Bochum. Das 1:5 gegen Wolfsburg lässt in der Führungsetage des VfL Bochum die Abstiegssorgen größer werden. Trainer Letsch fordert Punkte gegen Dortmund.
Die wichtigste Nachricht der Woche erhielt der VfL Bochum lange vor dem Anpfiff des ernüchternden Heimspiels gegen den VfL Wolfsburg. Der Revierklub hat die Lizenz der Deutschen Fußball-Liga für die kommende Saison ligaunabhängig ohne Bedingungen und nennenswerte Auflagen erhalten. Aufsichtsrat und Geschäftsführung um Finanzchef Ilja Kaenzig haben den Klub gut durch die Corona-Krise geführt, das Eigenkapital ist wieder leicht positiv. Der Lizenzspieler-Etat, mit gut 30 Millionen Euro in dieser Saison der kleinste aller Bundesligisten, soll in der nächsten Spielzeit deutlich steigen.
In der Bundesliga. Der Haken: Auch in der Führungsetage wächst die Sorge vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit. Beim 1:5 (0:3) spielte der VfL aus Bochum gegen den robusten, kühlen VfL aus Wolfsburg in der ersten Halbzeit wie ein torkelnder Absteiger. Es fehlte an Intensität, Aggressivität, Kompaktheit, Stabilität. Einfache Fehler führten zu den Gegentoren, „die haben wir alle hergeschenkt“, ärgerte sich Trainer Thomas Letsch. Da nutzte es nichts, dass sich Bochum selbst etliche Chancen erarbeitete, vor allem nach Standards. Der in die Startelf zurückgekehrte Stürmer Simon Zoller meinte: „Wir haben kein bodenloses Spiel gemacht, aber es waren viele krasse individuelle Fehler dabei.“
Glaube an die Stehauf-Mentalität des VfL Bochum
Es war die vierte Heimniederlage in den letzten fünf Spielen im eigenen Stadion, nachdem es zuvor fünf Heimsiege in Folge gegeben hatte. 66 Gegentoren hat Bochum sich schon eingefangen, das ist Liga-Spitze. Bereits zum zwölften Mal setzte es drei oder mehr Gegentore. Und jetzt kommt Borussia Dortmund, der neue Spitzenreiter, zum Derby nach Bochum am kommenden Freitag (20.30 Uhr/DAZN).
Aufbauarbeit ist gefragt. Wieder einmal. Wie nach dem 0:2 gegen Schalke, nach dem es sieben Punkte aus drei Partien gab. Wie nach dem 2:3 gegen Stuttgart, nach dem der VfL ein 1:1 bei Union Berlin holte. Der Glaube an die Stehauf-Mentalität ist neben einer sieglosen Konkurrenz ein Hoffnungsschimmer im Abstiegskampf. „Wir haben es weiter selbst in der Hand. Wir haben genug Qualität, die Punkte noch zu holen“, sagte Zoller.
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Trainer Letsch ging gleich in der Stunde nach dem neuerlichen Defensiv-Debakel voran. Er setzt auch auf die Fans, die ihr Team lautstark nach vorne trieben, die mit ohrenbetäubendem Gesang nach dem Schlusspfiff ihre Spieler in die Derby-Woche schickten. „Wenn ich die Atmosphäre sehe, wie ganz Bochum hinter der Mannschaft stand, und die Art und Weise, wie die Mannschaft nach der Pause gefightet hat, dann stimmt mich das optimistisch“, sagte Letsch.
Verteidigt der VfL aber erneut so passiv und fehlerhaft, hat er keine Chance.
Letsch versammelte seine Mannschaft anders als meist üblich direkt nach dem Spiel in der Kabine. Eine der Kernbotschaften: Selbstbewusst bleiben. Früh machte sich eine „Verunsicherung“ breit gegen Wolfsburg, meinte Letsch, viele leichte Fehler von fast allen Spielern luden Wolfsburg ein. Aber es fehlte auch an den Basics im ersten Durchgang. „Giftigkeit, Galligkeit und entscheidende Präsenz in den Zweikämpfen“ vermisste der Coach, erst in der zweiten Halbzeit agierte der VfL mit der nötigen Energie. „Wir müssen immer an unser Limit kommen, zu 100 Prozent. Das haben wir nicht geschafft.“
VfL-Trainer Letsch liegt falsch
Auch Letsch lag personell und taktisch diesmal daneben. Er vertraute Jordi Osei-Tutu als Rechtsverteidiger. Der kleine Engländer, der sich offensiv wohler fühlt, war ebenso überfordert wie diesmal auch der gesetzte Linksverteidiger Danilo Soares. Beide waren am 0:1 und 0:2 beteiligt, sahen gegen die starken Außenangreifer Jakub Kaminski und Patrick Wimmer alt aus. „Wir wollten Wolfsburg spiegeln, das hat nicht funktioniert“, räumte Letsch ein. „Deshalb habe ich früh reagiert.“ Er nahm Osei-Tutu bereits nach 24 Minuten vom Feld. Cristian Gamboa ersetzte ihn.
Weitere Aussetzer führten aber zum 0:3 und in die Drangphase des VfL hinein zum 0:4, als Kevin Stöger und Torwart Manuel Riemann patzten (56.). Das 1:4 von Moritz Broschinski konterte Wolfsburg noch mit dem 1:5. Letsch: „Wir haben heute eine Riesenchance verpasst, uns etwas abzusetzen. Jetzt müssen wir eben gegen Dortmund die Punkte holen.“