Bochum. Das 0:7 des VfL Bochum gegen die Bayern hallt nach. Trainer Thomas Reis erwartet eine Reaktion seines Teams und dazu gnadenlose Selbstkritik.

Die Situation beim VfL Bochum lässt sich mit einer einfachen Frage und der entsprechenden Antwort darstellen. Hallo VfL Bochum, wie schlecht sollen die ersten drei Spiele der Saison laufen? Und der VfL so: Ja. Auf zwei vermeidbare Niederlagen gegen Mainz und Hoffenheim folgte eine 0:7-Vorführung gegen Bayern München, bei dem nur die Bochumer Fans auf den Tribünen überzeugten. Entsprechend hat Trainer Thomas Reis mit der Mannschaft einiges aufzuarbeiten.

„Wir werden der Mannschaft am Dienstag vor der Trainingseinheit das Spiel in Auszügen noch einmal zeigen“, sagte er am Montag. „Sie wissen schon, dass viel falsch gelaufen ist. Aber wenn man dann die Bilder dazu hat, wird es noch deutlicher. In einer Szene zum Beispiel haben wir gegen die Bayern gepresst, so wie wir noch nie gepresst haben und so wie wir auch nicht pressen wollen.“

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Am Dienstag sieht Reis das Team nach dem 0:7 vom Sonntag wieder. Am Montag war trainingsfrei. Davon wich Reis trotz des historischen Ausmaßes der Niederlage nicht ab. Seine Pläne zu ändern, nur weil es vielleicht von außen gefordert werden könnte oder aufgrund von schlechten Ergebnis angezeigt sein könnte, war und ist seine Sache nicht.

Für jeden Spieler des VfL Bochum lässt sich ein Fehler-Film zusammenstellen

Unabhängig davon, ob er das Team am Montag sehe oder nicht, sei aber in jedem Fall wichtig, über das Spiel und die Art und Weise der deutlichen Niederlage nachzudenken. „Es gibt deutliche Zeichen dafür, was falsch läuft“, sagte er. „Ich nehme mich mit in die Kritik hinein, habe bereits nach dem Spiel Dinge auf meine Kappe genommen. Auch jeder Spieler sollte darüber nachdenken, ob er alles getan hat, ob er die Aufgaben, die er mit auf den Weg bekommen hat, erledigt hat. Jeder muss sich fragen, ob er alles getan hat, was er tun kann.“

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Einen Spieler aus der Kritik zu nehmen war nach diesem Spiel nicht möglich. Torwart Manuel Riemann, in der Vorsaison noch in den meisten Partien über jeden Zweifel erhaben, leistete sich ebenso so seine Fehler wie Cristian Gamboa. Der Nationalspieler Costa-Ricas hat schon etliche Spieler auf hohem Niveau gegen starke Gegner absolviert.

An ein Spiel, in dem er – wenn man es genau nimmt – gleich zwei Eigentore erzielt und in dem er darüber hinaus mit schlechten Klärungsversuchen mindestens ein weiteres Gegentor vorbereitet, wird er sich nicht erinnern können. Für jeden weiteren Spieler ließe sich ein eigener Fehler-Film zusammenstellen. Auch für Kevin Stöger. Der Mittelfeldmann war zwar der beste Bochumer, verlor aber ebenso irgendwann den Faden und ging mit unter.

Kollektiver Blackout der Spieler des VfL Bochum

Reis fasste den kollektiven Blackout so zusammen: „Wir waren überfordert und bekommen die Gegentore viel zu einfach, haben bei fast jedem Tor unsere Aktien drin. Mal stehen wir zu weit weg oder klären nicht konsequent genug, oft sind wir zu spät gekommen oder haben die entscheidenden Zweikämpfe verloren oder wir machen andere individuelle Fehler. Gegen Mannschaften wie Bayern München wird dir gnadenlos alles aufgezeigt. Wenn die Bayern ins Rollen kommen, wird es schwer. Aber wir schenken die Tore schon sehr einfach her.“

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In der Halbzeit habe er daher auch überlegt, ob er die beiden jungen Spieler Mo Tolba und Tim Oermann bringen sollte. „Ich glaube aber, dass ich ihnen keinen Gefallen getan hätte, sie in so ein Spiel gegen so einen Gegner einzuwechseln.“

Alle zusammen, also Trainer und Spieler sollten spätestens jetzt anfangen, Dinge besser zu machen. „Ähnlich war es nach dem 0:7 im Vorjahr“, sagte Reis. „Vielleicht haben wir auch diesmal wieder so eine Klatsche gebraucht.“ Wenn es nun besser wird und die Bochumer anfangen zu punkten würde sich zumindest im Rückblick das 0:7 besser ertragen.

Der Kader des VfL Bochum gibt derzeit nicht viele Wechsel her

Was Reis allerdings derzeit nicht machen kann, ist, viele Wechsel vorzunehmen. Das gibt der Kader derzeit nicht her. Weiterhin fehlen zahlreiche Spieler. Von den Spielern, die zuletzt gefehlt haben, werden laut Reis voraussichtlich nur Patrick Osterhage und Konstantinos Stafylidis wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren. „Sie müssen aber erst den Trainingsrückstand aufarbeiten.“ Somit fehlen weiterhin die Linksverteidiger Jannes Horn und Danilo Soares, dazu auch Angreifer Christopher Antwi-Adjei.

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Ein weiterer möglicher Kader-Kandidat könnte Lys Mousset sein. Der französische Angreifer aber hat auch noch Trainingsrückstand. Ebenso wie Gerrit Holtmann. Ihn brachte Reis im zweiten Abschnitt gegen die Bayern. „Das hört sich jetzt vielleicht komisch an“, sagte Reis, „aber bei Gerrit Holtmann war es so, dass er Spielpraxis bekommen sollte. Er muss wieder Vertrauen in seinen Körper bekommen. Vielleicht ist er ein Kandidat für die Startelf gegen den SC Freiburg.“