Bochum. Nur einen Punkt hat der VfL Bochum nach sieben Spielen geholt. Der Klassenerhalt wird eine harte, aber nicht unmögliche Aufgabe. Ein Kommentar.

Erstes Spiel ohne Trainer Thomas Reis nach gut drei Jahren. Siebtes Saisonspiel – erster Punkt. Es gibt Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt. Ein bisschen zumindest. Noch ist der VfL Bochum weder nah dran am großen Ziel noch ist er schon abgestiegen. „Der VfL Bochum“, sagte Interimstrainer Heiko Butscher, „wird niemals aufgeben.“

VfL Bochum: Der neue Trainer muss eine Einheit formen

Noch hat ein neuer Trainer die Chance, Bochum komplett auf Kurs zu bringen. Dafür muss er aus dem Kader, der individuell und finanziell nun einmal der Kader eines heiß gehandelten Abstiegskandidaten ist, eine funktionierende Einheit formen. Auf dem Rasen und in der Kabine. Eine Einheit, die sich trägt und pusht. In der Vorsaison jedenfalls zehrte und lebte Bochum ja auch von dieser gemeinsamen Euphorie.

Das Spiel am Sonntag nährte die Hoffnung, dass die große Wende zumindest gelingen kann, zumal ja etliche potenzielle Startelf-Spieler verletzungsbedingt fehlten, wie unter Reis zuvor auch. In jedem Fall zeigte der VfL bedingungslosen Einsatz, wobei er diesen Einsatz auch unter Reis nicht vermissen ließ. Das sollte man jetzt nicht verklären. Dem VfL fehlte es letztlich gegen dominante Kölner an Entlastung, die Umschaltmomente spielte Bochum nicht gut genug aus. Auch das ist kein neues Phänomen – lässt sich aber vielleicht korrigieren.

Die Bochumer Patrick Osterhage (l.) und Philipp Hofmann ärgern sich über den späten Ausgleich gegen den 1. FC Köln.
Die Bochumer Patrick Osterhage (l.) und Philipp Hofmann ärgern sich über den späten Ausgleich gegen den 1. FC Köln. © dpa

Fehlendes Matchglück jedenfalls musste Bochum trotz des späten, aber eben verdienten Ausgleichs diesmal nicht beklagen. Ganz wichtig für den Klub und seine Zukunft war ja auch die Reaktion der Fans. Sie machten vom Anpfiff an aus dem Ruhrstadion wieder einen Hexenkessel, unterstützten ihr Team. Die Fans gaben alles auf den Rängen, die Mannschaft gab alles auf dem Rasen. Das macht durchaus Hoffnung am Ende dieser schwierigen Woche, zumal einige Abstiegskonkurrenten wie Schalke 04 noch nicht weit enteilt sind.

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Realistisch betrachtet aber muss der VfL Bochum die 2. Liga weiterhin noch fester in den Blick nehmen nach einem Punkt aus sieben Spielen, als er es auch vor dieser Spielzeit schon tat. In seinen Planungen spielte und spielt die Möglichkeit des Abstiegs immer eine Rolle, gerade bei Transfers, Gehältern, Vertragskonstellationen. Das ist kein knausriges Sparen. Das ist vernünftige Finanzpolitik in unsicheren Zeiten. Kein Drei- bis Fünf-Millionen-Euro-Einkauf garantiert einen Nicht-Abstieg. Den kann der VfL nur übers Kollektiv erreichen, über Geschlossenheit. Bochum würde einen Abstieg überleben im wahren Wortsinn. Bochum könnte in Liga zwei wieder neu anfangen. Das ist perspektivisch äußerst wichtig zu wissen.

VfL Bochum: Heiko Butscher soll Interimslösung bleiben

So weit ist es aber gottlob noch nicht. Noch hat der VfL ja auch gar keinen Nachfolger von Thomas Reis präsentiert. Heiko Butscher soll nur die Interimslösung sein, auch nach einem hart erkämpften Punkt und viel Lob von den Spielern für seine Aufbauarbeit ändert man da nicht mal eben seine Meinung. Zumal Butscher selbst sich in seiner Rolle als U19-Trainer sowie im Talentwerk allgemein wohl fühlt. In dieser Länderspielpause hofft der VfL auf das Ja eines idealerweise ganz oben auf dem Wunschzettel stehenden Trainers, der das immer noch schwer möglich Erscheinende möglich machen soll. Diese Chance hat der neue Mann dann auch verdient. Diese Chance hat auch der neue und dafür zuständige Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian verdient.