Bochum. Viel Auswahl – mehr unzufriedene Spieler: Beim VfL Bochum gibt es Härtefälle, etwa Zoller. Beim FC Bayern könnte ihre Stunde schlagen. Ein Check.

22 Feldspieler sind weiterhin einsatzfähig beim VfL Bochum, nur Cristian Gamboa fällt noch länger aus. Trainer Thomas Letsch muss vor dem Duell beim FC Bayern (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) erneut vier Profis erklären, warum sie nicht einmal zum Aufgebot zählen – oder warum sie nur auf der Bank sitzen. „Ich bin glücklich über die personelle Situation, auch wenn es harte Entscheidungen gibt, die für den einen oder anderen nicht leicht sind“, sagt Letsch. Er will alle mitnehmen, führt Gespräche, betont öffentlich immer wieder: „Jeder ist wichtig.“

VfL Bochum: Letsch mit vielen Härtefällen

Letsch kennt aber natürlich auch die Kehrseite der prallen Auswahl. „Wenn alle fit sind, gibt es mehr Spieler, die unzufrieden sind“, sagt er. „Es gehört für mich dazu, Entscheidungen zu treffen, und für die Spieler gehört es dazu, Dinge runterzuschlucken und zu akzeptieren und weiter auf sich aufmerksam zu machen. Und das machen sie.“

Am Samstag spielt Bochum beim Spitzenreiter FC Bayern, und beim dritten Spiel in acht Tagen wird Letsch nach den intensiven Partien gegen Hoffenheim und Dortmund, als er die Startelf unverändert ließ, Wechsel vornehmen. Kleine Rotation? Große Rotation? Es gelte, die richtige Balance zu finden „aus frischen Spielern und einer eingespielten Mannschaft“, sagt Letsch. Das sind die ersten Alternativen.

Innenverteidigung: Schlotterbeck saß nun zweimal nur auf der Bank

Keven Schlotterbeck kam im Januar auf Leihbasis vom SC Freiburg, gab gleich mit den Ton an auch auf dem Platz, bildete bei den letzten Test- und ersten Pflichtspielen mit Ivan Ordets die Innenverteidigung. Gegen Hertha BSC (3:1) erzielte der 25-Jährige sein erstes Tor, verteidigte stark. In Leverkusen verschuldete er einen Elfmeter zum 0:1, lieferte ansonsten eine ordentliche Partie ab – anders als in Mainz (2:5). Gegen Hoffenheim (5:2) und Dortmund blieb er nur auf der Bank.

Für ihn spielte Erhan Masovic, der im vergangenen Jahr in ein kleines Loch gefallen war, aus dem er sich offenbar befreit hat. Der bis 2025 an den VfL gebundene Serbe überzeugte unterm Strich. Denkbar ist auch, dass Masovic wie in Leverkusen, als er vor allem Florian Wirtz beschattete als Mittelmann zwischen Abwehr und Mittelfeld, die Defensive zusätzlich stützt, um etwa die Kreise eines Jamal Musiala einzuschränken.

Dominique Heintz ein besonderer Härtefall – das sagt Trainer Letsch

Licht, aber auch Schatten zeigte auch Ivan Ordets, der nach der Winterpause nur in Leverkusen fehlte (krank). Neben Schlotterbeck ist Vasileios Lampropoulos eine Alternative, auf dessen Verlässlichkeit auch im Training und als Teamplayer Trainer Letsch große Stücke hält. Lampropoulos spielte nach der WM-Pause aber nur in Leverkusen, gegen Hoffenheim zählte er nicht zum Kader.

VfL Bochum: In Bayern ist auch eine „große Rotation“ denkbar

Noch gar nicht ins Aufgebot geschafft hat es nach seiner Verletzungspause im Vorjahr Dominique Heintz. Der 29-jährige Leihspieler von Union Berlin zählt zu den besonderen Härtefällen. „Er ist voll im Mannschaftstraining, er macht es auch gut und zeigt immer wieder, welche Qualität er auch als Aufbauspieler mit Ball hat“, sagt Trainer Letsch. Dennoch muss sich Heintz erstmal hinten anstellen.

Außenverteidiger: Stafylidis bietet sich für das München-Spiel an

Konstantinos Stafylidis brachte in Mainz etwas Stabilität ins Team nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit als linker Schienenspieler. Danach blieb er wieder auf der Bank. Der Mentalitätsspieler ist zweikampfstark, aggressiv, ausgeruht. Für ihn könnten Aufsteiger Saidy Janko rechts oder, auf Stafylidis’ Stammposition, Danilo Soares links eine Pause bekommen. Beide spielten gegen Hoffenheim und Dortmund über die komplette Distanz. Und: Stafylidis ist wie Masovic auch ein Kandidat, das defensive Zentrum zu festigen.

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Mittelfeldzentrum: Neuzugang Kunde benötigt auch noch Spielpraxis

Pierre Kunde, ausgeliehen von Olympiakos Piräus, ist noch nicht die erhoffte Verstärkung, benötigt sicherlich mehr Spielpraxis. Nur in Leverkusen zählte der international erfahrene Kameruner zur Startelf. Der 27-Jährige ging erst mit unter, zeigte dann aber seine offensiven Qualitäten (ein Tor, eine Vorlage per Ecke). Gegen Hoffenheim spielte er nicht, gegen Dortmund nur rund 20 Minuten – Kundes Stunde könnte in Bayern schlagen. Womöglich für den offensiveren Philipp Förster, der auswärts meist auf die Bank rotierte bisher.

Mit den wohl gesetzten Anthony Losilla und Kevin Stöger könnte Kunde eine laufstarke Achse bilden, die auch nach vorne Impulse setzen kann. Patrick Osterhage hat derzeit einen schweren Stand, konnte nach Einwechslungen zuletzt nicht überzeugen.

Das sagt VfL-Trainer Letsch zur Enwicklung bei Jacek Goralski

Vermutlich noch nicht dabei sein wird weiterhin Jacek Goralski, der die Hinrunde fast komplett verpasst hatte nach einer Augen-Operation und einer muskulären Verletzung. Der polnische Nationalspieler (30) stieg erst im Januar wieder ein. „Nach seiner Verletzung kam er immer besser rein, war auf einem ganz gutem Level und ist dann in ein kleines Loch gefallen“, sagt Trainer Letsch. „Jetzt kommt er wieder raus aus dem Loch. Seine Ansprüche sind langsam aber sicher ein Kaderplatz.“

Angriff: Letsch lobt Holtmanns Einsatz gegen Dortmund

Philipp Hofmann ist gesetzt – oder erhält der VfL-Torjäger eine schöpferische Pause? Der siebenmalige Torschütze investiert stets viel, ist für das Spiel des VfL mit langen Bällen mit seiner Wucht und Fähigkeit, die Bälle am Boden und in der Luft festzumachen, eigentlich unverzichtbar. Moritz Broschinski ist die erste Alternative. Der im Januar vom BVB U23 geholte Newcomer hat als Joker Silvere Ganvoula verdrängt.

Auf der Außenbahn haben zweimal der seit Wochen formstarke und gegen Hoffenheim überragende Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano lange gespielt. In Mainz begannen Simon Zoller und Gerrit Holtmann. Das ging schief – beide aber können sich dennoch berechtigte Hoffnungen auf einen Startelf-Einsatz machen.

Gegen den BVB wurde von ihnen nur Holtmann eingewechselt für die letzten 20 Minuten. „Er hat es gut gemacht. Wenn er den Ball am Fuß hat, ist er extrem stark, das hat er gegen den BVB gezeigt. Er hat frischen Wind reingebracht“, lobt Trainer Letsch.

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Aber auch Zoller, ein Führungsspieler des Teams, sei „absolut eine Alternative“, sagt Letsch. Zoller stand gegen Hertha und in Mainz in der Startelf, gegen Hoffenheim wurde er spät eingewechselt, gegen Leverkusen und Dortmund spielte er gar nicht – Moritz Broschinski erhielt als wuchtiger Stürmer, der vielleicht noch einen Standard versenken kann, am Ende des Pokal-Kampfes den Vorzug. „Für Simon ist es gerade nicht so einfach“, räumt Trainer Letsch ein. „Aber er ist für uns ein ganz wichtiger Spieler, der auch viele Spiele von Anfang gespielt hat.“

Letsch weiß aber, dass lobende Worte allein einen langjährigen und ehrgeizigen Stammspieler nicht zufrieden stimmen. „Am Schluss muss der Spieler Taten sehen, das ist klar. Simon hat natürlich einen anderen Anspruch als nicht zu spielen.“