Bochum. Der VfL Bochum präsentiert sich gegen Eintracht Frankfurt deutlich besser. Trainer Letsch zog aus der Leipzig-Pleite die richtigen Schlüsse.

In Bochum sind sie stolz darauf, ihren Platz in der Nische gefunden zu haben. Viel anderes bleibt ihnen ja auch nicht übrig zwischen den anderen Bundesliga-Standorten, die viel mehr Geld, modernere Stadien und höhere fußballerische Qualität zu bieten haben. In diesem Geschäft ist der VfL nur überlebensfähig, wenn er seine eigene Geschichte pflegt und weiterschreibt.

Gut, dass auch die Mannschaft dies offenbar zum richtigen Zeitpunkt begriffen hat. „Wir wollten mit allem, was wir haben, in die Zweikämpfe gehen, aggressiv und unangenehm für den Gegner sein“, sagte Kapitän Anthony Losilla. „Eigentlich das, was wir letztes Jahr gemacht haben.“ Bochums Erkenntnis am neunten Spieltag, nach dem erlösenden 3:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt: Mit der Rückkehr zu alten Tugenden lässt sich auch in dieser Saison erfolgreich Fußball spielen. „Nur so geht es“, meinte auch Philipp Hofmann. „Dass wir nicht den spielerisch besten Kader der Bundesliga haben, ist kein Geheimnis.“

VfL Bochum: Philipp Förster ragt heraus

Acht Spieltage lang hatten die Bochumer für diese These reichlich Anschauungsmaterial geliefert. Nun schöpft der VfL plötzlich neue Hoffnung im Abstiegskampf. „Es ist ein bisschen einfacher und besser jetzt, auf die Tabelle zu schauen“, sagte Mittelstürmer Hofmann.

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Der bislang in dieser Saison meist glücklose Neuzugang vom Karlsruher SC sorgte mit seinem Kopfball zur Führung in der 71. Minute für Jubelszenen, die so im Ruhrstadion schon lange nicht mehr zu sehen waren. Treffer von Frankfurts Evan Ndicka (87., Eigentor) und des starken Philipp Förster (90.+1) sicherten dann den ersten Saisonsieg – und ein erfolgreiches Heimdebüt von Trainer Thomas Letsch, der beim 0:4 bei RB Leipzig in der Vorwoche einen kapitalen Fehlstart hingelegt hatte. „Letzte Woche war es eine Katastrophe, heute war es sehr gut“, meinte der 54-Jährige. „Aber nicht mehr und nicht weniger.“

Vom Nachfolger von Thomas Reis fiel am Samstag sichtlich Anspannung ab. Der desolate Auftritt in Leipzig hatte für reichlich Skepsis gesorgt. Insbesondere, weil Letsch mit seiner ersten Amtshandlung Kevin Stöger, Bochums besten Spieler dieser Saison, auf die Bank gesetzt hatte und Dreier- statt Viererkette spielen ließ. Gegen schwache Frankfurter konnte Letsch den in der Zwischenzeit an Corona erkrankten Stöger zwar nicht bringen, er schickte diesmal aber ein Abwehr-Quartett auf den Rasen.

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„Vielleicht fühlen wir uns in der Viererkette noch wohler“, meinte Kapitän Losilla. „Es ist eine große Stärke unseres Trainers, dass er das erkannt und sofort umgestellt hat, obwohl er gerne mit einer Dreierkette spielt. Das finde ich großartig.“

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Letsch wollte das Thema gar nicht zu hoch hängen. „Das System ist immer nur Mittel zum Zweck. Es spielt eine absolut untergeordnete Rolle“, meinte er. Dennoch konnte er nicht von der Hand weisen, dass der VfL wieder viel stabiler stand, ab dem 2:0 auch mit deutlich mehr Selbstvertrauen sein Offensivspiel aufzog – fast so wie in vielen Partien der erfolgreichen vergangenen Saison. „Wir hatten enge Abstände“, erklärte Letsch. „Wenn du dann Bälle verlierst, ist es nicht schlimm, weil du in Positionen bist, in denen du den Ball zurückgewinnen kannst. Wenn wir hoch attackieren, muss der Block überzeugt nachschieben. Das haben durch die Bank alle gemacht.“ Und deshalb kam Letsch zu einem klaren Fazit: „Es war verglichen mit letzter Woche ein Riesenschritt nach vorne.“

VfL Bochum muss nun bei VfB Stuttgart nachlegen

Den gilt es nun zu bestätigen. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht es zum direkten Abstiegskonkurrenten VfB Stuttgart. Verlieren die Bochumer, würde dies wohl schon jegliche leicht aufkommende Hoffnung im Keim ersticken.

Neues Selbstvertrauen aber hat der Sieg gewiss gebracht. „Gegen einen Champions-League-Teilnehmer 3:0 zu gewinnen, ist ein Statement“, sagte Trainer Letsch, „nach innen und nach außen“. Und Torschütze Hofmann meinte: „Wir geben nicht auf. Wenn wir so spielen wie heute, können wir jeden schlagen.“ Mit den alten Tugenden eben.