Bochum. Mit einer U21 light will der VfL Bochum Talenten und Profis Spielpraxi geben. Nachwuchschef Butscher erklärt die Transferstrategie im Talentwerk.

Ein Perspektivteam für Nachwuchsspieler und (junge) Profis ohne Spielpraxis zu gründen stand schon vor der Corona-Pandemie auf der Ideenliste des VfL Bochum. Jetzt soll der Gedanke in die Tat umgesetzt werden: In der kommenden Saison will der VfL Bochum mit einer Art „U21 light“ Testspiele bestreiten, erklärt der Gesamtleiter Sport, Heiko Butscher, im Gespräch mit dieser Redaktion.

U21 light heißt: In erster Linie sollen U17- und U19-Spieler noch mehr gefördert werden. „Die Ausbildung steht bei uns immer im Vordergrund. Es geht darum, den Topspielern unserer beiden Jugend-Bundesliga-Mannschaften U17 und U19 mehr Spielpraxis gegen starke Gegner im Männerbereich zu geben“, sagt Butscher. Zudem könnten insbesondere junge Spieler der Profimannschaft, die in der Bundesliga oder – im Abstiegsfall – in der 2. Liga selten zum Einsatz kommen, in den Partien unter der Woche wichtige Spielpraxis sammeln. „Das Gros der Mannschaft soll aber das Talentwerk stellen“, betonte Butscher.

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Oberstes Ziel im Talentwerk: Spieler zu Profis ausbilden

Formal ist noch offen, ob der VfL eine Perspektivmannschaft melden will beim Verband, die nur Testspiele bestreitet. Oder ob die Partien als VfL Bochum (Profis) – sofern mehrere Profis eingesetzt werden sollen – oder als U19 laufen sollen. Klar ist: Eine 2015 aus Kostengründen abgeschaffte U23 wird es zumindest vorerst nicht geben beim VfL Bochum.

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Oberstes Ziel sei es, so viele Talente wie möglich zu Profis zu machen. Butscher weiß um den schweren Sprung von der A-Jugend zu den Senioren. Nur wenige Hochbegabte schaffen es. Beim VfL war dies zuletzt Tim Oermann, der in dieser Saison unter Interimstrainer Butscher sein Bundesliga-Debüt feierte gegen Köln und derzeit als Leihspieler beim Wolfsberger AC den Stamm-Innenverteidiger spielt in der 1. Liga Österreichs.

Perspektivteam soll den Durchbruch erleichtern

In der kommenden Saison zählen die U19-Talente Mats Pannewig und Mohammed Tolba fest zum Profikader. In der Länderspielpause trainieren sie – nicht zum ersten Mal – bereits beim Team von Trainer Thomas Letsch. Weitere aktuelle U19-Spieler, so scheint es, werden wohl keinen Profivertrag beim VfL erhalten.

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Ausnahmetalente schaffen es eher zu Profis. Nach Kevin Vogt, Lukas Klostermann, Leon Goretzka, um nur drei zu nennen, waren dies etwa Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap, mittlerweile Nationalspieler. Manche Spieler aber, sagt Butscher, benötigen trotz guter technischer und taktischer Ausbildung ein Jahr länger, um den Durchbruch zu schaffen, körperlich stark genug zu sein, sich zu behaupten. Auch ihnen soll das Perspektivteam den Weg erleichtern. Insbesondere die Robustheit, die Zweikampfhärte, das Durchsetzungsvermögen werden in Testspielen gegen Seniorenteams besser geschult als gegen Nachwuchsmannschaften.

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In der U19 (fast) keine externen Zugänge - VfL setzt viel früher an

Dabei setzt der VfL früh an, um Spieler ganz nach oben zu bringen, erklärt Butscher die Gesamt-Philosophie des Talentwerks: „In der U19 holen wir so gut wie keinen neuen Spieler mehr dazu“, sagt er. Auch für die U17 gibt es im Idealfall nur noch wenig Zugänge. Stößt noch einer dazu, weil er bei anderen Klubs aussortiert wurde, hält Bochum natürlich „die Augen offen“, betont Butscher.

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Wie vor zwei Jahren. Mittelfeldspieler Mats Pannewig wurde bei Schalke nicht übernommen für die Bundesliga-A-Jugend – und hat sich in Bochum prächtig entwickelt. „Mats ist ein außergewöhnlicher Spieler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten“, sagt Butscher, der auch U19-Trainer und damit Pannewigs Trainer ist.

Gegen Konkurrenten wie Borussia Dortmund, aber auch Schalke 04 könnte der VfL finanziell ohnehin nicht mithalten, mit Geld kann Bochum im Konzert der ganz großen Klubs nicht punkten. Dortmund etwa verpflichtet für die U17 und U19 auch internationale Top-Talente, längst auch für Millionenbeträge.

Bochum setzt auf junge Spieler aus Bochum, dem Ruhrgebiet und Westfalen

Bochum setzt lokal und regional an. Erstes Ziel: „Die besten Bochumer Jungs sollen beim VfL spielen“, sagt Butscher. Von der U9, U10 aufwärts im optimalen Fall – Tim Oermann, zuvor auch Maxim Leitsch sind Musterbeispiele für diesen Weg. Dafür würden die Kooperationen mit den örtlichen Vereinen und Trainern immer mehr ausgebaut, der Austausch enger, erklärt der Talentwerk-Leiter. Es gibt auch Schulungen von den (Profi-)Trainern des VfL Bochum.

Von der U13 bis zur U16 dann hat der VfL das Ruhrgebiet und Westfalen im Fokus. Zehn größtenteils auf Minijob-Basis arbeitende Scouts – im Vergleich zu den Topklubs sind das noch wenige – sind auf den Plätzen unterwegs am Wochenende, sehen D- und C-Jugendspiele. „Wir haben viele junge Talente hier bei uns vor Ort und in der Nähe. Wir müssen sie nur finden“, sagt Butscher.

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Bochum werbe mit seinem Gesamtkonzept; auch damit, „dass sich die Spieler hier wohl fühlen. Wir geben ihnen die Zeit, sich bei uns im Nachwuchsleistungszentrum konstant und kontinuierlich zu entwickeln, wollen sie bestmöglich ausbilden.“