Mainz. Der VfL Bochum erleidet bei Mainz 05 einen empfindlichen Rückschlag. Mit 2:5 (0:3) geht der VfL baden. Nach dem Spiel gibt es deutliche Worte.
Die Mainzer Spieler feierten mit ihren Fans die Welle, als sich Bochums Stürmer Philipp Hofmann als erster VfL-Profi den Medien stellte in der Interviewzone der Mewa-Arena mit freiem Blick auf den Rasen. Viel größer hätte der emotionale Kontrast nicht ausfallen können.
VfL Bochum: Klare Worte nach 2:5-Pleite
„Wir haben die erste Halbzeit einfach weggeschmissen, das war ein scheiß Spiel von uns, solche Fehler dürfen wir nicht machen“, sprach Hofmann Klartext. Mit 2:5 verlor der VfL Bochum das Bundesliga-Duell beim zuvor sechs Mal in Folge sieglosen FSV 05. Bereits nach 46 Sekunden lag er 0:1 und nach einer halben Stunde schier aussichtlos mit 0:3 zurück nach katastrophalen Fehlern in der Defensivarbeit. „Wir haben die Tore hergeschenkt. Dann wird es schwierig, etwas mitzunehmen“, meinte Trainer Thomas Letsch.
Noch deutlicher wurden die Spieler. „Wir haben alles vermissen lassen, was uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat. Wir hatten zu wenig Leidenschaft“, erklärte Kapitän Anthony Losilla, dem so oft ein Lächeln über die Lippen huscht, der diesmal aber nur die Stirn in Falten zog und sichtbar angefressen war. Zwar kam Bochum nach dem 0:4 noch einmal auf 2:4 heran und zeigte eine Reaktion. Losilla besänftige das kaum. „Wir haben viel zu spät reagiert. Das war insgesamt viel zu wenig“, sagte der Routinier. „Die körperlich robusten und stabilen Mainzer haben uns aufgefressen. Wir haben keine Bereitschaft gezeigt, die Zweikämpfe zu gewinnen, haben fast alle zweiten Bälle verloren, hinzu kamen viele individuelle Fehler.“
VfL Bochum: Defensive völlig neben der Spur - Drei Mal Note 5
An Selbstkritik und Einsicht mangelte es nicht, richtig erklären konnte die fatale erste Halbzeit dieser Partie noch niemand. „Wir fahren jetzt mit dickem Kopf nach Hause und müssen das genau analysieren“, meinte Verteidiger Keven Schlotterbeck. „Mainz hat es mehr gewollt als wir, das ist leider die Wahrheit. Wir haben die direkten Duelle verloren, die zweiten Bälle nicht bekommen.“ Fünf Gegentore, so viele gab es in noch keinem Auswärtsspiel in dieser Saison. Neun Auswärtspleiten bei nur einem Erfolg sind die Bilanz eines Absteigers, mittlerweile 44 Gegentore erst Recht. „Die erste Halbzeit war nicht akzeptabel, das weiß ich, das weiß hier jeder“, sagte Schlotterbeck. „Fünf Eier zu kassieren ist einfach schlecht.“
Vor dem 0:1 von Jae-Sung Lee patzte unter anderem Danilo Soares, vor dem 0:2 von Sven Widmer waren es unter anderem Ivan Ordets und Anthony Losilla, vor dem 0:3 von Karim Onisiwo unterlief erneut Soares ein folgenschwerer Fehlpass, und Torwart Manuel Riemann verhinderte noch das 0:4 gegen den nicht zu bändigenden Onisiwo, der nach der Pause zwei weiterer Treffer zum 4:0 (58.) und finalen 5:2 (87.) folgen ließ. Onisiwo erzielte damit im Hin- und Rückspiel (2:1/5:2) fünf Treffer gegen Bochum – mehr als jeder VfL-Spieler in der gesamten Saison außer Philipp Hofmann (6).
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Rund 15 Minuten gab es zwar Hoffnung nach den Toren von Startelf-Debütant Pierre Kunde und Erhan Masovic (70./72.), doch Schlotterbecks und Ordets‘ Kopfbälle gingen knapp vorbei. Letsch hatte nach dem ordentlichen Auftritt in Leverkusen (0:2) vier Änderungen in der Startelf vorgenommen und zur Pause dann vier Mal gewechselt. „Viel besser war es nicht, wie aus dem Nichts waren wir dann wieder im Spiel. Unterm Strich war es deutlich zu wenig“, sagte Letsch. „Wir wussten, dass es ein intensives Spiel wird, die Mannschaften haben ähnliche Spielanlagen mit langen Bällen, zweiten Bällen. Aber wir haben das Spiel nicht so angenommen wie es sein sollte. Wir waren oft in der Nähe, aber Mainz war gedanklich schneller. Wir haben reagiert statt agiert und so nie in unser Spiel gefunden.“
Das einzig Positive für den VfL an diesem Spieltag bisher waren die Ergebnisse der Abstiegskonkurrenten. Auch Stuttgart, Hertha, Augsburg und Hoffenheim verloren ihre Spiele. Bochum bleibt Sechzehnter.
„Ich schaue auf unsere Leistung“, meinte Losilla kurz nach dem Schlusspfiff dazu nur, „und das war viel zu wenig von uns.“ So sah es auch Keven Schlotterbeck: „Bevor wir auf andere Ergebnisse schauen, müssen wir uns erstmal an die eigene Nase fassen.“
VfL Bochum: TSG Hoffenheim kommt ins Ruhrstadion
Und es besser machen – am nächsten Samstag. Im eigenen Stadion, in dem Bochum ja unter Letsch alle vier Spiele gewonnen hat bisher. Am 4. Februar (15.30 Uhr) geht es vor dem Pokalderby gegen den BVB am Mittwoch darauf und vor dem Gastspiel beim FC Bayern (11. Februar) gegen die immer schwerer kriselnde TSG Hoffenheim, die nach dem 1:4 gegen Mönchengladbach weiterhin nur drei Punkte entfernt ist. Vielleicht ein Schlüsselspiel. Schlotterbeck sagt: „Wir sind der VfL Bochum. Wir müssen immer alles reinwerfen, jedes Korn aus uns herausholen. Sonst reicht es nicht.“