Bochum. Der VfL Bochum holt gegen den 1. FC Köln den ersten Punkt der Saison. Interimstrainer Heiko Butscher erhält Lob von seiner Mannschaft.

Mit gemischten Gefühlen beendeten Spieler und Trainer des VfL Bochum die „komplizierte Woche“, wie Stürmer Simon Zoller meinte. Beim 1:1 gegen den 1. FC Köln (1:0) traf der Gast erst spät zum Ausgleich. Bochum holte aber seinen ersten Punkt im siebten Spiel. Ein Mutmacher? Oder zu wenig?

Ein bisschen beides.

VfL Bochum: Heiko Butscher kritisiert Umschalt-Verhalten

Interimstrainer Heiko Butscher war einerseits erst auf der gefühlten Niederlagen-Seite. „Wir sind in erster Linie enttäuscht, wenn man so spät den Ausgleich kassiert“, sagte Butscher. Aber andererseits galt auch dies: „Er war verdient, das ist klar. Wir wollten kompakt stehen und gute Umschaltmomente haben gegen die spielstarken Kölner. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir die Umschaltmomente nicht gut ausgespielt. Wir mussten viel reagieren, mussten viele Spieler verletzt rausnehmen. Da verlierst du etwas die Ordnung und den Zugriff. Am Ende mussten wir aufpassen, dass wir nicht noch verlieren.“

Am Ende humpelten Tim Oermann (wohl Krämpfe) sowie die angeschlagenen Cristian Gamboa und Ivan Ordets vom Feld. Genauere Diagnosen stehen noch aus.

Die Fans des VfL Bochum feuerten ihre Mannschaft gegen den 1. FC Köln an. Proteste gegen die Vereinsführung gab es nicht.
Die Fans des VfL Bochum feuerten ihre Mannschaft gegen den 1. FC Köln an. Proteste gegen die Vereinsführung gab es nicht. © Getty

Benno Schmitz hatte per Eigentor nach Gerrit Holtmanns Hereingabe für ein erstes Beben im stimmungsvollen Ruhrstadion gesorgt (9.), in dem die Fans ihr Team wie gehabt bedingungslos unterstützten. Proteste gegen die VfL-Spitze oder Pro-Reis-Rufe oder -Banner gab es nicht im ersten Spiel nach der Trennung von Thomas Reis, der drei Jahre lang das bis zu dieser Saison erfolgreiche Gesicht des VfL war.

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Vorübergehend übernahm Butscher, und der 42-Jährige, eigentlich U19-Trainer des VfL, gab auch gleich die Richtung vor für die nächsten Wochen: „Jetzt haben wir einen Punkt und werden die Jungs wieder aufrichten. Es geht darum, konzentriert weiterzuarbeiten. Es ist alles möglich, der VfL Bochum wird niemals aufgeben.“ Bochum ist Schlusslicht, aber Wolfsburg oder Schalke etwa sind noch in Sichtweite.

Mit gemischten Gefühlen bewerteten auch die Spieler das Remis. Kevin Stöger, der wieder eine starke Partie abgeliefert hatte, meinte: „Drei Punkte wären schön, aber auch glücklich gewesen. Das späte Gegentor ist natürlich ärgerlich.“ Köln aber hätte es auch „gut gemacht“, Bochum wiederum für zu wenig Entlastung, zu wenig Torgefahr gesorgt. „Wenn wir die Konter besser ausspielen, können wir das 2:0 machen“, meinte der Zehner. Positiv aber war, „dass wir mit Leidenschaft gespielt, guten Fußball gezeigt haben“, so der Österreicher. „Jeder ist bereit, 100 Prozent zu geben.“

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Eindeutig und einstimmig fielen die Meinungen über Interimstrainer Butscher aus. Er habe, meinte Stöger, „einen super Job gemacht“, für positive Stimmung gesorgt nach den sechs Niederlagen, er „hat uns gut eingestellt“. Taktisch, systematisch und von drei Änderungen in der Startelf abgesehen auch personell habe er aber nur „an kleinen Stellschrauben“ gedreht. Dass Bochum tiefer, kompakter stand vor allem. „Wir haben versucht, defensiv gut zu stehen, haben uns in jeden Ball reingeworfen. Er hat Nuancen verändert, mehr nicht“, so Stöger. Am Ende sei man vielleicht „etwas müde“ gewesen, was vor allem an den spielstarken Kölnern lag, meinte Butscher. Man musste eben viel hinterherrennen. „Die Mannschaft ist fit“, betonte der Trainer, dem ja bekanntlich etliche potenzielle Startelf-Spieler verletzt fehlten, von Goralski bis Stafylidis.

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Simon Zoller wollte den Punkt nicht kleinreden als gefühlte Niederlage. „Das Gegentor ist bitter – aber Köln ist auch extrem spielstark. Es ist ein ordentlicher Punkt für beide“, meinte der Ex-Kölner. Butschers Arbeit, Spaß zu vermitteln und Fokussierung ganz auf Fußball, habe der Mannschaft gut getan, so der Angreifer. „Es war wichtig nach sechs Niederlagen, in einer komplizierten Woche mit der Trennung von Thomas, die Sinne zu schärfen, klare Abläufe zu haben. Wir Spieler haben zu dieser Situation ja beigetragen. Der Punkt tut uns heute auf jeden Fall gut“, meinte Zoller.

Nach viel Ballbesitz weitgehend ohne große Chancen hatte der FC vor allem ab Minute 60 klar die Oberhand und den Ausgleich mehrmals auf dem Fuß und dem Kopf, doch Manuel Riemann und die vielen aufopferungsvoll verteidigenden Bochumer hielten die Führung lange. Erst in Minute 88 netzte Linton Maina zum 1:1 ein.

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Dabei fehlte Bochum in Durchgang zwei auch Gerrit Holtmann für mehr Entlastung. Er hatte sich zur Pause praktisch selbst ausgewechselt, nachdem er mit seiner scharfen Flanke das 1:0 von Eigentor-Schütze Benno Schmitz provoziert (9.) und mit einem Knaller an den Pfosten Pech hatte (18.). Sein dritter Alutreffer in dieser Saison: „Letztes Jahr wären die vielleicht reingegangen. Aber es liegt an mir, daran zu arbeiten.“

Nach der Pause ging es nicht weiter für den schnellen Außenstürmer. „Ich hatte Hals- und Kopfschmerzen“, sagte er. „Ich habe nach einem Sprint gepumpt wie ein Maikäfer. Mit meinem Knie ist alles in Ordnung.“ Jordi Osei-Tutu kam, konnte seine Angriffe aber nicht durchziehen. Offenbar fehlte ihm noch ein Stück Selbstvertrauen.

VfL Bochum: Neuer Trainer soll in der Länderspielpause kommen

Kompakt arbeiten, aggressiv gegen den Ball spielen, so soll es weitergehen, meinte Zoller. „Wir haben heute gezeigt, dass wir in der Bundesliga bestehen können.“ Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian will nun in der Länderspielpause einen neuen Trainer präsentieren, bevor es für den VfL in Leipzig weitergeht. Zoller: „Wir sind Spieler des Vereins und akzeptieren jeden Trainer. Wir wollen einen guten Trainer haben, der Bock hat, mit uns zusammenzuarbeiten. Darauf freuen wir uns.“