Bochum. Beim 1:5 gegen Wolfsburg nahm Bochums Trainer Letsch früh alle fünf Wechsel vor. So erklärt er die Wahl für Osei-Tutu und Zoller in der Startelf.
Schon nach gut einer Stunde hatte Trainer Thomas Letsch die halbe Mannschaft ausgewechselt. Jordi Osei-Tutu ging frustriert nach 24 Minuten vom Feld. Philipp Hofmann und Patrick Osterhage blieben zur Pause in der Kabine. Christopher Antwi-Adjei und Simon Zoller verließen nach 64 Minuten den Rasen.
Allein diese Statistik zeigt, dass die Startelf beim Spiel gegen Wolfsburg nicht funktioniert hat. Und selbst die durchspielenden Führungskräfte Danilo Soares, Kevin Stöger und Anthony Losilla hätte man auswechseln können an diesem verkorksten Samstagnachmittag, beim 1:5 gegen den VfL Wolfsburg. Auch Torwart Manuel Riemann gönnte sich Abspielfehler, sah beim 0:4 nicht gut aus.
Bochums Trainer Letsch: Manuel Riemann bleibt die Nummer eins
Der Keeper bleibt aber die Nummer eins, bekräftigte Letsch. Es ginge immer sehr schnell, dass ein Spieler hochgelobt und dann wieder scharf kritisiert werde. Letsch: „Ich wüsste nicht, was dagegen spricht, dass Manu im nächsten Spiel spielt.“ Bereits am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) geht es im ausverkauften Ruhrstadion gegen Dortmund. Gegen die neue Nummer eins der Bundesliga.
Mit einer Abwehrleistung wie gegen Wolfsburg hat Bochum dann keine Chance. Am Ende führten mangelnde Präsenz im ersten Abschnitt und vor allem eklatante Fehlerketten und individuelle Aussetzer zur zweithöchsten Heimniederlage der Saison. „Es hat immer wieder gebrannt im Wolfsburger Strafraum. Aber das Ding muss auch mal rein“, bilanzierte Letsch mit Blick auf die Chanen etwa von Hofmann (Pfosten/26.) oder Erhan Masovic (50.).
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10:3 Ecken für Bochum - Kritik an „halbherzigen“ Zweikämpfen
Zehn zu drei Ecken lautete die Bilanz aus Bochumer Sicht, das gibt es selten. Doch „am Schluss geht es darum, Tore zu schießen und das Tor sauber zu verteidigen. Das haben wir heute nicht gut gemacht. Alle fünf Tore dürfen so nicht fallen, das ist viel zu leicht.“ Eine klare Kritik schob er noch nach: „Wenn wir den Zweikampf halbherzig führen, kommt so ein Ergebnis zustande.“
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Halbherzig. So agierte Bochum im ersten Durchgang. Erst nach der Pause entwickelte der VfL mit den famosen Fans im Rücken die Wucht, die Bochum benötigt im Abstiegskampf. Dass sich mit mehr Risiko noch mehr Räume boten für Wolfsburg, musste der VfL beim Kampf um die Wende nach einem 0:3 wohl in Kauf nehmen. Letztlich führten erneute Patzer von Stöger und Riemann zum frühen endgültigen Knockout, zum 0:4 nach 56 Minuten von Mattias Svanberg.
So erklärt Letsch, warum er erst auf Osei-Tutu setzte
Vor allem die Außenverteidiger Jordi Osei-Tutu und Danilo Soares hatten gegen die Wolfsburger Außenangreifer keine Chance, waren am frühen 0:1 und 0:2 entscheidend beteiligt. Soares verursachte auch den Elfmeter, den Jonas Windt an die Latte setzte, Luca Waldschmidt den Ball aber im Nachsetzen einköpfte zum finalen 1:5.
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Osei-Tutu war da längst nicht mehr auf dem Platz. Seine Nominierung als Rechtsverteidiger kam überraschend. Saidy Janko schaffte es erneut gar nicht erst in den Kader, Konstantinos Stafylidis blieb 90 Minuten auf der Bank. „Jordi hatte große Probleme. Er hat das, was wir trainiert und mit ihm besprochen haben, nicht so auf Platz gebracht“, sagte Letsch.
Auch er sieht Osei-Tutu eher als „offensiven Spieler“, brachte ihn trotzdem wie schon beim 1:1 bei Union Berlin hinten. Sein Plan ging nicht auf: „Wir hatten in Berlin die offensivere Variante gewählt, da hat es Jordi ordentlich gemacht. Heute wollten wir den Gegner gegen den Ball spiegeln, Jordi war mit seiner Geschwindigkeit eigentlich dafür prädestiniert. Bei Cristian Gamboa hatte ich nicht Eindruck, dass er schon über 90 Minuten gehen kann, er war drei Monate lang raus. Aber es war sicher nicht die glücklichste Entscheidung, deshalb haben wir früh reagiert.“ Gamboa sorgte dann für etwas mehr Stabilität.
Deshalb durfte Soares weiterspielen - Tore hätten auch andere verhindern können
Warum Soares weiterspielen durfte? „Patrick Wimmer ist ein sehr schneller Spieler, der schwer zu verteidigen ist. Ich dachte nicht, dass Kosta Stafylidis die bessere Wahl ist, ihn zu verteidigen.“
Letsch wollte aber keinesfalls mit dem Finger auf einzelne Spieler zeigen. „Wir hatten auf diesen Positionen unsere Probleme, die ersten Tore fallen über die Außen“, sagte er. Aber die Niederlage nur auf die Außenverteidiger zu schieben, sei „viel zu billig“.
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Vor dem 0:1 und 0:2 etwa gab es „genug Möglichkeiten, die Situation zu klären“, so Letsch. Beim 0:1 hatte Bochum im Strafraum eine Fünf-zu-Zwei-Überzahl, doch niemand kümmerte sich um den einlaufenden Mattias Svanberg. Letsch: „Wir haben gezeigt, dass wir uns in diesem Bereich verbessert haben, jetzt haben wir uns wieder verschlechtert. Das ist das Ärgerliche, die Aussetzer sind auch schwer zu erklären. Wir waren schlecht in entscheidenden Momenten.“
Broschinksi erzielt sein zweites Saisontor - Asano fehlte im Training
Auch weiter vorne lief es nach guten ersten Minuten nicht mehr rund vor der Pause. Stoßstürmer Hofmann ging mit Halsschmerzen in die Partie, sagte Letsch, und „er hatte sicherlich nicht seinen besten Tag“. Moritz Broschinski kam, traf zum 1:4, es war sein zweites Saisontor. „Er hat es ordentlich gemacht“, so Letsch. Ebenso wie Takuma Asano, der für frischen Wind nach der Pause sorgte. Asano hatte zwei Tage krank gefehlt, erst das Abschluss-Training wieder mitmachen können, erklärte Letsch, warum Simon Zoller zu seinem Startelf-Comeback nach seiner Verletzungspause kam. Zoller mühte sich, große Impulse konnte er aber nicht setzen. Letztlich bekamen noch die ordentlichen Gerrit Holtmann und Pierre Kunde Einsatzzeit.
Försters Einsatz gegen Dortmund offen – Letsch setzt auch auf die Fans
Womöglich hätte Philipp Förster geholfen. Doch der Mittelfeldspieler, Bochums bester Scorer (acht Torvorlagen, zwei Assists), fehlte wegen Problemen an der Achillesferse. Ob er gegen Dortmund dabei sein kann, ist offen.
Letsch gab sich trotz des 1:5 zuversichtlich. Auch dank der Fans. „Wir hier ablief im Stadion, das zeigt mir, dass hier alle alles dafür tun, dass wir drin bleiben. Wir haben gegen Schalke und Stuttgart Dämpfer bekommen und heute gegen Wolfsburg. Trotzdem haben wir alles in der eigenen Hand.“ Er rechnet mit einer Entscheidung im Abstiegskampf erst am letzten Spieltag. Letsch: „Und da fighten wir mit.“