Bochum. Der VfL Bochum wird vom FC Bayern vorgeführt und kassiert die höchste Heim-Niederlage der Bundesliga-Geschichte. Klare Worte nach dem Spiel.
Selbst auf der untersten Ebene der Nordtribüne, tief in den Katakomben des Ruhrstadions, waren noch die „VfL“-Rufe der Bochumer Fans zu hören. Was in der erfolgreichen vergangenen Saison oftmals nach Siegen angestimmt worden ist, wurde diesmal zum Mittel für Aufbauarbeit. Denn wer Simon Zoller so sah, als die Anfeuerungsgesänge schon wieder langsam verstummt waren, blickte in die Augen eines tief enttäuschten Fußball-Profis.
Der 31 Jahre alte Angreifer rang um Worte, die beschreiben können, was der VfL Bochum da am Sonntagabend gerade gegen München erlebt hatte. Zoller tat sich merklich schwer, die passenden zu finden. „Ich wurde noch nie so auseinandergeschraubt wie heute“, sagte er. „Das ist brutal enttäuschend, das war von allen ein Tag zum Vergessen.“
Höchste Heim-Niederlage in der Bundesliga-Geschichte des VfL Bochum
Einfach dürfte das nicht werden. Denn das 0:7 (0:4) gegen die Bayern, die durch den Sieg zum Abschluss des dritten Spieltages wieder an die Tabellenspitze sprangen, wird in den kommenden Jahren womöglich noch in der einen oder anderen Chronik niedergeschrieben sein. Es war schließlich die höchste Heim-Niederlage der Bochumer Bundesliga-Geschichte. Die bisherige Negativmarke stammt aus dem Oktober 2006, als Werder Bremen den VfL mit 6:0 herspielte.
Nicht nur das nackte Ergebnis, für das Leroy Sané (4.), Matthijs de Ligt (25.), Kingsley Coman (33.), Sadio Mané (43./59., Foulelfmeter), Cristian Gamboa (69., Eigentor) und Serge Gnabry (76.) sorgten, schockierte Bochum. Es war vor allem die Art und Weise, wie sich der vor wenigen Wochen noch gefeierte Bundesligist präsentierte. „Wir konnten gar nicht richtig kämpfen, weil wir gar nicht in die Räume gekommen sind, um kämpfen zu können“, kritisierte Zoller. „Wir müssen schleunigst dahin kommen, dass wir für irgendetwas stehen.“ Mittelfeldspieler Kevin Stöger ergänzte: „Man kann verlieren, die Frage ist aber: wie?“
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Und die Bochumer müssen dringend die vielen individuellen Fehler abstellen. Bei allen sieben Gegentoren mischten die VfL-Profis kräftig mit. Das 1:0 resultierte aus einem verunglückten Pass von Linksverteidiger Saidy Janko, der wie sein Partner auf der anderen Seite, Gamboa, überfordert wirkte. Beim 2:0 – das vierte Gegentor nach einer Ecke nach drei Spieltagen – stimmte wieder mal die Zuordnung nicht. Gamboas Kopfball in Richtung des eigenen Tores führte schließlich zum 3:0. Vor der Pause, beim 4:0, entwischte Sadio Mané der gesamten Viererkette, zu der Thomas Reis nach dem 2:3 in Hoffenheim zurückgekehrt war. Ein Eigentor in der zweiten Hälfte, ein vermeidbarer Foulelfmeter und eine Phase voller Auflösungserscheinungen, in der Bayern in Person des eingewechselten Gnabrys zum siebten Mal einschoss, besiegelten eine schwache Leistung des VfL, der eigentlich an das furiose 4:2 aus dem Februar anknüpfen wollte. „Wichtig ist, dass sich die Jungs an die eigene Nase packen und keine Schuldzuweisungen betreiben“, meinte Bochums Trainer, der sich selbst bei der Kritik miteinschloss.
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Für den 48-Jährigen und seine Bochumer bleibt eine ganze Menge zu tun. Bereits am Freitag geht es zum Europapokal-Teilnehmer SC Freiburg (20.30 Uhr/DAZN). Leisten sich die VfL-Profis dann wieder derart kapitale Fehler, ist ein Fehlstart mit null Punkten nach vier Spieltagen ein sehr reales Szenario. „Wir müssen wieder aufstehen und am Freitag eine andere Leistung bringen“, sagte Reis.
FC Bayern nach Gala beim VfL Bochum nun gegen Gladbach
Und die Münchener? Die scheinen dem Rest der Liga schon wieder zu enteilen. „Die Energie, die in der Mannschaft steckt, die Stimmung. Da gönnt jeder jedem alles“, schwärmte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann. Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) kommt Borussia Mönchengladbach in die Allianz Arena – der Tabellenzweite dürfte es den Bayern schwerer machen als der VfL Bochum an diesem Sonntagabend.