Bochum. Der VfL Bochum ist im ersten Spiel nach der Trennung von Thomas Reis nicht über ein 1:1 (1:0) gegen Köln hinausgekommen. Später Ausgleich.

Als Linton Maina in der 88. Minute zum 1:1 für den 1. FC Köln traf, sang die Ostkurve im Bochumer Ruhrstadion: „Steht auf für den VfL.“ Die VfL-Fans im Hexenkessel gaben alles für ihr Team. Ihr Team kämpfte auf dem Rasen um jeden Zentimeter. Zum Erfolg hat es nicht ganz gereicht – aber immerhin zum ersten Punkt nach sechs Niederlagen zum Saisonstart.

Im ersten Spiel nach der Trennung von Trainer Thomas Reis war der VfL Bochum unter Interimstrainer Heiko Butscher lange dem Sieg nahe dank eines frühen Eigentores von Benno Schmitz und aufopferungsvoller Defensivarbeit. Letztlich rettete Maina dem überlegenen FC einen verdienten Punkt. Bochum bleibt Tabellenschlusslicht, die Konkurrenten sind aber noch in Sichtweite.

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VfL Bochum - 1. FC Köln 1:1

Heiko Butscher sorgte bei seiner Startelf für eine große Überraschung. Tim Oermann feierte sein Bundesliga-Debüt. Für den Innenverteidiger, der in den vergangenen zwei Jahren unter Butscher in der A-Jugend spielte und in diesem Sommer seinen ersten Profivertrag unterschrieb, kommt zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz überhaupt bei den Profis. Der 18-Jährige verdrängte Erhan Masovic und Vasileios Lamprpopoulos, die in den letzten beiden Spielen die Innenverteidigung bildeten, auf die Bank.

Interimstrainer Heiko Butscher war mit dem VfL Bochum nah dran an einem Sieg gegen den 1. FC Köln.
Interimstrainer Heiko Butscher war mit dem VfL Bochum nah dran an einem Sieg gegen den 1. FC Köln. © firo

Denn neben ihm vertraute Butscher dem ukrainischen Neuzugang Ivan Ordets, was zu erwarten war. Dritter Wechsel in der Startelf nach dem 1:3 auf Schalke: Patrick Osterhage rückte ins Mittelfeldzentrum für Philipp Förster. Für Osterhage (22), der zwischenzeitlich allerdings verletzt ausgefallen war, ist sein Startelf-Debüt in dieser Saison.

Ansonsten vertraut Butscher wie zuletzt sein Vorgänger Thomas Reis Torwart Manuel Riemann, den Außenverteidigern Danilo Soares und Cristian Gamboa, Spielmacher Kevin Stöger, den Flügelstürmern Gerrit Holtmann und Simon Zoller sowie Stoßstürmer Philipp Hofmann. Auch systematisch blieb es bei einem 4-2-3-1 mit Losilla/Osterhage auf der Doppelsechs.

Kölns Trainer Steffen Baumgart rotierte wie erwartet durch nach dem Spiel in der Conference League am Donnerstagabend gegen Slovacko (4:2). Alle Stammkräfte, von Jonas Hector über Ellyes Skhiri bis zu Florian Kainz, kehrten in die auf insgesamt sieben Positionen veränderte Startelf zurück. Als Stoßstürmer agiert der Ex-Dortmunder Steffen Tigges statt Florian Dietz.

Tor für den VfL Bochum: Der Kölner Benno Schmitz befördert den Ball ins eigene Tor.
Tor für den VfL Bochum: Der Kölner Benno Schmitz befördert den Ball ins eigene Tor. © Getty

Lautstarke oder größere Unmutsbekundungen gegen Vereinsverantwortliche oder auch Pro-Reis-Banner sah man nicht im mit 25.800 Fans fast ausverkauften Ruhrstadion. Die Mannschaft wurde vielleicht etwas leiser als bisher, aber doch klar unterstützend empfangen.

Einige Fans in der Ostkurve zündelten vor dem Anpfiff Pyrotechnik, untypisch für Bochum im eigenen Stadion. „Monatlange Arbeit fürn Arsch. Danke Feuerwehr – Feuer frei!“ stand auf einem zuvor ausgerollten Banner am Zaun. Hintergrund: Fans hatten in langer Vorarbeit eine pyrofreie Choreographie erarbeitet, die Feuerwehr verbot diese, weil das Material zu feueranfällig sei.

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Richtig laut wurde es erstmals nach acht Minuten, als Gamboa sich erfolgreich in den Torschuss von Kainz warf. Und kurz darauf bebte das Stadion. Stöger schickte mit einem genialen Pass in die Tiefe Holtmann auf die Reise, dessen scharfe Hereingabe lenkte Hector zu Benno Schmitz, der den Ball ins eigene Tor lenkte. 1:0 für Bochum, 9. Minute. Da war es, das bisher so vermisste Matchglück.

Köln drückte. Bochum stand tief, sehr tief. Bochum schmiss sich in die Zweikämpfe. Und konterte. Stöger schickte Osterhage, der quer legte zu Holtmann, der aus 15 Metern freie Bahn hatte – und den Ball an den Pfosten hämmerte. Das Tor wackelte. Kein Matchglück zum Zweiten (18.).

Der FC hatte mehr Ballbesitz, 64 Prozent bis zur Pause. Immer wieder segelten Flanken in den VfL-Strafraum, doch Ordets und Oermann, oft gegen Tigges, waren aufmerksam. Die Kölner zwangen Keeper Riemann aber bis zum Seitenwechsel nicht zu einer Glanzparade. Entlastung gab es allerdings auch kaum zu sehen. Einmal hatte der VfL dann Glück, als er nach einer Freistoß-Flanke Skhiri am langen Pfosten alleine ließ, der den Ball neben das Tor köpfte (39.).

Jubel beim VfL Bochum über das Führungstor gegen den 1. FC Köln.
Jubel beim VfL Bochum über das Führungstor gegen den 1. FC Köln. © Getty

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Nach der Pause kam Jordi Osei-Tutu für Holtmann. Der VfL attackierte eher, wurde offensiv aktiver, hielt den FC vom eigenen Tor fern, schaltete nach Ballverlust schnell auf Defensivarbeit um. Immer wieder Stöger leitete gute Aktionen ein. So in Minute 58, als Hofmanns Schuss aus 18 Metern knapp rechts am Tor vorbei zischte.

Köln brachte nach einer Stunde drei frische Kräfte. Und Riemann war da, als er gebraucht wurde. Der gerade eingwechselte Maina zwang ihn per Kopf zu einem Riesenreflex auf der Linie. Ein Treffer hätte allerdings wegen Mainas Abseitsposition nicht gezählt.

VfL Bochum: Kalte Dusche in der 88. Minute

Es war Feuer drin, die Fans standen voll und ganz hinter ihrer Mannschaft, Kölns Baumgart brachte zwei weitere Offensivspieler mit Dietz und Adamyan für Kainz und Ljubicic. Und Riemann hielt die Null fest nach Mainas Schuss, Ordets erledigte kurz vor der Line den Rest. Glück für Bochum, dass Adamyans Schuss nur den Pfosten traf – und dann ging der Ball im Kölner Dauerdruck doch noch rein. Maina erzielte den verdienten Ausgleich mit einem harten Schuss ins rechte Eck in der 88. Minute.

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Gamboa, angeschlagen, war nach gut 80 Minuten vom Platz gegangen, für ihn kam Janko. Oermann hatte wohl einen Krampf, für den Debütanten, der eine gute Leistung zeigte, kam Masovic, und Antwi-Adjei ersetzte Hofmann. Letztlich hatte Köln in der Nachspielzeit noch die Siegchance, Soldo aber schoss den Ball aus fünf Metern übers Tor.

VfL Bochum sucht den Reis-Nachfolger

Butscher hat seine Mission erfüllt. In der Länderspielpause will Bochum nun einen Nachfolger von Reis und Interimstrainer Butscher präsentieren. Erste Gespräche mit Kandidaten hat es bereits gegeben, erklärte Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian vor dem Anpfiff. Er wird ein Team übernehmen, das zumindest wieder etwas Hoffnung schöpft im Kampf gegen den Abstieg.