Bochum. Erhan Masovic stand beim 1:0 des VfL Bochum gegen Leipzig drei Mal im Fokus. Zweimal hatte er Glück, einmal Pech. So bewertet es Trainer Letsch.

Erhan Masovic ist nun auf Länderspielreise. Der 24-Jährige darf wieder für Serbien ran, nachdem er es nicht in den WM-Kader geschafft hatte. „Das freut mich für Erhan. Nach der Nicht-Nominierung für die WM war er enttäuscht“, sagte Trainer Thomas Letsch am Montag nach dem ersten Training nach dem Sieg gegen Leipzig (1:0). Und noch mehr freut es den Coach des VfL Bochum natürlich, dass Masovic sich diese Nominierung mehr als verdient hat – mit seinen Leistungen in diesem Jahr für den VfL.

Zum einen in der Abwehrzentrale. „Er verteidigt mit Ruhe und gleichzeitiger Aggressivität“, sagt Letsch, der mit Masovic und Abwehrboss Ivan Ordets sein Stamm-Duo gefunden hat. „Erhan hat einen Riesenstep gemacht auch in der Kommunikation“, so Letsch, der schon vor Wochen erklärt hatte, dass Masovic mehr und mehr das Kommando mit übernimmt auf dem Platz.

Null Tore bis Ende 2022 - vier Tore in diesem Jahr: Masovic hat einen Lauf

Und er trifft auch noch wie ein gelernter Mittelstürmer, mit Torriecher und Köpfchen, nach Standards. Seit Oktober 2020 spielt er bereits für den VfL, bis zum Januar dieses Jahres hatte er noch nie ein Tor erzielt, auch bei seinen früheren Klubs nicht. „Die Tore steigern das Selbstvertrauen natürlich noch“, weiß der Trainer.

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Vier Mal netzte der Verteidiger, der wie Ordets bei eigenen Standards im gegnerischen Strafraum als kopfballstarker Spieler gefragt ist, nun in der Rückrunde ein. Erst mit reichlich Glück in Mainz nach einer Ecke, als er eher angeschossen wurde. Dann gegen die TSG Hoffenheim per Kopf nach einer Ecke, dann zum 2:0 in Köln mit einem Schuss, der den ganzen Sieges-Willen demonstrierte, nach einer eigentlich missratenen Freistoßvariante. Und nun zum 1:0 per Kopf gegen Leipzig in Folge eines Einwurfs von Christopher Antwi-Adjei, die beim VfL so scharf sind wie Eckbälle. Was für ein Lauf.

Masovic erntet viel Lob - und setzt Hofmann grinsend unter Druck

Masovic ist nun Bochums alleiniger zweitbester Schütze nach Philipp Hofmann (7) und vor Simon Zoller (3). „Ich habe ihm (Hofmann, die Red.) schon nach dem Köln-Spiel gesagt, dass ich ihn noch einhole“, sagte der neue Goalgetter des VfL grinsend nach dem Leipzig-Streich. Auch Kapitän Anthony Losilla lobte den aufblühenden Abwehrmann: „Unser Torjäger Erhan Masovic war schon wieder richtig positioniert“, freute sich Losilla. „Aber er ist nicht nur offensiv wichtig, sondern auch defensiv. Wir haben wieder Stabilität gefunden, Erhan ist mitverantwortlich dafür.“

Masovic’ breite Brust zeigte sich auch in den Interviews. Sechs Punkte aus den letzten zwei Spielen, verriet Masovic, habe er tatsächlich nicht auf dem Zettel gehabt. „Ich habe nur mit vier Punkten gerechnet“, sagte er. Das Erfolgsrezept? Gewiss nicht er allein. Masovic: „Wir kämpfen als Team, wir gewinnen als Team.“

Tritt gegen Werner: Masovic kommt mit Gelber Karte davon

Masovic stand in einer Nerven aufreibenden, von Leidenschaft geprägten Partie bei zwei weiteren Szenen im Mittelpunkt. Die erste Szene hätte die Partie in eine ganz andere Richtung kippen lassen können. In der ersten Halbzeit trat er Leipzigs Timo Werner bei einem Umschaltmoment der Gäste in die Wade, hob schnell entschuldigend beide Arme. Er sah die Gelbe Karte. Für RB-Coach Marco Rose wäre Rot die richtige Farbe gewesen. „Es war keine Absicht, absolut nicht bösartig“, meinte VfL-Coach Letsch am Montag. „Gelb war für mich daher in Ordnung.“ Allerdings räumte Letsch ein, dass auch eine Rote Karte „sicherlich keine krasse Fehlentscheidung gewesen wäre. Da haben wir etwas Glück gehabt.“

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Klares Foul von Orban an Masovic: Elfmeterpfiff bleibt aus

Später hatte Bochum Pech. Schiedsrichter Sascha Stegemann, der keine klare Linie fand in diesem intensiv umkämpften Spiel, ließ nach einem klaren Tritt im RB-Strafraum von Willi Orban in den hinteren Oberschenkelbereich von Masovic weiterlaufen. Auch der VAR griff überraschenderweise nicht ein – ein Elfmeter wäre zwingend gewesen und hätte vielleicht das 2:0 für Bochum bedeutet. Für Letsch war das nach wiederholtem Studium der TV-Bilder „ein klarer Elfmeter“.

Letztlich war es den Bochumern egal, das 1:0 hielt nach einer dramatischen Schlussphase dank Torwart Manuel Riemann und „etwas Glück, das wir uns verdient haben“, so Letsch. Auf Masovic muss er nun im Training verzichten. Er hofft auf seinen dritten Länderspieleinsatz, Serbien startet in die EM-Qualifikation für die Endrunde in Deutschland 2024. Es geht gegen Litauen (24. März) und Montenegro (27. März). Beim Spiel des VfL in Frankfurt kommende Woche Freitag (31. März, 20.30 Uhr) wird er aber, sofern gesund, mit Sicherheit wieder für Bochum auflaufen.