Bochum. Der VfL Bochum schafft endlich den ersten Saisonsieg. Gegen Eintracht Frankfurt findet der Klub zu seinen Tugenden zurück. Die Analyse.
Es hatte am Samstag den Anschein, als wäre im Bochumer Ruhrstadion die Zeit zurückgedreht worden. Ein halbes Jahr ungefähr, ins Frühjahr 2022 und in die Monate zuvor. Als der dort beheimatete VfL die Fans im Zwei-Wochen-Takt begeistert hatte und zum Bundesliga-Klassenerhalt gestürmt war. „Sowas hat man lange nicht gesehen.“ Es stimmte, was die Bochumer Fans nach dem 3:0 (0:0) über Eintracht Frankfurt, dem ersten Saisonerfolg des Tabellenletzten, anstimmten. Am 6. Mai, beim 2:1 gegen Absteiger Arminia Bielefeld, verließen die Bochumer zuletzt als Sieger den Platz.
Philipp Förster kannte dieses Gefühl im Trikot des VfL noch nicht. Und schon gar nicht, dass die Fans im Ruhrstadion seinen Namen rufen. Im Sommer wurde der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler vom VfB Stuttgart verpflichtet. Er tat sich schwer in den ersten Wochen im neuen Klub, stand zuletzt zweimal nicht im Kader, kam vorher überwiegend zu Kurzeinsätzen, in denen er zu allem Überfluss nicht wie jemand wirkte, der dem VfL zum erneuten Klassenerhalt verhelfen könnte.
VfL Bochum: Förster wird zum Matchwinner
Gegen Frankfurt aber wurde Förster zum auch von den Fans umjubelten Matchwinner. Er schlug in der 71. Minute die Ecke in den Strafraum, bei der Philipp Hofmann höher als Eintrachts Tuta sprang und zum erlösenden 1:0 einköpfte. Förster zirkelte auch den Freistoß in den Frankfurter Strafraum, den Evan Ndicka ins eigene Tor abfälschte (87.). Drei Minuten später setzte Förster selbst aus 20 Metern mit einem feinen Schuss in den Winkel den Schlusspunkt. Er erklärte das später so: „Schöner Einwurf von Jimmy (Christopher Antwi-Adjei, d. Red.), schnell geschaltet und dann rechte Klebe.“ Fußball kann so einfach sein. Dabei gestand Förster: „Den rechten Fuß habe ich nur zum Stehen.“
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Am Samstag hat er neue Hoffnung im Abstiegskampf gebracht. Durch den ersten Saisonsieg robbte sich der Tabellenletzte mit nun vier Punkten an den VfB Stuttgart (5 Punkte) und Schalke 04 (6) heran. Verlieren die Schwaben heute gegen Union Berlin, kann der VfL schon am kommenden Samstag mit einem Sieg im direkten Duell in Stuttgart Försters Ex-Klub die Rote Laterne in die Hände drücken. „Wir haben heute ein richtiges Zeichen gesetzt“, freute sich Förster.
VfL Bochum: Trainer Letsch legt erfolgreiches Heimdebüt hin
Natürlich täuschte das Ergebnis am Ende über den Spielverlauf hinweg. Die Bochumer machten zwar ihr bestes Spiel seit der zweiten Hälfte beim SC Freiburg (0:1) Ende August, taten sich aber lange schwer, um zu Chancen zu kommen. Prädikat: bemüht, aber limitiert. Spielerisch versuchten die VfL-Profis, mehr Akzente zu setzen als noch in der Vorwoche beim katastrophalen 0:4 bei RB Leipzig.
Andererseits haben die Bochumer beim Heimdebüt von Thomas Letsch das wiedergefunden, was sie in der letzten Saison ausgezeichnet hat. „Für uns war es wichtig, von Anfang an Intensität und Mentalität auf den Platz zu bringen“, sagte der neue Trainer. Förster meinte: „Heute hat jeder für den anderen Gras gefressen. Das ist das, was wir brauchen, um am Ende zu bestehen.“
VfL Bochum hat auch das nötige Spielglück
Diesmal hatten sie dafür auch das nötige Spielglück: Torwart Manuel Riemann vereitelte in der 23. Minute den nächsten Rückschlag, nachdem Jesper Lindström Frankfurts Angreifer Lucas Alario freigespielt hatte. In der zweiten Halbzeit traf Rafael Borré nur den Pfosten (63.), der eingewechselte Daichi Kamada stand beim vermeintlichen Ausgleich knapp im Abseits (80.). Ansonsten erwischten die Frankfurter einen rabenschwarzen Tag. „Für die Niederlage übernehme ich die volle Verantwortung“, sagte der sichtlich frustrierter Eintracht-Trainer Oliver Glasner. „Es war meine Aufstellung, meine Systemumstellung.“
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Auf der Gegenseite konnte sich der VfL auf Förster verlassen. „Wir haben schon in der Halbzeit gesagt, dass der Schlüssel in unserer Position die Standardsituationen sein können“, meinte Letsch. Dazu stand die Defensive viel kompakter, der 53-Jährige setzt diesmal auf die Viererkette, statt auf die Drei-Verteidigung, die die Profis in Leipzig völlig überforderte. Anthony Losilla: „Damit fühlen wir uns viel wohler.“
Dann wollte der VfL-Kapitän auch schnell zurück in die Kabine. Publikumsliebling Cristian Gamboa rief einst das Motto „Drei Punkte, drei Bier“ aus. Losilla: „Drei Punkte, drei Tore – das bedeutet noch mehr Bier.“