Bochum. Geschäftsführer Kaenzig vom VfL Bochum nennt das Urteil zum Becherwurf-Spiel „fair“. Es bedeute auch Verantwortung. Leverkusen-Spiel ist Vorbild.
Der VfL Bochum ist nach dem abgebrochenen Becherwurf-Skandalspiel gegen Borussia Mönchengladbach am 18. März zunächst mit einer Gelben Karte davongekommen, aus der aber noch eine Rote Karte werden kann. Das DFB-Sportgericht hat im Einzelrichterverfahren den Verein mit einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 Euro belegt. Einen Teil-Ausschluss von Fans hat er zur Bewährung ausgesetzt, die bis Juni 2023, also für den Rest dieser und für die komplette kommende Saison gilt.
Wie der Verein mitteilt, urteilte das Gericht, „dass das nächste Bundesliga-Heimspiel unter teilweisem Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden“ müsse. „Diese Strafe ist allerdings bis zum 30. Juni 2023 zur Bewährung ausgesetzt. Hiervon betroffen wäre die gesamte Südtribüne, also die Blöcke A bis D. Ein Widerruf der Bewährung erfolgt dann, wenn es innerhalb der Bewährungszeit erneut zu erheblichen unsportlichen und strafbewehrten Vorfällen gemäß der DFB-Rechts- und Verfahrensordnung sowie der DFB-Satzung kommt“, so der Klub.
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Bei Becherwürfen oder Abfackeln von Pyrotechnik droht Teil-Ausschluss
Erhebliche unsportliche, strafbewehrte Vorfälle können zum Beispiel sein: Becherwürfe, das Abfackeln von Pyrotechnik eigener Fans, Platzstürme, Gewalt, homophobe oder rassistische Äußerungen oder Aktionen. Sollte es dazu kommen, würde die Folgepartie womöglich vor leeren Blöcken A bis D stattfinden müssen.
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Zudem erhielt der Verein die Auflage, ein hochauflösendes Videoüberwachungssystem im Vonovia Ruhrstadion bis Ende des Jahres 2022 sowie ein Pfandbecher-Mehrwegsystem bis zum Beginn der kommenden Spielzeit einzuführen. Zwei Maßnahmen, die ohnehin bereits auf den Weg gebracht sind.
Nächste Saison: Um zwei Euro Pfand pro Becher und modernes Überwachungssystem
Das Pfandsystem ist schon länger geplant, eigentlich allerdings aus ökologischen Gründen. Wie hoch das Pfand für den Becher sein wird, ist noch offen. Nach WAZ-Informationen ist von etwa zwei Euro auszugehen.
Bereits gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Sonntag, beim ersten Heimspiel nach der abgebrochenen Partie, kamen neue und mehr Kameras zum Einsatz. Das komplette moderne Videoüberwachungssystem will der VfL bereits zu Beginn der neuen Saison installiert haben, sofern es keine Lieferengpässe gibt. Kostenpunkt nach WAZ-Informationen: mindestens 150.000 Euro.
Ilja Kaenzig vom VfL Bochum: „Das ist ein faires, ausgewogenes Urteil“
Unterm Strich zeigte sich Ilja Kaenzig, der Sprecher der Geschäftsführung des VfL, zufrieden mit dem Urteil. „Der Einsatz aller Beteiligten im Nachgang und bei der Aufarbeitung des Vorfalls wurde in dem Urteil berücksichtigt und zu unseren Gunsten bewertet“, sagte Kaenzig auf Anfrage dieser Redaktion.
„Mit der Bewährung wurde aber auch allen eine große Verantwortung auferlegt, dem sich alle bewusst sein müssen. Daher ist es ein faires, ausgewogenes Urteil. Wir sind dankbar dafür, dass wir keine Fans ausschließen müssen, dass wir diesen Vertrauensvorschuss erhalten haben, dem wir alle Rechnung tragen wollen und müssen“, erklärte Kaenzig.
Partie gegen Leverkusen ist der Maßstab
Die jüngste Partie gegen Leverkusen, dem ersten Heimspiel nach der abgebrochenen Partie, vor 25.000 Fans nimmt der Geschäftsführer als Messlatte: „Das faire und vorbildliche Verhalten unserer Fans beim Spiel gegen Bayer Leverkusen muss der Maßstab sein.“
Zur Erinnerung: Bei der Freitagabend-Begegnung des 27. Spieltags vor knapp einem Monat, am 18. März, hatte ein Bochumer Zuschauer einen vollen Bierbecher Richtung Spielfeld geworfen und damit Linienrichter Christian Gittelmann getroffen und verletzt. Die Partie wurde daraufhin in der 68. Minute beim Stand von 2:0 für Mönchengladbach abgebrochen. Das DFB-Sportgericht hatte die Partie in einem weiteren Verfahren bereits mit 2:0 für Gladbach gewertet.
Gegen einen 38-jährigen Tatverdächtigen hat die Bochumer Staatsanwaltschaft Blitz-Anklage wegen Körperverletzung erhoben. Der VfL hatte bei der Ermittlung des Verdächtigen die Polizei unterstützt. „Das Verfahren läuft noch, weshalb der VfL Bochum 1848 hierzu keine weiteren Stellungnahmen abgeben wird“, teilte der Klub mit.
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15.000 Euro Geldstrafe für Becherwürfe in drei weiteren Partien
In drei weiteren Fällen ist der VfL ebenfalls im Einzelrichterverfahren zu Geldstrafen in Höhe von zusammen 15.000 Euro verurteilt worden – alle aufgrund von Becherwürfen. Dabei handelt es sich um das Derby gegen Borussia Dortmund im Dezember 2021 (2000 Euro), das Spiel gegen Union Berlin im Dezember 2021 (10.000 Euro) und das Pokalspiel gegen den SC Freiburg im März 2022 (3000 Euro).
Der VfL Bochum hat allen vier Urteilen zugestimmt.