Bochum. Seine Kollegen vom VfL Bochum schwärmten vom 18-Jährigen – und Tim Oermann blieb nach dem 1:1 gegen Köln, nach seiner Profi-Premiere, ganz cool.

Mit einer neu formierten Innenverteidigung hielt der VfL Bochum bis kurz vor Schluss die Null gegen den 1. FC Köln. Mit Ivan Ordets war zu rechnen – mit Tim Oermann nicht. Beim 1:1 gegen den FC zeigte der 18-Jährige bei seinem Bundesliga-Debüt eine stabile Leistung und erhielt viel Lob von seinen Kollegen. Und Oermann? Blieb auch nach der Partie ganz cool. Er gab die Komplimente zurück.

18 Jahre alt ist Oermann erst. Er bringt dank seiner Vita das Zeug zum neuen VfL-Vorzeige-Jungen mit nach den Wechseln der Bochumer Jungen Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap. Oermann ist in Bochum geboren, seit zehn Jahren darf er für den VfL Bochum spielen, nachdem er als Kind auch mal als nicht gut genug empfunden worden war beim Sichtungs-Training.

VfL Bochums Trainer Butscher hat Oermann zwei Jahre lang trainiert

Heiko Butscher, U19-Trainer und Interimstrainer der Profis für ein Spiel, kennt ihn schon lange. Er machte ihn zum Kapitän der A-Junioren, zwei Jahre förderte und forderte Butscher ihn als sein A-Jugend-Trainer. Mit Oermann sowie Verteidiger-Kollege Verthomy Boboy und Torwart Tjark Ernst spielte die U19 des VfL in der Vorsaison eine defensiv äußerst starke Saison. Boboy spielt nun für Schalkes U23, Ernst für Hertha BSC (Profis und U21) – und Oermann für den VfL. Bundesliga.

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Im Sommer unterschrieb er einen Zweijahres-Vertrag bei den Profis. Eine Ausleihe stand im Raum, damit er im ersten Seniorenjahr viel Spielpraxis erhält. Die könnte er nun gleich in der Bundesliga sammeln, die ersten 81 Minuten hat er erstaunlich abgezockt gemeistert, auch wenn nicht alles perfekt lief. „Tim hat ein Topspiel gemacht“, lobte Stürmer Simon Zoller. Und Gerrit Holtmann schwärmte: „Tim hat es unglaublich gut gemacht, war sehr stabil, heiß und gallig“, sagte der Flügelstürmer.

Interimstrainer Butscher lobt Oermann und sieht Luft nach oben

Auch Butscher war zufrieden mit ihm, ohne ihn gleich in den sprichwörtlich siebten Himmel zu loben – man muss und darf sich ja noch steigern. „Er hat gut angefangen, muss aber auch noch viel dazu lernen“, meinte Butscher. „Seine Entwicklung war sehr positiv in den letzten Wochen. Er hatte eine top Trainingswoche, deshalb habe ich ihn gebracht“, erklärte der 42-Jährige. Kurzum: „Er hat es sehr ordentlich gemacht für sein erstes Spiel.“

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Gemeinsam mit Ivan Ordets verdrängte er die zuletzt spielenden Erhan Masovic und Vasileios Lampropoulos, die oft genug gepatzt hatten, auf die Bank. Ein Grund auch für Oermanns Pflichtspiel-Debüt bei den Profis, erklärte Butscher. „Hätten wir bisher eine absolut stabile Innenverteidigung gehabt, hätte ich es nicht gemacht“, sagte er. Oermanns besonderen Stärken hatte er im Sommer so zusammengefasst: „Eine hohe Geschwindigkeit zeichnet ihn aus“, sagte Butscher. „Er ist ein absoluter Teamplayer und Mentalitätsspieler, der einen guten Spielaufbau hat.“

So erfuhr Oermann von seinem Bundesliga-Debüt

Gut 80 Minuten, bis er wegen Krämpfen ausgewechselt werden musste, stemmte sich Oermann gegen die spielstärkeren, überlegenen Kölner, bekam es oft mit dem körperlich deutlich robusteren Steffen Tigges zu tun. Ein Debüt nach sechs Spielen ohne Punkt, nach der Trennung von Trainer Thomas Reis.

Nervosität? Kaum zu sehen. „Ich habe es 1:15 Stunden vor dem Spiel erfahren, aber es hatte sich angedeutet, ich war darauf vorbereitet“, meinte Tim Oermann hinterher ziemlich cool. „Natürlich ist die Nervosität etwas größer, wenn du in so einem Stadion spielst in der Situation. Ich bin froh, dass ich von allen Seiten so gut unterstützt wurde.“

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Oermann lobt seine Kollegen: „Ich hatte nichts zu verlieren“

Oermann gab das Lob von seinen Kollegen an seine Kollegen zurück. „Ich möchte ein Kompliment an meine Mannschaft machen, die mir das Gefühl gegeben hat, dass ich nichts zu verlieren habe. So bin ich, so sind wir insgesamt ins Spiel gegangen. Ich wusste, ich habe erfahrene Spieler um mich herum, die an mich glauben.“

Letztlich konnte sich der Bundesliga-Debütant auch mit einem Punkt arrangieren, nachdem Linton Maina in Minute 88 den späten, aber verdienten Ausgleich für Köln erzielt hatte. „Es ist natürlich enttäuschend, wenn man in den letzten Minuten noch ein Tor kassiert. Aber Köln ist eine Top-Mannschaft, die auch zu Recht europäisch spielt. Nach ein paar Tagen wird man unser Spiel und das 1:1 sicherlich gut einordnen.“

In der Länderspielpause soll ein neuer Trainer präsentiert werden. Oermann will sich dann weiterhin für die Startelf empfehlen. Mit Ivan Ordets jedenfalls wusste er zu gefallen gegen den FC.

Ivan Ordets bringt mehr Präsenz in die Innenverteidigung

Ordets, der gestählte Routinier, brachte mehr Wucht, mehr Körperlichkeit, mehr physische Präsenz ins Bochumer Abwehrspiel. Er führte die Abwehrzentrale. Der Ukrainer „hat Champions-League-Erfahrung“, erklärte Butscher, dass er wohl keine Zweifel an seiner Nominierung hatte. „Er hat bis zur Auswechslung viel Stabilität gebracht. Das Zusammenspiel war gut.“

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Nach einer Grätsche direkt vor dem Gegentor an der Seitenlinie war Ordets mit letzter Kraft zum Strafraum zurückgelaufen. Während der eingewechselte Erhan Masovic nicht wirklich attackierte, lenkte der ansonsten so stabile Ordets nach der Kölner Hereingabe den Ball unglücklich zum Torschützen Maina, der wiederum vom ebenfalls eingewechselten Saidy Janko nicht eng genug beschattet wurde. 1:1.

Eine Diagnose, ob Ordets schwerer verletzt ist, steht noch aus. Ebenso wie bei Cristian Gamboa, der nach einem Schlag angeschlagen das Feld hatte räumen müssen.