Essen. Der VfL Bochum kassiert eine deftige 2:5-Pleite bei Mainz 05. Für Trainer Thomas Letsch ist das zu verkraften. Er führte den VfL aus der Krise.

Über das Timing war Thomas Letsch (54) nicht sonderlich glücklich. Als der Trainer des Fußball-Bundesligisten VfL Bochum vor einer Woche in das ZDF-Sportstudio eingeladen wurde, hatte seine Mannschaft gerade einen wichtigen Heimsieg über Hertha BSC eingefahren und erstmals in dieser Saison die Abstiegsränge verlassen. In der Folge gab es für den VfL und Letsch nicht viel zu feiern. Am Mittwoch unterlag der Revierklub bei Bayer Leverkusen (0:2) und am Samstag, am Tag seines großen TV-Auftritts, kamen die Bochumer bei Mainz 05 richtig unter die Räder und verloren mit 2:5 (0:3). "Das ist nicht sehr glücklich", merkte der 54-Jährige zu Beginn der Sendung an.

Aufarbeitung beim VfL Bochum erst am Sonntag

So musste er auch gemeinsam mit Moderator Sven Voss den enttäuschenden Auftritt seiner Mannschaft in Mainz analysieren. Vor allem in der ersten Halbzeit habe sein Team "nur reagiert" statt zu agieren. Jae-Sung Lee traf bereits nach 50 Sekunden für die Gastgeber, die bis zur Pause auf 3:0 erhöhten. "Wir haben den Gegner eingeladen. Jeder wusste, dass wir einen schlechten Tag hatten", sagte Letsch, der es grundsätzlich so halte, mit seiner Mannschaft erst am Tag nach dem Spiel ins Detail zu gehen. "Ich bevorzuge es, am Tag danach zu sprechen. Ohne Emotionen."

Dass seinen Spielern am Sonntag in Bochum kein angenehmes Gespräch bevorstehen wird, deutete er bereits am Samstagabend im ZDF an: "Wir wollten den aggressiven Kampf in Mainz annehmen, aber schon nach der ersten Minute ging das schief. Es hätte nach dem 2:4 noch was passieren können. Unter dem Strich zu war das aber zu wenig, wenn man um den Klassenerhalt kämpft."

Die zweite Niederlage in Folge sei für seine Mannschaft zu verkraften. "Unter dem Strich sind wir auf einem guten Weg und wieder mittendrin im Abstiegskampf", merkte Letsch an. Zu Beginn seiner Amtszeit in Bochum sah das noch ganz anders aus. Nur einen Zähler hatte der VfL nach sieben Spielen auf dem Konto, stand fast hoffnungslos auf dem letzten Tabellenplatz. Der in der Bundesliga bis dato unbekannte Letsch gab seinen Posten beim niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim auf und sollte das Wunder an der Castroper Straße schaffen. Ein gewagter Schritt. "Es gab Stimmen, die sagten: 'Warum tust du dir das an'", erinnert sich Letsch.

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Tatsächlich gelang es ihm, dem abgeschlagenen Team neues Leben einzuhauchen. Nach dem Theater um seinen Vorgänger Thomas Reis stabilisierte Letsch den VfL. Vor der WM-Pause gelangen Siege gegen Eintracht Frankfurt, den damaligen Tabellenführer Union Berlin, Borussia Mönchengladbach und beim FC Augsburg. Insgesamt fünf Siege wurden unter seiner Regie eingefahren. Der VfL Bochum darf wieder hoffen. "Wir haben durch Erfolgserlebnisse und klare Strukturen zueinander gefunden und sind wieder konkurrenzfähig. Der Charakter in der Mannschaft stimmt. Eine Niederlage wie in Mainz wirft uns nicht um", ist sich Letsch deshalb sicher.

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Im Sportstudio ging es auch um den persönlichen Werdegang des VfL-Trainers, der alles andere als gewöhnlich war. Als Spieler kam der gebürtige Baden-Württemberger nicht über die vierte Liga hinaus. Nach seiner aktiven Laufbahn wurde er Lehrer und arbeitete als Fußball-Trainer im Amateurbereich, bis ihn Ralf Rangnick im Jahr 2012 in die Nachwuchsakademie des FC Salzburg holte. Wie fünf andere aktuelle Kollegen aus der Bundesliga reifte er im Red-Bull-Kosmos zum Profitrainer. Sein Erfolgsrezept: "Ich bin ich, ich bin authentisch. Die Spieler glauben dran, dann ist es völlig egal, wo man als Spieler war", sagte Letsch.

VfL Bochum im DFB-Pokal gegen den BVB

In der Bundesliga kämpft der Familienvater mit dem VfL Bochum um den Klassenerhalt, im DFB-Pokal hofft Letsch auf die Krönung. Am 8. Februar (20:45 Uhr) empfängt sein VfL dort im Achtelfinale den BVB zum Revierderby. Ein Duell, das im Pott elektrisiert. Ob er sich aufgrund der Schwere der Aufgabe über dieses Los geärgert habe, wurde Letsch gefragt. Seine Antwort: "Ich glaube, Dortmund hat sich über dieses Los auch nicht gefreut", unterstrich der VfL-Coach und verwies auf die Heimstärke seines Teams. "Wir hatten zuletzt vier Heimsiege in Folge. Wir sind Außenseiter, glauben aber an unsere Chance."