Bochum. Der VfL Bochum rutscht nach dem 0:2 gegen Freiburg auf einen Relegationsplatz. Für Trainer Letsch lag es an “Kleinigkeiten“. Die Reaktionen.

Keven Schlotterbeck war schon oft genug in dieser Situation, in der alle Augen darauf warten, gleich einen Ball mit viel Schnitt in den Strafraum fliegen zu sehen. Diesmal aber musste der 25-Jährige einen von Vincenzo Grifo getretenen Eckstoß in einem Pflichtspiel verteidigen – und nicht bloß im Training. Verhindern, was in der 44. Spielminute passieren sollte, als erst Grifo den Ball herein zirkelte und Michael Gregoritsch ihn schließlich aus wenigen Metern zum 1:0 ins Tor wuchtete, konnte allerdings auch Schlotterbeck nicht. „Ich wusste genau, wo Gregoritsch war“, analysierte der Innenverteidiger später. „Aber ich bin geblockt worden, dann fehlte mir der Meter.“

VfL-Trainer Letsch lobt auch den Gegner

Vor wenigen Wochen hatte das Trio ja noch gemeinsam beim SC Freiburg gespielt, ehe der VfL Bochum Schlotterbeck als Leihgabe abgeworben hatte. Am Samstagnachmittag sahen sie sich im Bundesliga-Spiel im Ruhrstadion wieder – mit dem besseren Ende für Schlotterbecks Stammverein aus dem Breisgau, der durch Treffer von Gregoritsch und Lucas Höler (51.) mit 2:0 (1:0) in 30-minütiger Überzahl gewann. VfL-Kapitän Anthony Losilla sah in der 63. Minute die Rote Karte wegen groben Foulspiels. Nach zuletzt fünf Heimsiegen in der Liga in Serie gingen die Bochumer damit zum ersten Mal seit Anfang September (0:2 gegen Werder Bremen) als Verlierer vom Feld und rutschten in der Tabelle auf den Relegationsplatz ab.

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„Kleinigkeiten“ hätten die Partie am Samstagnachmittag vor 25.100 Zuschauerinnen und Zuschauern im Ruhrstadion entschieden, meinte VfL-Trainer Thomas Letsch. Und Grifos Eckball kurz vor der Pause gehörte dazu. „Natürlich können wir danach suchen, was wir falsch gemacht haben“, sagte der 54-Jährige. „Es waren aber ein sensationeller Eckball, gute Abläufe und dann rappelt es.“

"Abnutzungskampf" zwischen Bochum und Freiburg

Bis dahin hatten sich beide Teams einen „Abnutzungskampf“ geliefert, wie es Letsch formulierte. Zwei, drei harmlose Schüsse gab der VfL im ersten Durchgang durch Christopher Antwi-Adjei (5.) und Takuma Asano (17.) ab. Erst nach 26 Minuten köpfte Freiburgs Gregoritsch mal in die Arme von VfL-Torwart Manuel Riemann. Das Rangeln um zweite Bälle verlegten die Profis vor allem zwischen die Strafräume. Umschaltmomente oder schnelle Zuspiele hinter Freiburgs tiefstehende Abwehrkette gelangen den VfL-Angreifern nicht. Die Führung der Breisgauer kam in einem Spiel, das von Minute eins an nach einem torlosen Remis roch, da wie aus dem Nichts.

Schon einige Male hatten die Bochumer in dieser Saison bewiesen, dass sie sich von Rückschlägen nicht allzu lang irritieren lassen – und das war auch am Samstag so. Aber es sollte schnell eine weitere Enttäuschung folgen. Schlotterbeck stocherte den Ball zwar raus aus dem Strafraum, aber hin zu Christian Günter, der ungestört flanken konnte. In der Mitte sprang Lucas Höler höher als Konstantinos Stafylidis und köpfte zum 2:0 (51.) ein.

Harte Entscheidung: Rot für VfL-Kapitän Losilla

Die Bochumer spielten weiter engagiert nach vorne, mussten das ab der 63. Minute jedoch in Unterzahl tun. Losilla traf Nicolas Höfler mit gestrecktem Bein am Schienbein – und Schiedsrichter Felix Zwayer kramte dafür die Rote Karte aus seiner Hosentasche hervor. „Mit der VfL-Brille auf hätte ich natürlich anders entschieden“, sagte Trainer Letsch, der die Szene zuvor nur einmal am Bildschirm gesehen hatte und sie daher bloß „mit Vorbehalt“ bewerten wollte. „Jeder kennt Toto als fairen Spieler. Der Ball springt ihm weiter weg, er kommt dann noch dran mit gestrecktem Bein, die Sohle ist offen. Es ist eine harte Entscheidung, aber keine Fehlentscheidung. Man kann auch Gelb geben.“

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Chancen erarbeiteten sich dann auch zehn Bochumer. Freiburgs Torwart Mark Flekken kratzte den besten Versuch von Philipp Hofmann von der Linie (70.). „Wenn wir das 1:2 machen, brennt die Hütte“, glaubte Schlotterbeck. „Nichtsdestotrotz haben wir ein gutes Spiel gemacht, Charakter gezeigt und unsere Tugenden auf den Platz gebracht.“

Bochum jetzt gegen Werder Bremen

Nun müsse bis zum Auswärtsspiel in Bremen am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) an „ein, zwei Stellstrauben gedreht werden“, so der ausgeliehene Abwehrspieler. Auch Trainer Letsch ist davon überzeugt, dass „die Niederlage uns nicht umwirft.“ Im Gegenteil: „Unsere Heimserie ist gerissen, jetzt müssen wir auswärts eine starten.“