Bochum. Die Zukunft von Trainer Thomas Reis ist das dominierende Thema beim VfL Bochum. Die Beteiligten arbeiten inzwischen gegen- statt miteinander.
Patrick Fabian hatte sich seinen ersten Auftritt als Sport-Geschäftsführer des VfL Bochum anders vorgestellt. Er hätte eine besondere Geschichte erzählen können. Wie er als Jugendlicher zum VfL kam, Profi wurde, nach der Karriere ins Management einstieg. Und welche Handschrift er als Sportchef dem Bochumer Kader künftig verleihen möchte.
Das große Thema auf der Vorstellungs-Pressekonferenz von Patrick Fabian war aber: nicht Patrick Fabian.
Gemeinsam mit Vorstands-Chef Hans-Peter Villis (64) musste sich der 34-Jährige zunächst mal darum bemühen, eine Angelegenheit einzufangen, die in den vergangenen Tagen außer Kontrolle geraten ist: die Zukunft von Thomas Reis.
VfL Bochum hat Gespräche in den Winter verlegt
Mittlerweile hat diese ja schon telenovela-artige Züge. Folge eins: Der VfL ist optimistisch, die Zusammenarbeit mit dem bislang so erfolgreichen Cheftrainer über das Jahr 2023 hinaus fortzusetzen, kommuniziert das auch bei jeder Gelegenheit. Der 48-Jährige scheint dem nicht abgeneigt.
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Folge zwei: Im Interview mit dieser Redaktion berichtet Reis überraschend, dass die Gespräche mit dem Klub abgebrochen worden sind, seine Zukunft offen sei. Anschließend muss er zurückrudern, die Verhandlungen sollen – vermeintlich einvernehmlich – im Winter fortgesetzt werden. Gescheitert ist ein schneller Deal nach unseren Informationen vor allem daran, dass Reis auf eine Ausstiegsklausel bestand.
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Und Folge drei: Wie auch diese Zeitung erfahren hat, hatte Reis im Sommer mit Bochums Rivalen Schalke 04 verhandelt. Ausgerechnet! Der Coach bestritt dies am Donnerstag vehement, schüttelte bei mehrmaliger Nachfrage immer wieder mit dem Kopf. Villis betonte: „Das sind Interna, die Interna bleiben.“ Die allerdings in den vergangenen Tagen von verschiedenen Akteuren der Öffentlichkeit gesteckt worden sind. Die Bochumer Verantwortlichen spielen dies zu „Nebengeräuschen“ runter.
Aus guten scheinen schlechte Zeiten zu werden. Fortsetzung folgt.
Die Gräben, die sich an der Castroper Straße auftun, werden immer größer und schwieriger zuzuschütten. Vor allem, weil man inzwischen den Eindruck gewinnen kann, dass alle Beteiligten eher gegen- statt miteinander arbeiten. Reis’ Schlussbemerkung jedenfalls konnte durchaus als Seitenhieb verstanden werden. „Ich nehme das sehr persönlich“, klagte er. „Ich werde nie herausfinden, wer die Informanten sind und ob sie den Mut hätten, mir das alles ins Gesicht zu sagen. Meine Person wird in ein Licht gerückt, das ich nicht verdient habe. Alles, was geschrieben wird, ärgert mich maßlos.“ Insbesondere der in verschiedenen Medien vermittelte Eindruck, dass es ihm in erster Linie um finanzielle Konditionen gehen würde, die die bisherigen Verhandlungen zum Platzen bringen ließen, regte ihn mächtig auf.
Für Fabian, den bisherigen Assistenten des scheidenden Sportchefs Sebastian Schindzielorz (43), beginnt der neue Job mit einer Herkulesaufgabe. „Ich will aus unruhigeren Zeiten ruhige Zeiten machen“, sagt er. „Es ist für den VfL Bochum essenziell, ein ruhiges Umfeld zu haben, alle Nebengeräusche auszublenden.“ Sein Vorteil: Fabian kann seine Aufgabe unbelastet angehen, auch wenn er nach eigener Auskunft „bei allen wichtigen Fragen“ der vergangenen Wochen involviert war.
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Deutlich einfacher wäre dies, wenn der Blick auf die Tabelle optimistischer stimmen würde als das Reinhorchen in den Flurfunk der Bochumer Geschäftsstelle. Der VfL liegt ohne Punkte auf dem letzten Tabellenplatz. In den ersten vier Spielen wäre zwar der eine oder andere Punkt möglich gewesen. Andererseits beging die Mannschaft teils haarsträubende Fehler. In gewisser Weise genießt das neu zusammengestellte Team allerdings noch etwas Schonfrist.
VfL Bochum stellt Trainer Thomas Reis kein Ultimatum
Gegen Aufsteiger Werder Bremen aber muss am Samstag (15.30 Uhr/Sky) ein Erfolgserlebnis her. „Es darf aber keinen Schlagabtausch geben, da hat Bremen aktuell das glücklichere Händchen“, sagt Reis. In der Woche darauf steht das Derby auf Schalke an. Schicksalsspiele für den Trainer.
Daher vermied der neue Sportchef genauso wie der Vorstands-Vorsitzende Villis ein klares Bekenntnis zu Reis, verzichtete allerdings auch auf ein Ultimatum, dass Reis entlassen werden könnte, wenn Bochum die kommenden beiden Spiele verlieren würde. „Das haben wir nie diskutiert“, sagte Villis.
Doch Thomas Reis ist nicht der einzige Trainer, der geschwächt aus dieser Woche geht. Frank Kramer steht auf Schalke schon länger in der Kritik. Spätestens nach dem 1:6 gegen Union Berlin ist der Aufstiegsbonus bei den Fans aufgebraucht. Die Verhandlungen zwischen Reis und Schalke im Sommer verdeutlichen wieder: Kramer war bei den Königsblauen alles andere als Wunschkandidat Nummer eins.