Bochum. Anthony Losilla sieht beim 0:2 gegen Freiburg Rot. Zwayers Entscheidung sorgt für Frust: Der Kapitän fehlt dem VfL Bochum in wichtigen Spielen.
Seit 2014 spielt Anthony Losilla für den VfL Bochum. 297 Pflichtspiele hat er bestritten für den Revierverein, nur ganz selten mal einen Einsatz von Beginn an verpasst. Mit einer glatten Roten Karte vom Platz geflogen war er mal in Frankreich und mal im Trikot von Dynamo Dresden, im November 2012 war das im Zweitliga-Spiel gegen Jahn Regensburg.
Als Bochumer sah Losilla drei Mal Gelb-Rot, zuletzt vor viereinhalb Jahren in Heidenheim. Mit „Rot“ vom Feld musste der Routinier, der im März 37 Jahre alt wird, noch nie - bis zum Bundesliga-Heimspiel gegen den SC Freiburg (0:2) an diesem Samstag, 18. Februar.
Hofmann nennt Rot "Fifty-fifty"-Entscheidung
Schiedsrichter Felix Zwayer zeigte dem VfL-Kapitän die Rote Karte nach einem Foul an Nicolas Höfler in der 63. Minute. Losilla hatte sich im Mittelfeld den Ball zu weit vorgelegt, setzte nach und traf dabei mit gestrecktem Bein und offener Sohle erst das Schienbein und dann den Fuß von Höfler. Sicherlich keine Absicht – aber vertretbar? Letztlich, so der Tenor der heißen Diskussionen hinterher, eine Kann-, aber keine Muss-Entscheidung.
Die Fans im Stadion machten sich ihrer Wut Luft und belegten Schiedsrichter Zwayer mit lautstarken, minutenlangen Schmähgesängen.
„Fifty-fifty“ meinte VfL-Stoßstürmer Philipp Hofmann dazu. „Letztlich können wir es nicht ändern, wir haben danach nochmal alles versucht.“ VfL-Verteidiger Keven Schlotterbeck, der in die Startelf zurückgekehrte Leihspieler vom SC Freiburg, urteilte ähnlich. „Ich habe es nochmal am Bildschirm gesehen. Wenn er Gelb gibt, bleibt es bei Gelb. Wenn er Rot gibt, bleibt es bei Rot. Toto trifft den Ball, er trifft ihn dann am Schienbein mit offener Sohle“. In jedem Fall, so Kevin Stöger, der mit einigen Entscheidungen des auch beim Publikum schwer in Ungnade gefallenen Schiedsrichters haderte, war und ist Losillas Ausfall „ein bitterer Verlust für uns“.
Letsch: "Mit VfL-Brille hätte ich anders entschieden"
Trainer Thomas Letsch hatte sich vor der Pressekonferenz die Szene erst einmal angesehen am Bildschirm, wollte daher „unter Vorbehalt“ urteilen. „Mit der VfL-Brille hätte ich natürlich anders entschieden“, sagte er zunächst auf die entsprechende Frage. „Jeder kennt Toto als fairen Spieler. Der Ball springt ihm etwas weiter weg, er kommt dann noch dran mit gestrecktem Bein, die Sohle ist offen. Es ist eine harte Entscheidung, aber keine Fehlentscheidung. Man kann auch Gelb geben.“
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Wichtig sei aber vor allem, so Letsch mit Blick auf den getroffenen Nicolas Höfler, der nach einer Behandlungspause weiterspielen konnte, „dass sich der Spieler nicht verletzt hat.“
Losilla fehlt Bochum in wichtigen Partien
Und etwas Positives zog er auch aus der Zeit danach: Mit zehn Mann probierte der VfL noch einmal alles, offensiv in einem 3-4-2, hatte mehr Torchancen als in Gleichzahl. „Ob mit oder ohne Toto, wir haben bis zur letzten Minute dran geglaubt. Die Niederlage wirft uns nicht um, es war lange ein Abnutzungskampf gegen den besten Gegner, den wir bisher unter meiner Regie hier hatten“, sagte Letsch. „Unsere Heimserie ist gerissen, jetzt müssen wir auswärts eine starten.“
Ohne Losilla muss Bochum beim SV Werder Bremen spielen am kommenden Samstag (25. Februar/15.30 Uhr), vermutlich ohne Losilla geht es auch gegen den FC Schalke 04 beim nächsten Heimspiel am 4. März (15.30 Uhr). Letsch: „Ich gehe davon aus, dass er zwei Spiele Sperre bekommt. Das ist hart genug.“ Für Losilla – und für sein Team.
„Toto ist unser Herz im Zentrum, er ist nicht eins zu eins zu ersetzen“, sagte Letsch. „Es gilt Lösungen zu finden, wie wir das Spiel in Bremen angehen ohne ihn.“ Kandidaten sind etwa Pierre Kunde, gegen Freiburg gar nicht eingesetzt, Patrick Osterhage oder die defensiveren Konstantinos Stafylidis und Erhan Masovic.