Bochum. Der VfL Bochum erwartet einen Gewinn, sagt Vereinschef Villis. Er äußert sich zum Bierbecher-Skandal, die Maßnahmen, Fans und Vertragsgespräche.

Mit einem Sieg gegen Bayer Leverkusen kann der VfL Bochum beim Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) den Klassenerhalt wohl so gut wie perfekt machen. 25.000 Fans werden erwartet – und auch bei Hans-Peter Villis, dem Vorstandsvorsitzenden des Vereins, hat die Freude auf ein Bundesliga-Heimspiel im wohl ausverkauften Vonovia Ruhrstadion den Frust des Spielabbruchs beim letzten Heimspiel in der Gefühlsskala überholt.

Gegen Borussia Mönchengladbach hatte vor drei Wochen ein gefüllter Bierbecher Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann getroffen und verletzt. Die Partie wurde abgebrochen, später mit 2:0 für Mönchengladbach gewertet. Das Urteil in einem zweiten Verfahren vor dem DFB-Sportgericht, in dem es um Strafen für den Verein wie etwa eine Geldstrafe geht, steht noch aus.

Villis zum Becherwurf-Skandal beim VfL Bochum: Der ganz große Frust hat sich gelegt

„Die Wut war groß an dem Abend, das habe ich gleich im Stadion ja auch deutlich kommuniziert“, blickt Hans-Peter Villis im Gespräch mit dieser Redaktion auf den Freitag, 18. März, zurück. „Wir haben in unseren Gremien viel diskutiert und den Fall aufgearbeitet und werden ihn weiter aufarbeiten. Wir haben erste Maßnahmen beschlossen wie eine stark verbesserte Videoüberwachung, damit Täterinnen oder Täter besser überführt werden können“, so Villis. „Mittlerweile hat sich der ganz große Frust aber gelegt, wir wollen gemeinsam nach vorne blicken. Die Mannschaft hat zum Glück bereits eine sportliche Antwort gegeben mit dem wichtigen 2:1-Sieg in Hoffenheim. Wir freuen uns, dass sich die Mannschaft von dem Vorfall nicht hat beeinflussen lassen.“

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Jeder, der einen Becher werfe, müsse zukünftig mit harten Konsequenzen rechnen, erklärte Villis. „Dafür haben wir technisch nun noch bessere Möglichkeiten, Tatverdächtige sofort dingfest zu machen“, so der Vereinschef. Auch der Ordnungsdienst sei angehalten, konsequent durchzugreifen. Wie berichtet, sieht der Klub aber von „Kollektiv-Strafen“ wie etwa einem intern auch diskutierten Becherverbot auf den Tribünen ab.

Im Fall des Becherwurfs vom Mönchengladbach-Spiel läuft ein strafrechtliches Verfahren gegen einen Tatverdächtigen. Sollte er überführt werden, drohen ihm die vereinsrechtlich größtmöglichen Sanktionen: Stadionverbot, Dauerkarten-Entzug, Vereinsausschluss, sofern er Mitglied und/oder Dauerkarteninhaber ist, stehen im Raum.

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VfL Bochums Vereinschef Villis setzt weiter auf die Vernunft der Fans

Grundsätzlich aber setzt Villis weiterhin vor allem auf die Vernunft, auf das Miteinander, das den VfL auszeichne. „Die überwältigende Mehrheit unserer Fans ist vernünftig“, sagt er. Und sie hätten in Heim- wie Auswärtsspielen in dieser „sportlich starken Bundesliga-Saison“ für einen „fantastischen Support“ gesorgt.

Entsprechend positiv sei auch nach dem Becherwurf-Skandal die Wahrnehmung des VfL, die er von Partnern, Sponsoren, Fans und anderen Vereinen erfahre, sagt Villis, der auch zuletzt in Hoffenheim vor Ort war und viel Lob erfuhr von TSG-Offiziellen. „Bei uns kommt insgesamt ganz klar ein positives Feedback an für unsere Saison“, sagt der VfL-Präsident. „Es wird anerkannt, dass unsere Mannschaft einen tollen Fußball spielt, und der Verein wird als Einheit wahrgenommen.“

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Die langjährigen Sponsoren, betont Villis, hätten auch in schwierigen Zeiten immer zum VfL gestanden, „sie haben für uns Priorität.“ Durch Aufstieg und Erfolge in der Bundesliga wie dem 4:2-Triumph gegen die Bayern klopften zudem auch neue potenzielle Partner an. Aktuell aber ginge es nicht um (neue) Verträge, sondern nur um den Klassenerhalt. „Der Liga-Erhalt hat jetzt absolute Priorität. Ich bin sehr optimistisch, dass wir ihn schaffen. Wir können und wollen schon gegen Leverkusen einen weiteren ganz großen Schritt machen.“

VfL Bochum erwartet in dieser Saison einen kleinen Gewinn

Auch mit Hilfe der Fans, „die wir auch brauchen“, sagt Villis. Insgesamt 25.000 Anhängerinnen und Anhänger können am Sonntag dabei sein. Durch die im Vergleich zur Ursprungskalkulation günstigere Entwicklung bei der Zuschauerzulassung hat sich auch die finanzielle Prognose wieder verbessert. Das im Herbst noch angepeilte Plus von rund 4,5 Millionen Euro ist nach den neuerlichen Coronabeschränkungen im Winter samt eines Geisterspiels und nur 750 Fans gegen Köln zwar nicht mehr erreichbar, aber „nach derzeitigem Stand werden wir kein negatives Ergebnis für dieses Geschäftsjahr erzielen“, sagt Villis. Wie hoch das Plus ausfalle, sei noch offen.

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Sollte der Klassenerhalt gelingen, „gehen wir davon aus, dass wir den Lizenzspieleretat etwas erhöhen können“, blickt Villis vorsichtig voraus. Transfererlöse sind dabei nicht eingeplant. In diesem Fall aber, so hatte es Geschäftsführer Ilja Kaenzig jüngst im WAZ-Interview gesagt, könnte man einen Teil wohl auch in Ablösesummen und in den Kader investieren. Ansonsten gebe es für Ablösesummen weiterhin keinen Handlungsspielraum.

Lizenzspieler-Etat der kommenden Saison soll erhöht werden beim VfL Bochum

In dieser Saison liegt der Lizenzspieleretat bei rund 24 Millionen Euro. Der Etat für 2022/23 hängt, neben der Ligazugehörigkeit, auch noch von etlichen weiteren Konstellationen ab. Etwa von Transfererlösen und vom TV-Geld. Ein Kandidat, der zehn Millionen Euro einbringen könnte, ist wie berichtet Armel Bella Kotchap. Steigen Schalke und Bremen auf, würde der VfL als Bundesligist im TV-Geld-Ranking auf Rang 18 fallen. Steigen zwei andere Klubs auf, würde der VfL Platz 16 belegen – Differenz: sechs Millionen Euro.

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Keinen konkreten neuen Stand gibt es bei den Vertragsverhandlungen mit den Geschäftsführern Ilja Kaenzig (bis Sommer 2023) und Sebastian Schindzielorz (Ende 2022). Priorität hatte zuletzt die zeitintensive Aufarbeitung des Becherwurf-Skandals auf allen Ebenen. Villis ist aber weiterhin sehr optimistisch: „Wir sind in äußerst positiven Gesprächen, können aber noch keinen finalen Vollzug melden“, so der Vereinschef. Wie berichtet, ist man nach WAZ-Informationen mit Ilja Kaenzig schon fast am Ziel, bei Sebastian Schindzielorz müssen noch ein paar mehr Vertragsinhalte abschließend geklärt werden.

Villis peilt die Wiederwahl als Vereinspräsident an

Villis selbst peilt bei der nächsten Mitgliederversammlung eine weitere Amtszeit im Präsidium an – seit 2012 ist er der ehrenamtliche Vereinschef. „Ich habe vor, erneut zu kandidieren“, sagt er. „Das werden wir aber mit der Findungskommission noch diskutieren“, sagt Villis. Auch das: nach der Saison. Nach dem Klassenerhalt.