Bochum. Er ist unumstrittener Leistungsträger, er ist glücklich in Bochum: Linksverteidiger Danilo Soares kann sich noch viele Jahre beim VfL vorstellen.
Danilo Soares macht auch im Regen nach dem Training einen ganz anderen Eindruck als eben noch auf dem Platz. Als bei seinen nun schon 154 Pflichtspielen, die er für den VfL Bochum bestritten hat. Da packt er, wenn auch auf eine besonders feine brasilianische Art, mal die Grätsche aus. Da lässt er den Gegenspieler immer spüren: bis hierhin und nicht weiter. Fokussiert, engagiert, ein Vollblutfußballer mit gebotener Zweikampfhärte, kluger Zweikampfführung und obendrein viel Finesse. Ein Glücksfall auch für den VfL Bochum.
An diesem Dienstagmittag ist Danilo Soares ganz entspannt, und das Wort „glücklich“ fällt im kurzen Gespräch mit dieser Redaktion sehr oft. Glücklich ist er in Bochum. Fußballerisch beim VfL. Privat mit seiner Familie und Freunden. Mit seiner Ehefrau Tarciana, seinen Kindern Yasmin und Theo.
Familie Soares fühlt sich in Bochum pudelwohl
Yasmin wurde in dieser Woche drei Jahre alt. Seit Mitte Januar ist sie die große Schwester von Theo. „Sie ist stolz“, sagt der Papa, wohl nicht minder stolz. „Meine Kinder sind in Bochum geboren. Wir, die ganze Familie fühlen uns hier sehr wohl“, sagt der 30-Jährige.
Entspannt allerdings ist er dann doch noch nicht ganz, wenn er auf die Tabelle angesprochen wird. Natürlich: „Wir spielen eine gute Saison“, sagt Soares. So weit, so gut, so zufrieden. „Aber wir müssen noch zwei Spiele gewinnen, dann wird die Lage ruhiger.“ Er meint: Dann ist der Klassenerhalt perfekt. Vielleicht reicht auch schon ein Sieg. „Das denken ja einige. Aber ich rechne mit zwei Siegen, das ist mir lieber“, sagt Soares.
Drei Spiele ohne Danilo Soares - drei Niederlagen
Der Linksverteidiger hat großen Anteil am Erfolg des Aufsteigers, am jüngsten Auswärtssieg bei der TSG Hoffenheim (2:1), an 35 Punkten nach 28 Spieltagen. 25 Mal hat Soares von Beginn an gespielt, nur zwei Mal wurde er ausgewechselt – und nur drei Mal fehlte er ganz. Im Januar in Mainz wegen der Geburt von Theo. Im März wegen einer Coronainfektion, die bei ihm milde verlaufen sei, wie er erzählt. Die Partie in Frankfurt musste er von zuhause aus beobachten, beim abgebrochenen und später mit 0:2 gewerteten Spiel gegen Mönchengladbach saß er nach gerade erst auskurierter Coronainfektion auf der Bank.
Alle drei Spiele ohne Danilo Soares hat der VfL Bochum verloren. Mit 0:1, 1:2, 0:2.
Der VfL hat natürlich auch Spiele mit Danilo Soares verloren. Beim FC Bayern etwa, mit 0:7. Trainer Thomas Reis forderte nach der Schmach nicht nur, aber auch von seinem Linksverteidiger, technisch einer der Stärksten des Teams und künstlerisch besonders wertvoll in vielen Situationen, mehr Konzentration auf das Wichtigste für das Ziel Liga-Erhalt: auf Defensivarbeit ohne Schnörkel, ohne zu großes Risiko.
Danilo Soares hat sein Spiel an die Bundesliga angepasst
Beinschüsse etwa oder die Finte Elastico, eine Spezialität des Brasilianers, sieht man von dem nur 1,70 Meter großen Routinier immer noch – aber nicht mehr so oft, und nicht im riskanten Bereich. Soares hat Reis zugehört, seine Meinung „akzeptiert“ und umgesetzt. „Das ist kein Problem für mich, es geht um den Erfolg der Mannschaft.“
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Ohnehin hat Soares sein Spiel noch einmal angepasst an die Bundesliga: Er leitet viele Angriffe weiterhin ein, zeigt sich spielstark, marschiert auch gerne mit – aber er ist nicht mehr so wild offensiv wie im Aufstiegsjahr, als der VfL ja meist den Gegner dominierte. „Ich habe viele schnelle, gute Spieler vor mir. Da muss ich nicht immer so sehr mit nach vorne rennen, um auch Kraft zu sparen, die mir sonst hinten fehlen könnte. Ich konzentriere mich noch mehr auf meine Defensivarbeit.“ Gegen Zweitliga-Spieler reichten einem Soares vielleicht auch mal 80 Prozent, um den Zweikampf zu gewinnen. Gegen Bundesliga-Größen benötigt er 100 Prozent.
Drittbester Zweikämpfer der Bundesliga kommt aus Bochum
Und ist überragend erfolgreich damit. Mit 340 gewonnenen Zweikämpfen ist Danilo Soares die Nummer drei in der Bundesliga hinter Freiburgs Lucas Höler (386) und Stuttgarts Wataru Endo (377). Auch bei den Ballkontakten, was für einen spielstarken Außenverteidiger allerdings nicht ungewöhnlich ist, liegt Soares vereinsintern mit Abstand an Position eins (1782).
Werte, die für sich sprechen, die auch Soares freuen. „Ich höre davon, das ist gut für den Kopf“, sagt er, um gleich das Wesentliche zu betonen: „Es ist aber nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft funktionieren und erfolgreich sind.“ Dass die defensive Stabilität passt – auch dank seiner Mitspieler, vorne, zentral, hinten. Mit Maxim Leitsch, dem linken Innenverteidiger, verstehe er sich bestens auf dem Platz, sagt Soares. „Wir kommunizieren viel, helfen uns.“
Vertragsverlängerung 2020 hatte Signalwirkung
Seit 2017 ist Soares in Bochum, im Sommer 2020 lief sein Vertrag aus, es gab andere Angebote – doch Soares verlängerte beim VfL zur Überraschung vieler um gleich vier Jahre bis 2024. Eine Unterschrift mit Signalwirkung: Bochum hat richtig was vor!
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Soares kündigte als lange Zeit einziger VfL-Profi schon früh in der Saison öffentlich einmal an, den Aufstieg als Ziel zu haben. Heute lächelt Soares sichtlich zufrieden. „Ich denke, ich habe alles richtig gemacht. Wir sind aufgestiegen und haben jetzt gute Chancen, die Klasse zu halten.“ Und, das ist ihm natürlich wichtig, auch wenn er es nicht so direkt sagt: Er war und ist Stammkraft, im Aufstiegsjahr, in dieser Saison, in den Jahren zuvor auch, als viele Trainer kamen und gingen, der Abstiegskampf oft prägend war. „Ich habe hier schon einiges erlebt“, sagt Soares.
Soares lobt seinen Konkurrenten Stafylidis: brutal guter Spieler
Der Familienmensch ist Führungsspieler, wegen seiner Leistungen, wegen seiner Mentalität, auch in der Kabine. Ein Beispiel? Konstantinos Stafylidis ist in dieser Saison sein Haupt-Konkurrent links hinten. „Leider kann auf dieser Position ja nur einer von uns spielen“, sagt Soares. „Stafy ist ein brutal guter Spieler, ein super Typ. Ich bin schon länger hier und habe da vielleicht einen Vorteil. Aber er hat das gleiche Niveau wie ich“, sagt Soares – und freut sich, dass der aus Hoffenheim ausgeliehene Grieche ja auch „sehr flexibel“ sei; dass er mitunter auf anderen Positionen - hinten rechts, als Sechser - seine Leistungen zeigen darf.
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Zwei Siege also, maximal, fehlen noch zum großen Ziel. „Es war immer mein Traum, in der Bundesliga zu spielen“, sagt Soares. Ein Traum, der nicht enden soll im Mai. Mit dem FC Ingolstadt bestritt er nach seinem Wechsel aus der zweiten österreichischen Liga 2013 letztlich nur eine Erstliga-Partie, gegen Bayer Leverkusen, den nächsten VfL-Gegner. Bei Hoffenheim bekam er keine Chance, ehe er zum VfL wechselte im Sommer 2017.
Verlängerung in Bochum denkbar - Sieg gegen Leverkusen das nächste Ziel
Zwei weitere Jahre gilt sein Vertrag also noch, aktuell ist eine Verlängerung daher noch kein Thema, zwei Jahre sind eine lange Zeit. Aber Soares, den mit einigen Spielern wie Anthony Losilla oder Cristian Gamboa mehr verbindet als nur das gemeinsame Training, könnte sich durchaus vorstellen, den Vertrag beim VfL noch einmal zu verlängern. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Das ist gut möglich, wenn der Verein das dann auch will“, sagt Soares. Aktuell aber zählt nur der Liga-Erhalt. Der nächste Gegner.
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Es steht jetzt das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen an, nach dem unglücklichen 0:1 im Hinspiel hat Bochum ja noch eine Rechnung offen. Soares sagt: „Wir spielen zuhause. Mit unseren Fans im Rücken sind wir noch etwas offensiver und können gewinnen. Wir wollen auch Leverkusen schlagen.“