Bochum. Patrick Fabian, 34, hat sich bei seiner Präsentation gut verkauft. Der neue Sportchef des VfL Bochum übernimmt auch gleich viel Verantwortung.

Im blauen Jacket und weißem Shirt nahm Patrick Fabian auf dem Podium im Medienzentrum des VfL Bochum Platz. Aufgeräumt wirkte der 34-Jährige, souverän sprach er über das heikle Trainer-Thema, das er an seinem ersten offiziellen Arbeitstag lieber nicht serviert bekommen hätte.

Aber Fabian, seit Donnerstag, 1. September 2022, der neue Sport-Geschäftsführer des VfL Bochum, ist erstens intelligent und zweitens lange genug im Profigeschäft, um zu wissen, dass die Debatten um Thomas Reis seine eigene Geschichte bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz überlagern würden.

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Schließlich ist er jetzt für den Trainer-Posten verantwortlich.

Reis-Gespräche mit Schalke überlagern den Fabian-Einstieg

Am Abend zuvor wurde öffentlich, dass Thomas Reis im Sommer mit dem FC Schalke 04 verhandelt und beim VfL Bochum bezüglich einer Freigabe vorstellig geworden ist.

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Hans-Peter Villis, der VfL-Vorstandsvorsitzende, und Fabian moderierten das Thema ab. Fabian lenkte den Fokus immer wieder ganz auf das Spiel am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Ruhrstadion) gegen den SV Werder Bremen (Bericht zur Trainer-Thematik lesen Sie hier und im Live-Ticker zum Nachlesen). Dabei stellte er Trainer Reis weder ein Ultimatum noch gab er eine Job-Garantie für ihn ab.

Fototermin im Stadion: Hans-Peter Villis, Vorstandsvorsitzender des VfL Bochum, mit Patrick Fabian, dem vom Präsidium um Villis neu bestellten Sport-Geschäftsführer des VfL
Fototermin im Stadion: Hans-Peter Villis, Vorstandsvorsitzender des VfL Bochum, mit Patrick Fabian, dem vom Präsidium um Villis neu bestellten Sport-Geschäftsführer des VfL © dpa | Bernd Thissen

Deshalb darf man gleich sagen: Erste, keinesfalls einfache Feuertaufe bestanden im schnelllebigen, von Geld, Macht und Intrigen getriebenen Fußball-Diplomatie-Geschäft, in dem im Idealfall bei einem Verein wie dem VfL Bochum doch Interna Interna bleiben sollen und am Ende allein die Mannschaft sprechen soll.

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Fabian sagte etwa auf die Frage, wie man den in den sozialen Netzwerken längst teils wütenden Fans die Reis-Frage erklären werde: „Wir wollen das nicht groß kommunizieren. Das sind Nebengeräusche, die uns begleiten. Der Fokus sollte auf Bremen liegen und nicht auf Gerüchten, die Schalke oder andere Klubs betreffen.“

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Patrick Fabian: Seit 22 Jahren beim VfL Bochum alle Stationen durchlaufen

Die Geschichte dieser Pressekonferenz hätte eine ganz andere sein können, sein sollen. Die Geschichte von Patrick Fabian, der mit zwölf Jahren zum VfL kam. Der seit 22 Jahren alle Stationen dieses Klubs durchlaufen, alle erdenklichen Erfahrungen als Jugendspieler (allein 55 U19-Einsätze), als Spieler der zweiten Mannschaft (111) und als Spieler in der 2. Liga und im DFB-Pokal (157) gesammelt hat.

Von Fabian, der mehr Tiefen überstand als Höhen feierte in der 2. Liga. Sportlich mit dem Team, persönlich nach vier Kreuzbandrissen, nach denen er immer wieder zurückkehrte. Der mal nur Reservist war und dann Kapitän. Von Patrick Fabian, der nach seinem Karriereende in der Coronakrise, im Sommer 2020, dann die andere Vereins-Seite als Assistent seines Vorgängers Sebastian Schindzielorz kennenlernte und zuletzt als Team-Manager fungierte.

Fabian: Herausforderungen können „schön und spannend“ sein

Doch es kracht im Klub. Öffentlich dreht sich alles um Trainer Reis. Das Team hat noch null Punkte nach vier Spielen. Für schöne Aufsteiger-Geschichten ist gerade der falsche Zeitpunkt. „Die Situation ist, wie sie ist“, sagte Fabian. „Ich habe kein Problem damit. Herausforderungen können schön und spannend sein. Ich freue mich extrem auf die Aufgabe, auf diesen Schwamm der Herausforderungen.“ Man müsse nun erst einmal „gemeinsam“ den Fokus auf das Spiel lenken, um „gute Ergebnisse zu erzielen“, betonte er mehrmals.

Fabian ging als Spieler immer voran und redete oft genug Klartext, intern wie extern. „Er war schon auf dem Rasen eine Führungskraft“, erklärte Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis und nannte weitere Gründe, warum sich das Präsidium mit ihm an der Spitze, warum sich der VfL für ihn entschieden habe. Zu seinen Pluspunkten gehöre seine „VfL-DNA“, sagte Villis, ebenso wie seine abgeschlossenen Betriebswirtschaftslehre- und Sport-Management-Studien und sein Ehrgeiz; auch, sich ständig weiterzubilden.

Vorstandschef Villis: Fabian ist mehr als nur ein Kaderplaner

Denn Fabian sei ja, so Villis, gemeinsam mit dem ebenfalls bis 2025 gebundenen Sprecher der Geschäftsführung, Ilja Kaenzig, als „Geschäftsführer Sport“ des VfL ein wichtiger „Teil der Unternehmensführung“. Einer, auch das stand im Anforderungsprofil, der akzeptiere, „dass wir nicht die finanziellen Möglichkeiten haben wie andere Bundesliga-Klubs“.

Im Mai hatte Schindzielorz, wie Fabian zuvor Profi und Assistent der Geschäftsführung, seinen Kontrakt zum Jahresende gekündigt. Bereits im Juni gab es den ersten konkreten Kontakt zwischen ihm und dem Präsidium, erklärte Fabian. Früh war klar, dass der VfL auf ihn setzt, zumal man sich erprobte Manager der ersten Kategorie nicht leisten kann.

Mehrere intensive Gesprächsrunden später stand der Vertrag. Fabian unterschrieb für drei Jahre bis zum Sommer 2025 – für einen jungen Anfänger auf dieser Position ein klarer Vertrauensvorschuss.

Villis erläutert den Zeitpunkt der Übernahme Fabians

Villis erläuterte den Zeitpunkt des Wechsels: Schindzielorz sollte die Transferperiode durchziehen, Fabian dann das Amt übernehmen. Dabei schiebt der gebürtige Hagener keine Verantwortung auf seinen Vorgänger ab, falls es schief gehen sollte. „Ich war in dieser Transferperiode bereits eingebunden“, sagte Fabian. „Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass dieser Kader die Klasse hält.“ Hans-Peter Villis betonte: „Das ist der Kader des VfL Bochum. Es ist unser Kader, nicht Schindzielorz’ Kader oder Fabians Kader.“

Es ist natürlich auch der Kader von Trainer Thomas Reis. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht es gegen Werder Bremen. Erstmals wird Fabian im Ruhrstadion auf der Bank Platz nehmen als Sport-Geschäftsführer. Mit welcher Gefühlslage, könne er erst am Samstag sagen. „Ich bin ein emotionaler Mensch“, blickte er vorsichtig voraus. „Aber ich denke, dass ich das in den Griff bekommen werde.“

Trainer Reis hofft auf die Unterstützung der Fans „für die Mannschaft“

Wie die Bochumer Fans auf den Tribünen auf die Causa Schalke/Reis reagieren, wird sich zeigen. Der Trainer jedenfalls, der sich auch mächtigem Gegenwind stets von Angesicht zu Angesicht gestellt hat und sicherlich weiter stellen wird, erklärte sinngemäß, dass die Fans über ihn selbst urteilen könnten wie sie wollen.

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Nur einen Appell hatte er in Richtung der Fans: die Mannschaft erneut massiv zu unterstützen. Denn die soll nach vier Niederlagen den immens wichtigen ersten Sieg einfahren. „Das“, sagte Reis, „würde helfen.“

Dem Punktekonto. Ob er auch die Trainerdiskussion wieder ein Stück weit zurückdrängt, ist zu bezweifeln. Nach seinem öffentlichen Dementi zu seinen Gesprächen mit Schalke, die es gab, könnte die Zeit von Reis beim VfL schneller enden als vor kurzem noch gedacht.