Bochum. Ein neuer Verteidiger hat Priorität beim VfL Bochum. Trainer Reis spricht über Lampropoulos, Stöger, Konkurrenz. Positionen und Gerüchte.

Es gibt noch viele Lücken im Kader des VfL Bochum. Trainer Thomas Reis aber ist entspannt - und freut sich über Zugang Kevin Stöger, dem er viel zutraut. Der Check der Positionen ein paar Tage vor dem Trainingsauftakt am Montag.

Tor: Kein Handlungsbedarf trotz des Ernst-Wechsels

Der Wechsel von Tjark Ernst (19) zu Hertha BSC ist seit Mittwoch offiziell. Ernst unterschrieb in Berlin einen Vertrag bis Juni 2026. „Es ist natürlich schade, wenn uns ein Bochumer Junge, ein Talent aus dem eigenen Klub verlässt“, sagt VfL-Trainer Thomas Reis. „Aber ich kann seine Entscheidung aus sportlicher Sicht verstehen, weil er in Berlin in der U23 mehr Spielpraxis erhalten kann als wir ihm versichern konnten. Ich denke, dass dieser Schritt auch für seine persönliche Entwicklung gut sein kann und wünsche ihm bei Hertha viel Erfolg.“

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Mit Manuel Riemann (33/Vertrag verlängert bis 2025), Michael Esser (34) und Paul Grave (21) ist der VfL gut aufgestellt. Nur bei einem weiteren Wechsel (Leihe Grave?) würde er noch einmal aktiv. In der U19 stehen drei Torhüter unter Vertrag, sie können bei Bedarf das Training komplettieren.

Abwehr: Ein gestandener Innenverteidiger hat oberste Priorität

Priorität hat beim VfL derzeit die Verpflichtung eines gestandenen Innenverteidigers, nachdem Maxim Leitsch zum FSV Mainz 05 wechselte. „In der Abwehr“, sagt Reis, „werden wir sicherlich noch etwas tun.“ Zumal niemand weiß, ob bis zum Transferende am 1. September, 18 Uhr, Armel Bella Kotchap noch beim VfL am Ball ist. Rund zehn Millionen Euro sind aufgerufen für den wechselwilligen Verteidiger. Der für den robusten 20-Jährigen wohl besonders interessante englische Markt nimmt jetzt erst Fahrt auf. Bisher liegt kein Angebot vor.

Reis spricht offen mit Lampropoulos über seine Einsatzchancen

Mit Bella Kotchap, Erhan Masovic und Vasileios Lampropoulos hat der VfL drei Innenverteidiger unter Vertrag. Reis freut sich über die Verlängerung des Vertrages von Lampropoulos. „Auf Vasi ist immer Verlass“, sagt Reis. „Er kann sich wie jeder in der Vorbereitung empfehlen. Ich habe ihm aber auch ehrlich gesagt, dass es so laufen kann wie in der vergangenen Saison. Vasi fühlt sich in Bochum wohl, die Ehrlichkeit tut ihm gut. Ich freue mich, dass er weiter bei uns ist.“ In der vergangenen Rückrunde kam Lampropoulos nach 13 Hinrunden-Einsätzen nicht mehr zum Zug.

Kein Kandidat ist übrigens Koni de Winter (20) von Juventus Turin (U23), wie manche Medien spekuliert hatten.

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Stafylidis ist auch wegen seiner Flexibilität ein Wunschkandidat

Einen Rechtsverteidiger, der mehr Druck auf Stammkraft Cristian Gamboa ausübt als es der verabschiedete Herbert Bockhorn in der Vorsaison geschafft hat, will der VfL noch verpflichten. Ebenso wie einen Linksverteidiger als Konkurrent für Leistungsträger Danilo Soares – im Idealfall Konstantinos Stafylidis, der links und rechts verteidigen sowie als Sechser spielen kann. Moritz Römling strebt eine Leihe (SC Verl) an.

Konstantinos Stafylidis ist ein Wunschkandidat des VfL Bochum.
Konstantinos Stafylidis ist ein Wunschkandidat des VfL Bochum. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Stafylidis ist nach Lampropoulos der einzige Spieler der vergangenen Saison, der nach abgelaufenen Vertrag noch bleiben könnte beim VfL. Denkbar, aber unwahrscheinlich ist noch eine Weiterverpflichtung von Stürmer Jürgen Locadia. Milos Pantovic wechselte zu Union Berlin, Saulo Decarli zu Eintracht Braunschweig. Die sechs weiteren am Saisonende verabschiedeten Spieler wie etwa Danny Blum und Herbert Bockhorn spielen in den sportlichen Planungen keine Rolle mehr bzw. sind zu teuer (Rexhbecaj).

Stafylidis ist nicht abgeneigt, hat nach seiner Leihe aber noch einen Vertrag bei der TSG Hoffenheim bis Sommer 2023. Heißt: Entweder er verlängert bei der TSG seinen Kontrakt und wird dann erneut an den VfL ausgeliehen, oder Bochum müsste eine Ablösesumme zahlen. Je nachdem, wie viel Geld noch in die Kasse kommt, wäre eine überschaubare Summe darstellbar.

Mittelfeld zentral: Stöger und Goralski kommen, Kunde ist ein Kandidat

Mit Stafylidis, Robert Tesche, Eduard Löwen, Elvis Rexhbecaj und Milos Pantovic haben fünf Spieler den Klub verlassen. Am Wechsel von Pantovic (25), den der VfL gerne gehalten hätte, sieht Reis übrigens auch einen positiven Nebeneffekt. „Milos hat sich in der vergangenen Saison toll entwickelt. Sein Wechsel zeigt, dass Spieler des VfL Bochum auch für einen Europa-League-Klub wie Union Berlin interessant sind. Das ist eine Auszeichnung für den VfL und kann uns dabei helfen, neue gute Spieler von Bochum zu überzeugen.“

Kevin Stöger, hier im April 2018 gegen Kaiserslautern, kehrt nach vier Jahren zum VfL Bochum zurück.
Kevin Stöger, hier im April 2018 gegen Kaiserslautern, kehrt nach vier Jahren zum VfL Bochum zurück. © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Weiter zum Stamm zählen Anthony Losilla und Patrick Osterhage. Neu gekommen ist Kevin Stöger. „Wichtig ist, dass wir uns im Mittelfeldzentrum bereits verstärken konnten“, sagt Reis. „Kevin bringt viel Erfahrung mit, er kennt den Verein und weiß, was wir von ihm erwarten. Er kann gute Standards schlagen und als Zehner oder offensiver Achter mit seiner Torgefahr und seinem starken linken Fuß eine Rolle einnehmen, die uns weiterbringt. Zudem hebt er das Trainingsniveau an, erhöht den Konkurrenzkampf.“

Zudem wird Jacek Goralski (29), ein aggressiver Sechser, den VfL verstärken. Der polnische Nationalspieler vom kasachischen Klub Quairat Almaty erhält einen Zweijahres-Vertrag, mit dem Vollzug ist bald zu rechnen. Ein weiterer Ein Kandidat ist wie berichtet der Ex-Mainzer und kamerunische Nationalspieler Pierre Kunde Malong von Olympiakos Piräus.

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Offensive Flügel: Drei erstklassige Spieler - einer könnte noch folgen

Hier ist Bochum auch nach den Abgängen von Pantovic und Danny Blum mit schnellen Außen gut besetzt. Ein Spieler könnte noch hinzukommen. Bochum plant fest mit Takuma Asano, Gerrit Holtmann, Christopher Antwi-Adjei, zudem kann Simon Zoller auch außen angreifen. Tarsis Bonga darf den Klub verlassen, Luis Hartwig soll ausgeliehen werden.

Angriff: Hofmann und Zoller spielen die erste Rolle - Polter-Zukunft ungewiss

Der wuchtige Philipp Hofmann (29) kommt vom Karlsruher SC, er ist ein Wunschspieler. Simon Zoller will durchstarten, er ist nach dem Kreuzbandriss ein gefühlter Neuzugang. Offen ist, wo die Zukunft von Sebastian Polter liegt. Stand jetzt wird der Torjäger, seit Wochen Thema bei Eintracht Frankfurt, zum Trainingsauftakt in Bochum erwartet.

Philipp Hofmann kommt vom Zweitligisten Karlsruher SC zum VfL. Den umgekehrten Weg könnte Silvere Ganvoula gehen.
Philipp Hofmann kommt vom Zweitligisten Karlsruher SC zum VfL. Den umgekehrten Weg könnte Silvere Ganvoula gehen. © dpa | Uli Deck

Sollte Polter gehen, könnte der VfL noch nachlegen, Priorität hat ein dritter Stoßstürmer aber nicht. Ideal wäre eine Verpflichtung eines Stürmers, der zentral wie außen einsetzbar ist, ähnlich wie Zoller. Silvere Ganvoula soll den Klub verlassen. Der KSC hat Interesse angemeldet.