Bochum. Ein Mutmacher für den VfL Bochum ist die Krise der meisten Abstiegskonkurrenten, von Stuttgart, Hertha, Hoffenheim: die Jahrestabelle, die Lage.
Der VfL Bochum ist nach dem 0:2 gegen den FC Schalke 04 auf den letzten Platz abgerutscht. Vor dem Spiel beim 1. FC Köln am Freitag (20.30 Uhr/Sky) hat der VfL erst 19 Punkte geholt in 23 Partien. Sein einziges Remis holte er im Hinspiel, als Interimstrainer Heiko Butscher den VfL zum 1:1 und damit dem Ende der Niederlagenserie führte. Sechs Siege folgten noch unter Trainer Thomas Letsch, aber auch zehn der 16 Niederlagen.
Dass Bochum trotzdem weiterhin vom Ziel Klassenerhalt sprechen darf, hat viel mit der Schwäche der Konkurrenz zu tun. Auch Schalke 04, die TSG Hoffenheim, der VfB Stuttgart haben erst 19 Punkte, das ist eine einmalige Konstellation in der langen Bundesliga-Geschichte. Hertha BSC hat erst 20 Punkte – so eng war es elf Spiele vor Schluss noch nie. „Wir sind mittendrin“, sagt Letsch daher trotz vier Niederlagen zuletzt. Denn Krise ist auch woanders, teils deutlich heftiger, in jedem Fall weniger erwartbar.
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Stuttgart und Hoffenheim noch erfolgloser als der VfL Bochum
Augsburg hat sich zwar vorerst verabschiedet mit nun bereits 27 Punkten (davon zwölf in den letzten acht Partien 2023). Doch außer Schalke punktete die Abstiegskonkurrenz in diesem Jahr, also nach der langen WM-Pause, nicht besser oder noch schlechter als der VfL. Auch wegen des guten Auftaktes der Bochumer. Hertha verlor im Ruhrstadion 1:3, Hoffenheim gar 2:5, diese sechs Punkte halten den VfL (19 Punkte/24:56 Tore), der das schlechte Torverhältnis wohl kaum noch aufholen kann, im Rennen (sechs Punkte in den acht Spielen dieses Jahres/8:22 Tore).
Hertha BSC: Bobic-Aus, Gerichtsstreit, sportliche und finanzielle Sorgen
Blickpunkt Hertha BSC (20 Punkte/28:44 Tore – 6 Punkte in diesem Jahr/9:22 Tore). Die Berliner gingen zuletzt in Leverkusen mit 1:4 unter, enttäuschten auswärts einmal mehr. Nach vier Niederlagen zum Jahresauftakt stabilisierte sich die Hertha nur daheim, gewann zuletzt gegen Mönchengladbach mit 4:1 und gegen Augsburg mit 2:0.
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Im Umfeld bleibt es gewohnt unruhig. Ex-Manager Fredi Bobic, der nach dem verkorksten Start und öffentlicher Rüpel-Auftritte gegen musste, und Hertha streiten sich vor Gericht, das persönliche Theater bestimmt viele Schlagzeilen. Erhebliche finanzielle Sorgen belasten das Klima ohnehin.
Am Samstag geht es gegen Mainz 05, danach zur TSG Hoffenheim – zwei Schlüsselspiele. Stürmer Wilfried Kanga ist ins Training zurückgekehrt, der Ex-Mainzer Boetius indes wird wochenlang ausfallen (Schulterverletzung).
Stuttgart: Labbadia erfolgloser als Vorgänger Wimmer
Blickpunkt VfB Stuttgart (19/28:40 – 5/10:13 Tore). In der WM-Pause übernahm Bruno Labbadia das Traineramt von Interimscoach Michael Wimmer, der zuvor wichtige Heimsiege gegen Bochum, Augsburg und Hertha geholt hatte nach dem Aus von Pellegrino Matarazzo. Fabian Wohlgemuth löste Sportdirektor Sven Mislintat ab.
Die Hoffnung: kurzfristiger Erfolg mit VfB-Rückkehrer Labbadia (56), einem erfahrenen Abstiegskampf-Mann. Zwei Remis gegen Mainz und in Hoffenheim, ein 3:0 gegen Köln stehen zu Buche. Die anderen Partien gingen meist knapp verloren. Auch das Schlüsselspiel auf Schalke (1:2) und zuletzt das Samstagabend-Spiel gegen Bayern (1:2).
Es rumort im Klub, im Team. Labbadia war und ist umstritten. Ein Vorwurf: Waldemar Anton, zuvor gesetzter Innenverteidiger, hat als rechter Außenverteidiger Probleme. Mit Serhou Guirassy fehlt dem VfB seit Februar sein bester Stürmer, im April könnte er zurückkehren. Stuttgart spielt nun bei Eintracht Frankfurt, danach kommt Wolfsburg.
Hoffenheim: Trainerwechsel bisher ohne Erfolg - Endspiel gegen Hertha
Blickpunkt TSG Hoffenheim (19/29:42 – in diesem Jahr 1 Punkt/7:20 Tore). Was für eine Talfahrt. Seit 13 Partien ist Hoffenheim, dessen Kader auf europäischen Wettbewerb ausgerichtet ist, ohne Erfolg. Seit dem 2:2 gegen Stuttgart gingen sieben Partien in Serie gingen verloren – zuletzt drei Mal mit 0:1 und vier Mal unter dem neuen Trainer. Denn nach dem 2:5 in Bochum übernahm Ex-VfB-Coach Pellegrino Matarazzo von Andre Breitenreiter. Hoffenheim spielt nun in Freiburg, dann steigt ein erstes „Endspiel“ daheim gegen Hertha.
Schalke: Mit breiter Brust ins BVB-Derby
Blickpunkt Schalke 04 (19/18:42 – in diesem Jahr 10 Punkte, 5:11 Tore). Das Team von Ex-VfL-Trainer Thomas Reis ist das einzige Kellerkind mit Rückenwind, ist in der Rückrunde sogar noch unbesiegt: Vier Mal 0:0, 2:1 gegen den VfB, 2:0 in Bochum. Nach dem Jahresauftakt in Frankfurt (0:3) und gegen RB Leipzig (1:6) schien Schalke weg vom Fenster, geht jetzt mit breiter Brust ins Derby gegen den BVB am Samstag. Danach will Königsblau in Augsburg punkten.