Bochum. Nach dem 3:0 gegen Frankfurt geht es für den VfL Bochum zum Kellerduell nach Stuttgart. Das erwartet Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian.

Es gab viele Bilder der wunderbaren Emotionen, der Freude am Samstagnachmittag im Ruhrstadion zu sehen und zu spüren. Das 3:0 gegen Eintracht Frankfurt, es war der höchste Bundesliga-Sieg des VfL Bochum seit April 2009, einem 3:0 bei der TSG Hoffenheim – und das nach dem historisch schlechtesten Acht-Spiele-„Start“ einer Bundesliga-Mannschaft mit nur einem Punkt und 5:23 Toren.

„Das war natürlich extrem wichtig für uns alle“, sagt Patrick Fabian zwei Tage nach dem vermeintlichen Brustlöser gegenüber dieser Redaktion. Der Sport-Geschäftsführer selbst, ja erst seit Anfang September im neuen Amt verantwortlich, war entsprechend erleichtert. Noch bedeutsamer aber war dieser Erfolg für die Mannschaft, so Fabian. „Die Truppe hat gesehen, dass sie mithalten und Spiele gewinnen kann. Das war enorm wichtig für das Selbstvertrauen.“

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Drei schwere Spiele in neun Tagen: Mentalität entscheidet (auch)

Der Ex-Profi merkt mit dem Blick auf die kommende „Englische Woche“ mit den Spielen beim noch sieglosen Vorletzten VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr/Sky), im DFB-Pokal beim selbstbewussten Drittliga-Tabellenführer SV Elversberg am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) und gegen Spitzenreiter Union Berlin am Sonntag darauf (15.30 Uhr/Vonovia-Ruhrstadion/DAZN) an: „Die Mannschaft hat auch gesehen, was sie zeigen muss, um erfolgreich zu sein.“ Grob zusammengefasst nämlich eine „eklige Spielweise“.

Das 0:4 in Leipzig zum Debüt von Trainer Thomas Letsch war eben „sehr ernüchternd“, so Fabian: „Umso wichtiger war es jetzt, dass die Mannschaft so reagiert hat.“ Der Funke sei vom Rasen schnell auf die Ränge übergesprungen und umgekehrt. Die Fans standen erneut hinter ihrem Team. „Man kann von den Fans nicht erwarten, dass sie monatelang jede Leistung akzeptieren. Die Mannschaft muss auch liefern. So muss es jetzt weitergehen“, sagt Fabian.

Bochums Sportchef Fabian setzt auch verstärkt auf Standards

Wie zuletzt also gegen Frankfurt. Zwar lief lange Zeit spielerisch wenig zusammen, was angesichts der vorherigen Bilanz auch kaum verwundern mag. Doch von Beginn an wehrte sich der VfL diesmal mit all seiner Energie, die er hat, mit Aggressivität in den Zweikämpfen. Hinzu kam das auch in der Vorsaison oft benötigte Quäntchen Matchglück. Die prinzipiell so spielstarke Frankfurter Eintracht verlor nach ordentlichem Beginn sichtlich die Lust an diesem Sonntag. „Wenn wir mit unseren Mitteln die Partien lange offen gestalten können wie nun gegen Frankfurt, können wir Spiele gewinnen“, sagt Fabian.

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Zum Beispiel mit Hilfe von Toren nach Standards. Ivan Ordets, Philipp Hofmann, Anthony Losilla bringen Größe, Robustheit, Kopfballstärke mit. Standard-Experte Philipp Förster servierte die Bälle – in Vertretung oder künftig vielleicht auch in Ergänzung oder wahlweise für den am Sonntag ja erkrankt fehlenden Kevin Stöger. Zwar verpufften auch Försters Ecken und Freistöße rund eine Stunde lang weitgehend ohne große Torgefahr, am Ende aber machten sie den Unterschied aus. Ecke Förster, Kopfball Hofmann. 1:0. Ein Moment der Erlösung. Fabian: „Gefährliche Standards sind für uns ein wichtiges Mittel, um in der Bundesliga zu bestehen.“

Systemfrage ist für Fabian nicht der entscheidende Faktor

Jetzt geht es zum VfB Stuttgart. Bei den Schwaben gelte es zunächst erneut, die „Basics“ auf den Platz zu bringen, gut gegen den Ball zu arbeiten, so der Sport-Geschäftsführer des VfL, der als Verteidiger ja vor noch nicht allzu langer Zeit – im Sommer 2020 beendete er seine Spielerkarriere – stets genau diese Komponenten zuerst ins Spiel warf. Dies gelte unabhängig von der viel diskutierten Systemfrage, da spricht Fabian die gleiche Sprache wie der von ihm aus Arnheim geholte Trainer Letsch.

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Letsch hat gegen Frankfurt nach seinem taktischen Fehlgriff in Leipzig, als er nach nur ein paar Trainingstagen unter anderem auf eine für den VfL ungewohnte Dreierkette gesetzt und den Offensiv-Gestalter Stöger zunächst auf der Bank gelassen hatte, auf in Bochum Altbewährtes zurückgegriffen: Auf das in der Vorsaison oft genug erfolgreich praktizierte 4-3-3 mit einem Sechser (Anthony Losilla) und zwei Achtern (gegen Frankfurt: Patrick Osterhage und Philipp Förster).

Die klare Leistungssteigerung nur darauf zurückzuführen, dass man wieder mit der für Spieler wie Danilo Soares oder Cristian Gamboa vertrauten Vierer- statt mit einer Dreierkette agiert habe, sei aber „zu einfach“, betont Fabian. „Wichtig ist es, dass wir unabhängig vom System kompakt arbeiten, dass Mut und Haltung stimmen, dass jeder seine Aufgabe erfüllt und die Mannschaft in die gleiche Richtung denkt und spielt“, sagt Fabian.

Stuttgart ohne Stürmer Guirassy gegen Bochum

Der Erfolg gegen Frankfurt war ein Anfang, da herrscht wohl Konsens auf allen Ebenen. Ein Anfang, dem weitere Schritte folgen müssen, sprich: möglichst viele Punkte zunächst bis zur langen WM-Winterpause. Auch in Stuttgart. Gerade in Stuttgart.

Der VfB hat in dieser Saison, ähnlich wie in der vorherigen Spielzeit, oft gut gespielt und war den Gegnern oft ebenbürtig bis überlegen. Er hat aber kaum gepunktet. Fünf Unentschieden stehen vier Niederlagen gegenüber. Nach einem bemerkenswerten 2:2 beim FC Bayern gab es zuletzt ein verdientes 1:3 gegen Frankfurt, ein unglückliches 2:3 in Wolfsburg und nun ein ebenso unglückliches 0:1 gegen Union Berlin am Sonntagabend. Obendrein sah Stamm-Stürmer Serhou Guirassy die Gelb-Rote Karte und wird dem VfB gegen Bochum fehlen.

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Die Partie gegen Union „muss Stuttgart nicht verlieren, ganz im Gegenteil“, erklärt Fabian seine frischen Eindrücke vom kommenden Gegner. Stuttgart habe viel Tempo, Dynamik, individuelle Klasse. Aber eben auch und trotzdem: noch keinen Sieg.

Vor Bochum-Spiel: Stuttgart trennt sich von Trainer Matarazzo

Daher handelte Stuttgart ebenso wie Bochum nach seinen ersten sechs punktfreien Spielen, die man ja auch längst nicht alle verlieren musste gegen Mainz, Schalke und Co.. Trainer Thomas Reis musste gehen. Für Reis übernahmen Heiko Butscher interimsweise (1:1 gegen Köln) und dann Thomas Letsch (0:4 in Leipzig, 3:0 gegen Frankfurt).

Am Montag tagte die VfB-Führung, am frühen Abend stand die Entscheidung fest: Pellegrino Matarazzo wird gegen Bochum nicht mehr auf der Bank sitzen. Matarazzo war seit Januar 2020 VfB-Trainer, in diesem Kalenderjahr aber gelangen ihm nur drei Bundesliga-Siege.

Ein Nachfolger stand am Montagabend noch nicht fest. Laut Bild werden verschiedene Namen gehandelt, unter anderem der jüngst bei Leverkusen geschasste Gerardo Seoane, Adi Hütter und der Ex-Leipziger Domenico Tedesco.

Wer auf der VfB-Bank sitzen wird, ist daher unklar. Klar ist, dass sich der VfL Bochum auf sich konzentrieren will, konzentrieren muss: „Wir werden uns gut vorbereiten, wollen das positive Gefühl vom Frankfurt-Spiel mitnehmen und in Stuttgart das Bestmögliche herausholen“, sagt Fabian.

Fabian: Tabellenkonstellation sorgt für zusätzliche Brisanz

Die Bedeutung dieses Kellerduells will er nicht herunterspielen „Die Tabellenkonstellation sorgt für zusätzliche Brisanz“, sagt Fabian. Er relativiert aber, dass eben auch erst der zehnte Spieltag ansteht, folglich die Saison nicht entschieden werden kann am Samstag. Fabians Marschroute: „Wir wollen und müssen es dem Gegner wieder so schwer wie möglich machen, gegen uns ein Tor zu erzielen. Das muss jeder Gegner in der Bundesliga spüren. Dann wird es schwer, uns zu schlagen.“