Bochum. Vor zwei Wochen war die Stimmung im Keller, jetzt liegt der VfL Bochum klar auf Kurs Klassenerhalt. Dafür gibt es einige Gründe. Ein Kommentar.

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, als der VfL Bochum gefühlt komplett am Boden lag. 0:2 gegen Schalke, Pfiffe von den Rängen, Sturz auf Rang 18. Und nun? 2:0 in Köln. 1:0 gegen Leipzig. Der Sprung auf Rang 14 mit vier bis fünf Punkten Vorsprung auf die Abstiegs- und Relegationsränge. So schnell können sich Fakten und Stimmungen drehen. Dafür gibt es Gründe.

VfL Bochum rückt nach Schalke-Pleite "enger zusammen"

Die Niederlage gegen Schalke, sie entpuppt sich als zweiter Wendepunkt in dieser Saison nach dem Trainerwechsel im vergangenen Spätsommer.

„Wir sind enger zusammengerückt“, erklärte Stürmer Philipp Hofmann nach dem Defensiv-Glanzstück gegen den Champions-League-Klub aus Sachsen. Fakt ist: Trainer Thomas Letsch und sein Team haben in der Woche nach dem Schalke-Schock viel diskutiert, sich die Meinung gegeigt, Lösungen gesucht – mit dem Coach als klaren Chef. Letsch hat seine erste sportliche Krise beim VfL gemeistert, den richtigen Ton getroffen – und die richtige Mischung gefunden.

VfL Bochum: Arbeit gegen den Ball rückt noch mehr in den Fokus

Die Spieler haben sich eingeschworen auf „elf Endspiele“, sagte Hofmann. Zwei davon haben sie nun gewonnen, weil jeder für den anderen rackerte und das Matchglück auf ihre Seite schlug. Die Spieler haben den von Letsch erhofften und geforderten Spaß an der Tor-Verhinderung in den Fokus ihres Schaffens gerückt. So geht Abstiegskampf.

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Angefangen bei Torwart Manuel Riemann, dessen Kernjob ja genau das ist, Tore zu verhindern. Der Keeper stand erstmals in seiner VfL-Zeit stark in der Kritik. Extern teils unbarmherzig persönlich, aber auch intern nach arg vielen entscheidenden Patzern. Letsch wollte „alles auf den Prüfstand stellen“, dachte also zumindest über einen Wechsel im Tor nach. Michael Esser aber fiel vor dem Köln-Spiel erkrankt aus, womit sich der Trainer eine schwierige Entscheidung ersparen konnte.

VfL Bochum: So fand Manuel Riemann zu alter Stärke zurück

Riemann konzentriert sich sichtbar mehr auf sich selbst als auf das Zurechtweisen seiner Kollegen, glänzte mit zwei Topleistungen, wurde von den Kollegen wie Ivan Ordets mehrmals abgefeiert, wie sich überhaupt die Spieler abfeierten für Befreiungsschläge, für Grätschen. In dieser Form ist Riemann ein ganz starker Rückhalt wie in den Jahren zuvor auch, in dieser Art tritt Bochum wie ein Team auf, das sich mit jeder Zehe gegen individuell höhere Qualität wehrt.

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Riemanns Vorderleute übernehmen dabei offensichtlich mehr Verantwortung. Ivan Ordets und Erhan Masovic sind besonders zu nennen. Die Innenverteidigung war eine Dauerbaustelle des VfL in dieser Saison. Auch aus Verletzungs- und Krankheitsgründen konnte sich nie ein Duo länger einspielen.

Masovic und Ordets lösen das Problem in der Innenverteidigung

Mit Ordets und Masovic hat Letsch ein stabiles Abwehrzentrum gefunden, das auch den Ton mit angibt. Ebenso wie ja immer schon Kapitän Anthony Losilla, der Unverzichtbare im defensiven Zentrum, der in Bremen und gegen Schalke eben schmerzlich vermisst wurde. Mit Patrick Osterhage setzt Letsch zudem spät, aber offenbar nicht zu spät auf einen laufstarken, in erster Linie fleißigen Mann an Losillas Seite, der genau wie Masovic auch für die Zukunft des VfL steht.

Mit Konstantinos Stafylidis vertraute er einem weiteren Mentalitätsspieler der rustikaleren Art. Und auch ein bisher selten als Defensivmonster in Erscheinung getretener Takuma Asano fügt sich in die gemeinsame Abwehrarbeit mit Leidenschaft ein.

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg: Taktisch saßen die kleinen, aber mit entscheidenden Kniffe in Köln und gegen Leipzig. Im Kern: Noch mehr Mann-Orientierung gegen den Ball, mehr Aggressivität und Zweikampfhärte und im Aufbau weniger lange Schläge von Riemann – wobei diese, zu Recht angesichts der fußballerischen Klasse von Riemann und des Tempos von Antwi-Adjei oder Asano, ein Mittel der Wahl bleiben.

VfL Bochum: Direkter Klassenerhalt ist als Einheit machbar

Kurzum: Letsch hat in den vergangenen zwei Wochen eine Einheit gefunden, zu der er einige weitere Spieler zählt wie Dominique Heintz, die ihren Job mit Bravour erledigen nach ihren Einwechslungen. Der Klassenerhalt ist damit längst nicht erreicht, zwei Niederlagen später kann die Tabellenwelt schon wieder ganz anders aussehen. Hält Bochum aber die Spannung so hoch wie zuletzt, geht er weiterhin jedes Spiel wie ein Endspiel an, kann der als Abstiegs-Kandidat Nummer eins gehandelte VfL am Ende den Klassenerhalt feiern – sogar ohne eine Saisonverlängerung namens Relegation.