Bochum. Wie reagieren die Fans auf die Reis-Gespräche mit Schalke? Stößt der VfL Bochum den Bock gegen Werder um? Der Druck ist groß.

Wer gerne pechschwarzmalen will für die Partie des VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den SV Werder Bremen, der muss nur einen Blick in die Statistik werfen. Die Gesamtbilanz der Traditionsvereine, die letztmals allerdings in Bochums Abstiegs-Saison 2009/10 aufeinander trafen, liest sich vernichtend für den Revierklub. Zehn Siegen stehen 44 Niederlagen gegenüber (17 Remis).

Noch deprimierender: Den letzten Heimsieg feierte der VfL gegen Bremen vor fast exakt 24 Jahren, am 8. September 1998, mit einem 2:0. Es folgten im Ruhrstadion drei Remis und sechs oft hohe Niederlagen. Darunter ein 0:6 im Oktober 2006.

Zweithöchste Heimiederlage gegen Werder - höchste vor zwei Wochen

Das ist die zweithöchste Heimniederlage des VfL in seiner Bundesliga-Geschichte, womit der Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart gespannt ist. Die höchste Niederlage kassierte der VfL im Ruhrstadion gerade erst beim letzten Heimspiel, beim 0:7 gegen den FC Bayern.

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Der VfL hat null Punkte nach vier Spielen. Er muss punkten gegen Bremen. Gegen den offensiv spektakulär gestarteten Aufsteiger mit der riesigen Europapokal-Tradition (fünf Punkte, 10:10 Tore), der seinen unerwarteten Betriebsunfall nach schleichendem Abwärtstrend in der 2. Liga wiedergutmachte und unter dem neuen Trainer Ole Werner direkt zurückkehrte in die Bundesliga. Der deshalb weiterhin deutlich größer, wirtschaftsstärker aufgestellt ist als der VfL Bochum nach elf Jahren Zweitklassigkeit am Stück.

Wie reagieren die Fans des VfL Bochum auf den Wirbel um Reis?

Und natürlich belastet das teils öffentlich ausgetragene interne Theater den Gastgeber. Es wird sich zumindest vor dem Anpfiff wieder viel um Trainer Thomas Reis drehen, in den Live-Interviews, auf den Rängen. Wie reagieren die VfL-Fans auf seine nun publik gewordenen Schalke-Pläne im Sommer? Halten sie ihm aufgrund seiner nicht wegzudiskutierenden großen Erfolge in den letzten drei Jahren die Stange – oder verzeihen sie ihm Verhandlungen mit dem ungeliebten Rivalen aus der Nachbarschaft nicht?

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Thomas Reis, Trainer des VfL Bochum.
Von Christian Woop, Ralf Ritter, Markus Rensinghoff und Andreas Ernst

Möglich, dass es solche und solche geben wird. Thomas Reis jedenfalls hat bereits an die Fans appelliert, nicht unbedingt ihn selbst, aber die Mannschaft bedingungslos zu unterstützen.

Stürmer Hofmann: Trainer-Thema prallt am Team ab

Die Mannschaft selbst nimmt die öffentlichen Debatten um ihren Trainer, glaubt man vielen Worten, gelassen, zumindest professionell hin. Philipp Hofmann, der Stürmer, der erneut vermutlich zunächst auf der Bank Platz nehmen wird, sagt: „Das ist kein Thema bei uns. Wir haben nur die Aufgabe, den Bock gegen Bremen umzustoßen.“

Simon Zoller, der vermutlich erneut als Stoßstürmer agieren wird, meint: „Unruhe wird von außen herangetragen. Wir sind lange genug Profis, um mit solchen Situationen klarzukommen. Wir müssen schnell wieder ein Team werden, die Geschlossenheit von Freiburg war schon ein Schritt in die richtige Richtung.“

Fabians kurzer Draht zum Team: Freiburg soll der Anfang sein

Freiburg, das unglückliche 0:1, sollte der Anfang sein. So hat es auch Patrick Fabian, der neue Sport-Geschäftsführer, bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz am Donnerstag betont. Fabian hat mit Führungsspielern wie Anthony Losilla und Manuel Riemann ja selbst lange zusammengespielt. Der 34-Jährige hielt in seinen folgenden Ämtern beim VfL den kurzen Draht zum Team auch nach seinem Karriere-Ende 2020.

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Patrick Fabian musste bei seiner Vorstellung als neuer Sport-Geschäftsführer des VfL Bochum vor allem zum Wirbel um Trainer Thomas Reis Stellung nehmen. Es gelang ihm diplomatisch souverän.
Von Ralf Ritter, Markus Rensinghoff, Christian Woop

Der junge Sportchef ist ganz nah dran am Team, näher als sein Vorgänger Sebastian Schindzielorz. Auch Fabian betonte, dass die Mannschaft das Trainer-Thema nicht beeinflussen dürfte. Das habe auch die gute, wenngleich unbelohnte Leistung beim 0:1 in Freiburg gezeigt, als die Trainerdebatte ja auch längst köchelte, wenn auch noch ohne den Schalke-Spot.

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Wie geht es weiter mit Reis? Aktuell sind alle Szenarien denkbar

Klar ist: Fabian und Vorstandschef Hans-Peter Villis haben auf der PK ihren grundsätzlichen Willen bekundet, Reis weiterhin zu vertrauen – wenn die nächsten Leistungen und auch Ergebnisse stimmen gegen Bremen, auf Schalke in der Woche darauf. Dies wurde deutlich, auch wenn man auf ein öffentliches Ultimatum verzichtete, um nicht zusätzliche Unruhe zu erzeugen in unruhigen Zeiten.

Aktuell sind alle möglichen Szenarien am Samstag und im Derby danach denkbar.

Der Druck ist also groß, ausnahmsweise gilt tatsächlich, was viel zu oft geschrieben wird: Die nächsten ein oder zwei Partien sind wegweisend für die nahe Zukunft. Trainer Reis weiß das, er sagt: „Ich lasse mich gerne am Sportlichen messen.“ Reis ist zweifellos jetzt erst Recht heiß, die ersten drei Punkte zu holen, „darauf konzentriere ich mich.“ Was nach dem Spiel passiere, so Reis am Donnerstag, „interessiert mich im Moment einen Feuchten.“

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Bremen hat seine turbulenten Monate hinter sich, nach dem XXL-Umbruch vor gut einem Jahr ist Werder längst wieder im ruhigen Fahrwasser angekommen. Der Klassenerhalt ist das Ziel. Die Norddeutschen konnten ihren bereits Richtung Bundesliga aufgestellten Aufstiegs-Stamm halten, hinzu kamen punktuelle Verstärkungen.

Das sind etwa der dänische Mittelfeldmann Jens Stage (FC Kopenhagen/4 Millionen Euro Ablöse), die Innenverteidiger Niklas Stark (Hertha BSC) und Amos Pieper (Bielefeld/beide ablösefrei) oder der wuchtige Angreifer Oliver Burke (ablösefrei, Sheffield United). Burke ist noch kein Stamm, ganz vorne im 5-3-2-System mit Sechser und Doppel-Acht wirbelten bis jetzt Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch. Zweimal zwei und zweimal drei Treffer erzielte Werder bisher, bekam aber auch schon die gleiche Zahl Gegentore, zehn also.

Bittencourt fällt aus - Werder-Trainer Werner interessiert Favoritenrolle nicht

Dennoch: Bremen kommt trotz des Ausfalls von Leo Bittencourt, der sich gegen Frankfurt (3:4) verletzt hat, und eventuell des Jokers Lee Buchanan, der am Freitag laut des Portals „deichstube.de“ am Knie verletzte, aufgrund all dieser Umstände als Favorit nach Bochum. Ole Werner sagt zu Rollenverteilungen im Fußball: „Das ist mir vollkommen egal. Wir sind auch nicht nach Dortmund gereist, um zu verlieren.“ Bremen gewann mit 3:2. Bochum, betont Werner, habe eine offensivstarke Mannschaft mit viel Tempo.

Mit Gerrit Holtmann und Takuma Asano auf den Flügeln etwa. Beim VfL sind wie berichtet bis auf eine Ausnahme – Jannes Horn spielt für den verletzten Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis – keine Änderungen in der Startelf zu erwarten. In den Kader rückt vermutlich erstmals Stürmer Lys Mousset und sicher Tim Oermann, denn Mohammed Tolba soll morgens (11 Uhr) Spielpraxis in der U19 des VfL beim Spitzenspiel gegen Köln sammeln.

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VfL Bochum: Riemann – Gamboa, Masovic, Heintz, Horn – Losilla, Goralski – Stöger – Zoller, Holtmann, Asano

Reserve: Esser, Ordets, Lampropoulos, Oermann, Förster, Osterhage, Osei-Tutu, Mousset, Hofmann

Es fehlen: Soares (Aufbautraining), Grave (Schulter-OP), Stafylidis (muskuläre Probleme), Mo Tolba (spielt bei der U19)

Werder Bremen: Pavlenka – Pieper, Veljkovic, Friedl – Weiser, Groß, Jung – Schmidt, Stage – Füllkrug, Ducksch

Alternativen: Backhaus, Dos Santos Haesler, Zetterer, Agu, (Buchanan), Chiarodia, Stark, Goller, Gruev, Rapp, Schmid, Burke, Dinkci

Es fehlen: Bittencourt (Rippenverletzung), Mbom (Achillessehnenriss), Salifou (Aufbautraining)