Bochum. Mit 0:2 unterlag der VfL Bochum dem Drittligisten SC Verl. Verdient. Entsprechend sauer war Trainer Letsch. Mousset durfte gar nicht mitspielen.

Rund 500 Fans des VfL Bochum kamen am frühen Mittwoch-Nachmittag zum XXL-Testspiel über zweimal 60 Minuten gegen Drittligist SC Verl. Erstmals durften sie bei einem Testspiel des VfL seit der WM-Pause live dabei sein. Sie wurden enttäuscht. Sie sahen kein einziges Tor des Bundesligisten! Mit 0:2 (0:1) unterlag Bochum verdient gegen den lange Zeit energischer, lauffreudiger auftretenden Gast.

. „Wenn man mit 0:2 gegen einen Drittligisten verliert, kann das Gesamtfazit bei weitem nicht positiv ausfallen“, sagte er noch recht diplomatisch: Knallhart spricht er lieber intern.

Testspiel-Bilanz von Trainer Letsch: nur eine gute Halbzeit reicht nicht für den VfL Bochum

„Wir haben im ersten Vorbereitungsblock einen Schwerpunkt auf Kondition gelegt, da können die Beine schwer sein, kann man mal einen Schritt zu spät kommen“, sagte er und betonte: „Aber es muss trotzdem reichen, um gegen einen Drittligisten zu gewinnen. Mir sind Ergebnisse in Testspielen schon wichtig, da kann man sich auch Selbstvertrauen holen“, erklärte Letsch.

Entsprechend fiel seine Testspiel-Bilanz aus seit der WM-Pause. „Bei den vier Testspielen gab es einzelne individuelle Lichtblicke, aber unterm Strich war nur eine Halbzeit gut, die erste gegen Paderborn“, sagte er.„Alle anderen Spiele waren unterm Strich nicht gut.“

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Gegen vier unterklassige Gegner gab es drei Niederlagen (1:3 gegen Zwolle, 1:2 gegen den Karlsruher SC, nun das 0:2 gegen Verl) sowie ein Remis (1:1 gegen Paderborn). Allerdings betonte Letsch, dass „die Jungs“ im Training sehr gut mitgezogen hätten, die Grundlagen gelegt seien. „Mit diesem Teil der Vorbereitung bin ich sehr zufrieden“, so Letsch.

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Lys Mousset: Nicht gut und fit genug, um im Testspiel zu spielen

Dabei setzte der Coach in den Testspielen fast konsequent auf zwei Teams pro Halbzeit. Es spielte jeweils eine Mischung aus bisherigen Stammkräften und bisherigen Ergänzungsspielern. So auch gegen Verl, wobei tief blicken lässt, wer gar nicht dabei war: Neben Takuma Asano (Urlaub), Jacek Goralski (verletzt) sowie den erkrankten Konstantinos Stafylidis und Michael Esser durfte auch Lys Mousset nicht mitmachen.

„Wir haben eine große Auswahl in der Offensive. Er hat nichts falsch gemacht, aber es reicht noch nicht, um zu spielen“, sagte Letsch. Stürmer Florian Berisha von der U19 indes wurde am Ende eingewechselt als Lohn für seine Arbeit im Training. Mousset sollte aber nicht 100 Minuten auf der Bank sitzen und nur ein paar Minuten spielen, erklärte Letsch, sondern dann „lieber ein individuelles Programm absolvieren“.

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Im ersten Abschnitt lässt der VfL Bochum alles vermissen

Er setzte in Durchgang eins auf eine Art A-Defensive inklusive Sechser Anthony Losilla mit einer B-Offensive und im zweiten Durchgang auf eine Art B-Defensive mit A-Offensive inklusive Philipp Förster und Kevin Stöger. Um im Bild zu bleiben: Im ersten Viertel sah man eine Art C-Team des VfL.

Das war gar nichts. Keine Bewegung, keine Aggressivität, keine Spannung, viele Fehler. Zum Beispiel von Erhan Masovic, der ungeschickt einen Foulelfmeter verursachte, den Verls Vinko Sapina an den Pfosten setzte, den Nachschuss aufs leere Tor vergab Torge Paetow. „Die ersten 30 Minuten haben wir hergeschenkt, in den zweiten 30 war es ein bisschen besser“, ärgerte sich Letsch.

Osei-Tutu und Horn angeschlagen, aber verletzt hat sich kein Profi

Er nahm Jordi Osei-Tutu bereits nach 30 Minuten vom Feld, weil er gesundheitlich angeschlagen war (Erkältung). Das gleiche galt später für Jannes Horn. Verletzt hat sich also niemand. Im Zentrum agierte Talent Mats Pannewig als Achter. Der U19-Spieler schlug sogar Ecken und zählte erneut zu den wenigen Lichtblicken angesichts seines Alters (18).

Für Verl schlenzte dann Nicolas Sessa einen Ball in den Winkel (40.), die Bochumer schauten bei seinem Abschluss nur zu. Bochum kam nur zu zwei Torchancen: Silvere Ganvoula scheiterte erst kläglich und traf dann nach sehenswerter Aktion den Pfosten, wobei der Ex-Bochumer im Tor von Verl, Niklas Thiede, seine Finger im Spiel hatte.

Deshalb ging das Spiel eigentlich nur über 2 mal 55 Minuten

Nach dem ersten und dritten Viertel gab es übrigens eine Fünf-Minuten-Pause, Schiedsrichter Aarne Arnink ließ die Uhr aber weiterlaufen, so dass beide Hälften letztlich nur über 55 und nicht 60 Minuten Spielzeit gingen.

Im zweiten Abschnitt zeigte Bochums komplett neues Team mehr Engagement, presste hoch und bewies deutlich mehr Spielfreude. Es offenbarte in der Restverteidigung aber auch etliche Schwächen. Angetrieben vom ehrgeizigen, gleichwohl auch nicht fehlerfreien Kevin Stöger spielten sich Philipp Förster, Christopher Antwi-Adjei, Simon Zoller und Philipp Hofmann mit einigen guten Kombinationen eine ganze Reihe erstklassiger Chancen heraus zwischen Minute 70 und 100.

So traf Hofmann nur den Pfosten und schoss aus fünf Metern übers Tor, das gleiche Malheur passierte später Zoller. Danach musste Letsch nach Horns Auswechslung mehrmals umstellen, auf eine Viererkette mit Zoller als Rechtsverteidiger etwa, dann auf eine Dreierkette. Viel ging dann nicht mehr.

Heintz gibt sein Comeback beim VfL Bochum – Oermann überzeugt auf der Außenbahn

In der Defensive gab es ohnehin zu viele Aussetzer, die die müder werdenden Verler nicht konsequent ausnutzten. So parierte Marko Johansson zweimal stark im Eins gegen Eins, einmal nach einem Fehlpass zum Gegner von Dominique Heintz, der nach langer Verletzungspause sein Comeback gab. „Er hatte zwei Fehler, ansonsten hat er ein gutes Spiel gemacht“, urteilte Letsch. Auch Tim Oermann gefiel als rechter Außenverteidiger. Am Ende führte eine Reihe von Fehlern zum verdienten 2:0 für Verl. Leon Bürger vollendete (105.).

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U19-Spieler Mats Pannewig soll mit ins Trainingslager nach Spanien fliegen

Neben den U19-Kräften Pannewig und Berisha, der Zollers Großchance gut aufgelegt hatte, spielte auch der 17-jährige Jean-Philippe Njike Nana und machte seine Sache im defensiven Mittelfeldzentrum ordentlich in den zweiten 55 Minuten. Pannewig soll auch im zweiten Vorbereitungsblock weiter bei den Profis trainieren und mit nach Südspanien ins Trainingslager (7. bis 14. Januar) fliegen, Njike Nana und Berisha reisen wohl nicht mit nach Andalusien. Nach einem Ausklang am Donnerstag geht das Training am 2. Januar dann wieder richtig los. Das erste Bundesliga-Spiel steigt am 21. Januar gegen Hertha BSC.

VfL 1. Halbzeit (60 Minuten): Riemann - Janko, Ordets, Masovic, Soares - Losilla - Pannewig, Osterhage - Osei-Tutu (31. Bonga), Ganvoula, Holtmann.

2. Halbzeit (60 Minuten): Johansson - Oermann, Lampropoulos, Heintz, Horn (98. Berisha) - Stöger, Njike Nana - Förster - Zoller, Hofmann, Antwi-Adjei

Tore: 0:1 Nicolas Sessa (40.), 0:2 Leon Bürger (105.)