Mainz. Der VfL Bochum arbeitet die Niederlage bei Mainz 05 auf. Patrick Fabian findet klare Worte für die Leistung der Mannschaft.
Thomas Letsch hatte seine Schlagfertigkeit am späten Samstagabend nicht verloren. Zwei Treffer hatte der Trainer des VfL Bochum als Gast des Aktuellen Sportstudios im ZDF an der Torwand vorgelegt. Zwei Tore, „wie der VfL Bochum heute“, meinte Moderator Sven Voss. „Dann macht er fünf“, meinte Letsch in Richtung des Amateurfußballers Simon Bartke.
Der 54-jährige Coach, seit September erstmals in der Bundesliga aktiv, gewann das Duell mit 2:1. Er gab nicht nur an der Torwand ein gutes Bild ab – ganz anders als sein Team ein paar Stunden zuvor.
VfL Bochum: Philipp Hofmann völlig aus dem Spiel genommen
Mit 2:5 (0:3) ging Bochum unter beim zuvor sechs Mal in Folge sieglosen FSV Mainz 05. Weil Mainz „gedanklich schneller“ war und Bochum vor allem in der desaströsen ersten Halbzeit „nur reagiert“ habe, so Letsch. Die Spieler wurden nach dem Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten noch deutlicher: „Wir haben die erste Halbzeit weggeschmissen“, sagte Stürmer Philipp Hofmann konsterniert. „Ich hoffe, das war eine letzte Warnung.“
Nach drei Siegen, nach dem 3:1 gegen Hertha BSC zum Jahresauftakt und einer ordentlichen Leistung in Leverkusen (0:2) gönnte sich der VfL einen „brutal enttäuschenden Auftritt, der so nicht erwartbar war“, sprach Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian Klartext. „Ich habe nach den letzten Spielen gesagt: Wenn wir nur einen Hauch nachlassen, was die Intensität und Konzentration betrifft, dann wird es in jedem Spiel schwer für uns.“ Dann hechelt der VfL hinterher. Dann ist er defensiv zu langsam, zu löchrig und offensiv harmlos – vor allem, wenn der Gegner Bochums Sturmspitze und Ball-Festmacher Philipp Hofmann aus dem Spiel nimmt wie es Mainz gelang. In der ersten Stunde ließ der VfL alles vermissen, was Abstiegskampf ausmacht. Leidenschaft. Intensität. Fokussierung.
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Fehlerketten mit Aussetzern einer Reihe von etablierten Spielern wie Danilo Soares, Ivan Ordets, Keven Schlotterbeck oder Kevin Stöger führten zum 0:1 von Jae-Sung Lee nach nur 46 Sekunden, zum 0:2 von Sven Widmer nach 17 Minuten, zum 0:3 von Karim Onisiwo nach 28 Minuten und zum 0:4 von Onisiwo nach 58 Minuten. „Wir haben die Tore hergeschenkt“, meinte Letsch, der seine Startelf auf vier Positionen verändert hatte und nach der Pause vier frische Kräfte brachte.
Doch an der Rotation konnte man das Debakel nicht festmachen, „er hätte auch alle elf auswechseln können“, sagte Kapitän Anthony Losilla. Erst nach dem 1:4 von Winterzugang Pierre Kunde und dem 2:4 von Erhan Masovic (70./72.) ging ein Ruck durchs Team, ehe der überragende Onisiwo den Deckel draufmachte. Losilla: „Wir haben viel zu spät reagiert. Wir haben lange keine Bereitschaft gezeigt, die Zweikämpfe zu gewinnen, haben fast alle zweiten Bälle verloren.“
VfL Bochum übt Selbstkritik
An Selbstkritik mangelt es nicht. Die Probleme der eklatanten Defensiv- und Auswärtsschwäche aber löst Einsicht allein ja nicht: 44 Gegentore und neun Niederlagen auf fremdem Platz in zehn Spielen sind die Bilanz eines Absteigers. „Über das Torverhältnis werden wir die Klasse nicht halten“, stellte Letsch fest. „Es geht nur über Punkte.“ Zwölf der 16 Zähler holte der VfL im Ruhrstadion. Unter Letsch gewann er alle vier Heimspiele – und kehrte nach ähnlich furchterregenden Pleiten stets zurück. Nach dem 0:4 in Leipzig feierte Bochum ein 3:0 gegen Frankfurt, nach dem 1:4 in Stuttgart ein 2:1 gegen Union Berlin, nach dem 0:4- und 0:3-Doppelpack in Wolfsburg und Dortmund ein 2:1 gegen Mönchengladbach. „Der Charakter in der Mannschaft stimmt. Diese Niederlage wirft uns nicht um“, betonte Letsch.
Weil auch die Abstiegskonkurrenten erfolglos waren, bleibt Bochum auf Relegationsrang 16 mit Tuchfühlung auf die direkten Nicht-Abstiegsplätze. „Wir sind dran“, strich Letsch die „positive Gesamtentwicklung“ heraus.
Um das Ziel zu erreichen, muss der VfL auswärts die Kurve kriegen – und darf zu Hause keine Schwäche zeigen. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt die kriselnde TSG Hoffenheim, ehe das Pokalderby gegen den BVB ansteht (8. Februar, 20.30 Uhr) und der Gang zum FC Bayern folgt (11. Februar). Die Hoffenheimer haben nur drei Punkte mehr als Bochum – ein Schlüsselspiel. Patrick Fabian: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir ein anderes Gesicht zeigen werden.“