Bochum. Drei U19-Spieler trainieren bei den Profis des VfL Bochum mit, Mo Tolba fehlt verletzungsbedingt. Nachwuchschef Butscher kennt ihre Stärken.

Drei U19-Spieler der VfL Bochum dürfen sich nach der WM-Pause zumindest bis zu den Weihnachtsferien bei den Profis beweisen: Mats Pannewig, Jean-Philippe Njike Nana und Florian Berisha. Mohammed Tolba, zurzeit verletzt, zählte ab der Sommervorbereitung sogar zum erweiterten Kader beim Bundesligisten.

Vier Talente, die perspektivisch ihren Weg gehen können, wobei sicherlich keiner von ihnen bereits weit genug ist, um im Abstiegskampf der laufenden Saison eine Größe zu werden beim VfL.

VfL Bochums Trainer Thomas Letsch beobachtet zurzeit drei Talente im Training

„Es ist wichtig, dass junge Spieler nachrücken“, sagte unlängst VfL-Cheftrainer Thomas Letsch. Der 54-Jährige, seit September im Amt beim VfL, ist zufrieden mit dem Einsatz der Talente, die er in Absprache mit Heiko Butscher, dem langjährigen U19-Coach und neuen sportlichen Gesamtleiter des Talentwerks, ein paar Wochen näher beobachtet. Alle drei absolvier(t)en neun bis elf Trainingseinheiten in Summe, hinzu kommen – zum Teil – Einsatzzeiten bei Testspielen.

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Heiko Butscher kennt „seine Jungs“ schon lange – und erklärt auf Anfrage dieser Redaktion ihre Stärken und wo sie sich vor allem verbessern können. Steigern können und sollten sich 17- und 18-Jährige gemeinhin ja in allen Bereichen, wie etwa in der Robustheit und der Zweikampfhärte gegen gestandene Profis.

Mats Pannewig vom VfL Bochum (18): groß, kopfballstark, gute Technik

Mats Pannewig fällt vom besagten Trio sicherlich am meisten auf: Mit 1,93 Metern ist der zentrale Mittelfeldmann recht früh sehr groß gewachsen. Schon in der Vorsaison zählte er als Jungjahrgang in der A-Jugend zum Stamm, schon unter Thomas Reis durfte er immer mal wieder bei den Profis mittrainieren. In dieser Spielzeit geht er als Kapitän voran. „Er ist körperlich sehr weit, kopfballstark und hat eine gute Technik“, sagt Butscher über den 18-Jährigen, der im Sommer 2021 aus der B-Jugend vom FC Schalke zum VfL kam.

Pannewig ist ein Achter mit Offensiv- und Tordrang, wobei im Abschluss noch Luft nach oben ist (zwei Treffer in zehn Liga-Einsätzen in dieser Saison, dazu ein Tor im DFB-Pokal der U19). Vor allem sei er „fußballschlau“, so Butschers Wortwahl für „eine hohe Spielintelligenz, die er mitbringt“.

Pannewig überzeugt auch bei den Testspielen mit den Profis

Bei der U19 spielt Mats Pannewig in der Regel als Achter, ist aber auch als Sechser einsetzbar, so Butscher. Wie im Testspiel der Profis gegen PEC Zwolle, als er eine Halbzeit lang an der Seite von Anthony Losilla spielte. In Paderborn wurde er für 20 Minuten eingewechselt und war sofort präsent. Pannewig überzeugte. „Er ist ein interessanter Spieler, er macht es gut“, lobte Letsch, wobei er „in zwei, drei Situationen“ sicherlich noch etwas „grün“ agiert habe. Ein normaler Lernprozess.

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Seine Laufleistung sei schon jetzt „hervorragend“, erklärt Butscher. Mats Pannewig kommt oft auf zwölf bis 13 Kilometer pro Spiel. Verbessern könne er, auch körperlich bedingt nach seinen frühen Wachstumsschüben, seine Beweglichkeit, im Spiel letztlich seine „Rhythmuswechsel“: Wann laufe und spiele ich wie schnell, wann macht ein Sprint Sinn? „Daran arbeiten wir“, so Butscher.

Jean-Philippe Njike Nana vom VfL Bochum (17): zweikampfstark und demütig

Jean-Philippe Njike Nana, in der U19 defensiver zentraler Mittelfeldspieler, überzeugte beim Testspiel der Profis gegen den Karlsruher SC auch als Rechtsverteidiger.
Jean-Philippe Njike Nana, in der U19 defensiver zentraler Mittelfeldspieler, überzeugte beim Testspiel der Profis gegen den Karlsruher SC auch als Rechtsverteidiger. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Jean-Philippe Njike Nana hat alle elf Saisonspiele bei der U19 bestritten im defensiven zentralen Mittelfeld. Er ist erst 17, ein Jungjahrgang, der auch kommende Spielzeit noch in der A-Jugend spielen dürfte – allein das zeigt sein Talent. „Johnny“, wie er genannt wird, „macht Spaß“, sagt Butscher. „Er ist sehr zweikampfstark, hat ein gutes Pass-Spiel. Er kann scharf passen und spielt gute Diagonalbälle.“ Zudem sei er „ein sehr demütiger Junge“, so der U19-Trainer. Im November gab das Talent mit familiären Wurzeln in Kamerun sein Debüt in der deutschen U18-Nationalmannschaft.

Beim Testspiel der Profis gegen den Karlsruher SC setzte ihn Thomas Letsch eine Halbzeit lang als Rechtsverteidiger ein angesichts des Ausfalls von Cristian Gamboa. Eine neue Rolle, die er offenbar auch beherrscht. „Er hat die Aufgabe gut gelöst“, lobte Letsch ihn hinterher.

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Seine Kernposition aber liegt, zumindest bisher, im Sechserbereich. Defensiv schon sehr weit, kann er sich nach vorne verbessern, sagt Butscher, nämlich „in der Handlungsschnelligkeit im Offensivspiel. Da kann er noch schneller Lösungen finden.“

Florian Berisha vom VfL Bochum (18): ein „absoluter Mentalitätsspieler“

Florian Berisha ist ein „absoluter Mentalitätsspieler“, sagt U19-Trainer Heiko Butscher über den Angreifer, hier beim A-Jugendspiel gegen RW Oberhausen am Ball.
Florian Berisha ist ein „absoluter Mentalitätsspieler“, sagt U19-Trainer Heiko Butscher über den Angreifer, hier beim A-Jugendspiel gegen RW Oberhausen am Ball. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Angreifer Florian Berisha hat sich ab März bereits einen festen Platz im U19-Team erkämpft – auch dank seines Einsatzes, seiner vorbildlichen Einstellung. In allen elf Saisonspielen war der 18-Jährige meist von Beginn an dabei. Er erzielte vier Tore, bereitete einen Treffer vor.

„Flo ist ein absoluter Mentalitätsspieler“, sagt Butscher. Ein Stürmer, der vom Typ her ähnlich wie Simon Zoller immer wieder anläuft und das Pressing einleitet, auch wenn sich der Vergleich zu einem der Aufstiegshelden des VfL natürlich eigentlich noch verbietet. „Er ackert unheimlich viel, ist ein Anführer im Sturm und bei uns ein Spieler, der die Mannschaft zusammenhält und mitreißen kann“, sagt Butscher.

Der Lohn: das Profitraining, auch wenn es zu einem Testspiel-Einsatz bisher nicht reichte. Was auch an der im Vergleich zur Defensive derzeit deutlich größeren Konkurrenz in der Offensivabteilung des Bundesligisten liegt.

Mohammed Tolba vom VfL Bochum (18): ein Verteidiger mit viel Potenzial

Mohammed Tolba hat viel bei den Profis mittrainiert in dieser Saison, kam auch in Testspielen wie gegen Antalyaspor im Sommer zum Einsatz. Seit November fehlte der Verteidiger der deutschen U19-Nationalmannschaft verletzt, im Januar soll er ins Mannschaftstraining zurückkehren.
Mohammed Tolba hat viel bei den Profis mittrainiert in dieser Saison, kam auch in Testspielen wie gegen Antalyaspor im Sommer zum Einsatz. Seit November fehlte der Verteidiger der deutschen U19-Nationalmannschaft verletzt, im Januar soll er ins Mannschaftstraining zurückkehren. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Als ein „großes Talent mit viel Potenzial“, so Butscher, gilt schon länger Mohammed Tolba. In dieser Saison hat der in der Viererkette flexibel einsetzbare Verteidiger, der in der U19 bevorzugt innen als Abwehrchef spielt, nach der ordentlichen Vorbereitung bei den Profis samt etlicher Testspiel-Einsätze „leider viel Pech gehabt“.

Mo Tolba soll im Januar wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren

Tolba trainierte auch während der Saison immer wieder bei den Profis mit, zählte in den ersten vier Saisonspielen zum Bundesliga-Kader, blieb aber ohne Einsatz. Bei der U19 bestritt Tolba, seit Oktober deutscher U19-Nationalspieler, nur fünf Pflichtspiele. Er erzielte in der ersten DFB-Pokal-Runde beim MSV Duisburg das Tor zum 1:0-Sieg. Ein Haarriss im Mittelfußbereich zwang ihn zur Pause seit November. Anfang Januar soll Tolba wieder ins Mannschaftstraining bei den A-Junioren zurückkehren.

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„Er kann innen und außen spielen, das hat er auch in der Nationalmannschaft gezeigt“, sagt Butscher über den 1,85 Meter großen Führungsspieler seines Teams. Auch in einer Dreierkette ist der gebürtige Essener eine Option – als Spieler, der „gut andribbeln kann“. Butscher hofft, dass Tolba ab Januar wieder zu alter Stärke zurückfindet.