München. Der VfL Bochum zeigt auch bei der 0:3 (0:1)-Niederlage beim FC Bayern eine ordentliche Leistung. Wie gegen den BVB lädt der VfL den Gegner ein.
Kurz nach dem Spiel des VfL Bochum hatte Anthony Losilla noch keine Gelegenheit, um auf die Ergebnisse der Mitbewerber auf einen Nicht-Abstiegsplatz zu blicken. Der Kapitän des VfL Bochum hatte erst einmal in jedes Mikrofon erklären müssen, warum erneut ein Eigenfehler der Bochumer zu zehnten Niederlage im elften Auswärtsspiel geführt hatte. Diesmal hieß es 0:3 (0:1).
VfL Bochum: Saidy Janko lädt Thomas Müller ein
Es war zwar neuerlich kein sogenannter „unforced error“, wie es ihn beim Tennis gibt. Thomas Müller aber hatte scheinbar allein durch seine Anwesenheit Saidy Janko beim Rückpass auf Manuel Riemann etwas die Kraft aus dem Bein genommen und den Fehler forciert.
Der Pass geriet zu kurz, nicht viel aber immerhin. Müller kam dadurch in die Situation, wieder einmal eins seiner typischen Müller-Tore erzielen zu können. Wobei er sich diesmal weniger als Raum- denn als Rückpass-Deuter verdient machte. Das Ergebnis dieser Müllerei war erneut ein zu vermeidender 0:1-Rückstand für die Bochumer.
Sie konnten zwar hernach für sich reklamieren, erneut eine ordentliche Leistung gezeigt zu haben – und das ist nach den bisher oft gezeigten Leistungen in Auswärtsspielen sehr wohl eine Steigerung. Für den Sieg oder zumindest einen Punkt kamen sie nicht mehr ernsthaft in Frage.
Auch wenn Losilla in den Spielen gegen zwei der besten deutschen Teams, am Mittwoch gegen Dortmund und nun gegen die Bayern, viel Positives gesehen hatte. In seiner Zusammenfassung des Spiels bei den Bayern lag zumindest einiges an Hoffnung. „Wir können viel aus diesen beiden Partien mitnehmen. Am Mittwoch war es ein sehr enges Spiel und heute war es auch eine ordentliche Leistung. Was wir verbessern müssen, sind die Fehler. Die müssen wir abstellen, keine Frage. Gerade gegen solche Gegner.“
VfL Bochum nach Niederlagen gegen BVB und FC Bayern: "Können viel mitnehmen"
Losilla war im Spiel der erste Akteur, der Saidy Janko nach dessen ersten Fehler aufzubauen versuchte. „Fehler können immer passieren“, sagte Losilla. „Wir müssen uns die Fehler nicht gegenseitig vorwerfen. Das hilft nicht. Fehler können immer passieren.“
Die Bayern aber kamen, die Formulierungen an den verschiedenen Stellen in der Berichterstattung wichen da jeweils nur marginal ab, zu einem Sieg im Schongang oder einem Arbeitssieg. Yann Sommer im Bayern-Tor musste genau einmal ernsthaft eingreifen. Philipp Hofmann köpfte zu Beginn des zweiten Abschnitts einen Ball Richtung Winkel. Es war ein Kopfball, der das Spiel möglicherweise, ganz vielleicht und nicht sehr wahrscheinlich hätte kippen lassen können.
Eine Viertelstunde lang beschäftigten die Bochumer die Bayern mit intensivem Anlaufen und energischen Zweikämpfen. „Da waren wir gut im Spiel“, befand Simon Zoller. Er war für Takuma Asano in die Startformation gerückt. „Wie wir die ersten 60 Minuten gespielt haben, ist unser Spiel, das müssen wir beibehalten“, sagte er. „Das zeichnet uns aus, das funktioniert, auch gegen die Bayern. Sie haben heute viele Bälle planlos von hinten herausgespielt. Aber klar, am Ende verlierst du 0:3, fährst nach Hause, traurig, dass es nicht mehr war.“ Die übrigen der sieben Bochumer Torschüsse stellten eben keine Gefahr mehr da.
Anders die Bayern. Die überzeugten ihren Trainer zwar nicht. Julian Nagelsmann grantelte. „Wir sind nicht im Flow, haben in der Liga nur einen Punkt Vorsprung. Wenn wir Vollgas spielen, ist es Fußball, das macht Spaß, das ist Enthusiasmus, dann bewegen wir uns auch. Aber das haben wir nur die ersten sechs Minuten gemacht.“
Trotzdem reichte es zum Sieg. Kingsley Coman (64.) mit einem Beinschuss gegen Riemann und Serge Gnabry mit einem Foulelfmeter (73.) stellten noch auf ein dem Spielverlauf entsprechendes 3:0. Wenn Riemann schlussendlich nicht noch einige Bayern-Abschlüsse gehalten hätte, wären es schließlich doch wieder sieben Gegentore für die Bochumer geworden, wie zuletzt schon zweimal gegen die Bayern.
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Die aber verzichteten vielleicht - unbewusst - darauf, die Bochumer zu deklassieren. Am Tag, an dem die Fan-Lager beider Vereine ihre nun 50 Jahre andauernde Freundschaft mit gemeinsamer Choreografie und gemeinsamen Gesängen feierten, hätte das dann wohl zu sehr auf die Laune gedrückt.
Wobei: vielleicht auch nicht. Die Bochumer Fans hielten sich nicht mit einer Fehleranalyse auf. Sie feierten sich und die Fan-Freundschaft noch lange nach Spielende im Oberrang der Allianz-Arena.
Die Bochumer Profis waren da längst mit dem Mannschaftsbus auf dem Weg zum Flughafen. Nach einer Woche voller Niederlagen waren sie froh, nicht ewig lange im Bus sitzen zu müssen. Losilla fand da mit Sicherheit auch Zeit, auf die Ergebnisse der Konkurrenz zu blicken.
VfL Bochum trifft auf den SC Freiburg
Viel passiert, konnte er feststellen, war durch die zu erwartende Niederlage der Bochumer in München nicht. Und so gehen die Bochumer in eine etwas entspanntere Woche vor dem nächsten Heimspiel gegen eins der Topteams der Liga. Der SC Freiburg ist der nächste Gegner.