit beide Außenverteidiger wechselte. Für Gamboa kam Saidy Janko, für Soares Konstantinos Stafylidis. Die Abwehr der Bochumer wurde dadurch zumindest etwas stabiler.

VfL Bochums Trainer Letsch widerspricht Kapitän Losilla

Eine Erklärung dafür, warum ausgerechnet die beiden erfahrenen Außenverteidiger an diesem Tag in diesem so wichtigen Spiel so schwächelten, hatte Letsch kurz nach dem Spiel nicht. „Bei Cristian Gamboa darf man nicht vergessen, dass er lange verletzt war. Ihm fehlt der Rhythmus. Bei Danilo Soares sieht es so aus, als würde ihm die gedankliche Frische fehlen. Wir stützen ihn, machen ihn stark, aber ich denke es war die richtige Entscheidung, zu wechseln.“

Die ersten 15 Minuten nach dem Seitenwechsel waren dann die besten der Bochumer in diesem Spiel. Die größte Möglichkeit hatte Philipp Hofmann mit einem Kopfball an die Latte. „Es reicht nicht“, sagte Letsch, „nur Chancen zu haben. Du musst das Ding auch mal über die Linie bringen.“ Stattdessen nutzte Lars Stindl eine der vielen Möglichkeiten der Gladbacher in der Nachspielzeit zum 2:0.

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In Summe sei es zu wenig gewesen, sagte Letsch. „Wir haben nicht die Leistung gezeigt, die es braucht, um hier Punkte mitzunehmen.“ Den kurzfristigen Ausfall von Osterhage und das Fehlen von Kevin Stöger wollte er dabei nicht als Erklärung für die schwache Leistung der Mannschaft gelten lassen. Beide werden voraussichtlich nicht länger ausfallen und gegen den FC Augsburg am kommenden Samstag wieder dabei sein. „Aber es war natürlich nicht förderlich“, sagte Letsch, „dass mit Kevin Stöger unser Kreativspieler Nummer eins ausfiel.“

Am nächsten Spieltag geht es für den VfL Bochum gegen den FC Augsburg

Dass Kapitän Anthony Losilla das Gefühl hatte, der Mannschaft habe der letzte Wille und die richtige Einstellung gefehlt, wollte er dann aber nicht so stehen lassen. „Das wäre verheerend“, sagte er. „Wenn das der Fall wäre, dass die Einstellung nicht stimmen würde, dann müssten wir uns alle extrem hinterfragen. Jeder sollte drei Spieltage vor Schluss wissen, worum es geht. Wenn ich da draußen auf den Platz gehe, müssen wir alle überzeugt sein, dass wir hier was holen können.“

Er sei zu 100 Prozent überzeugt, dass sein Team die nötigen Punkte holen und in der Bundesliga bleiben werde. Daran waren sich Letsch und Losilla zumindest einig. „Ich ein Typ, der bis zum Schluss kämpfen will“, sagte Losilla. „Und ich bin überzeugt, die Mannschaft auch. In den restlichen drei Spielen müssen wir aber ganz anders auftreten. Man sieht, dass die anderen alles geben, wir dürfen auf keinen Fall aufgeben.“