Bochum. Sebastian Schindzielorz ist als Geschäftsführer Sport beim VfL Bochum der Kaderplaner. Er bewies vor der Saison Weitsicht, wie sich nun zeigte.

Gefühlt sind die Hälfte aller Fußball-Bundesligisten auf der gleichen Suche. Sie wollen für möglichst wenig Geld Talente finden und verpflichten. Die sollen sich dann möglichst rasch entwickeln, damit die Vereine sie gewinnbringend wieder weiterverkaufen können. Auch beim VfL Bochum versuchen Sebastian Schindzielorz, der Geschäftsführer Sport, in Zusammenarbeit mit den Scouts und Trainer Thomas Reis solche Spieler zu holen. Gerne leiht der VfL auch Spieler aus. Und da hatte Schindzielorz bereits vor eine Idee, die jetzt zum Sieg bei der TSG Hoffenheim beitrug.

Drei Leihspieler hat der VfL derzeit unter Vertrag: Elvis Rexhbecaj, Eduard Löwen und Konstantinos Stafylidis. Alle haben bereits überzeugt, am meisten und häufigsten hat Rexhbecaj gespielt. Er ist Stammspieler im Mittelfeld neben Anthony Losilla.

Löwen wurde zweimal von Corona ausgebremst, steht mal in der Startformation, mal steht er im Kader, kommt aber nicht zum Einsatz. So wie nun gegen die TSG Hoffenheim. Da machte mit Stafylidis der dritte Leihspieler erneut auf sich aufmerksam.

Schindzielorz sucht immer variabel einsetzbare Spieler

Dass Reis ihn in die Startformation stellte überraschte dabei nicht. Stafylidis ist gelernter Linksverteidiger und hat in dieser Spielzeit bereits mehrfach in der Startformation als Außenverteidiger überzeugt. Reis aber stellte ihn im defensiven Mittelfeld auf. Er hatte dafür eine einfache Erklärung und dazu einen Hinweis auf Sebastian Schindzielorz.

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„Ich schaue mir das Training an, wie die Spieler auftreten, wie sie vielleicht auch auf für sie ungewohnten Positionen agieren“, sagte Reis. „So kommt zustande, dass Konstantinos Stafylidis gegen Hoffenheim im defensiven Mittelfeld aufläuft. Jeder Trainer hat seine Ideen.“

Stafylidis bringe eine gute Aggressivität mit. „Und genau die wollten wir haben. Er musste spielen. Dass er gegen Hoffenheim besonders motiviert sein könnte, weil er von da ausgeliehen ist, war natürlich auch ein Faktor. Wir haben ihn ja ausgeliehen, weil wir schon vor der Saison die Phantasie hatten, dass er uns auf mehreren Positionen helfen könnte. Das haben wir schon bei Beginn der Leihe mit Sebastian Schindzielorz besprochen, der ja versucht Spieler zu uns zu holen, die variabel einsetzbar sind.“

Masovic profitiert von Bella Kotchaps Sperre

Das gleiche gilt auch für Erhan Masovic. Der junge Serbe ist gelernter defensiver Mittelfeldspieler. Zum zwischenzeitlichen Stammspieler aber wurde er erst, als Reis bei der Besetzung der Innenverteidigung handeln musste, weil Maxim Leitsch ausfiel. Gegen Hoffenheim fehlte Armel Bella Kotchap aufgrund seiner fünften Gelben Karte.

Stafylidis und Masovic trugen mit dazu bei, dass der VfL eins seiner besten Auswärtsspiele zeigte. „Auswärts haben wir in dieser Saison ja oft Probleme gehabt“, sagte Reis. „Dafür war unsere Leistung gegen Hoffenheim wirklich gut.“

Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg war die taktische Vorgabe. Reis versucht dabei immer die Mannschaft mitzunehmen. Die Spieler müssen sie ja auch auf dem Platz umsetzen, mit Leben füllen. Gegen Hoffenheim hatte Reis die Idee einer Manndeckung über das ganze Feld.

Manndeckung über den ganzen Platz als Schlüssel zum Erfolg

„Das war für uns gegen diese spielstarke Hoffenheimer Mannschaft die einzige Chance zum Erfolg. Sie haben viele Positionswechsel dabei, aber wir haben es dennoch gut verteidigt. Für dieses Spiel und diesen Gegner war das das richtige Mittel. Vor dem Spiel hieß es, dass wir eine sehr einfache Struktur hätten. Aber wir müssen halt versuchen, dagegen zu halten, zu kämpfen und zu fighten. Das hat die Mannschaft gemacht. Dafür mussten alle Spieler viel investieren. Wichtig war, dass die Mannschaft an dieses taktische Mittel geglaubt hat und es auf dem Platz umgesetzt hat.“

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Dazu kam, dass die Bochumer bei den beiden Toren davon profitierte, dass der Gegner nicht richtig hinging, beziehungsweise dass es einen individuellen Fehler gab. So ließ Kevin Akpoguma vor dem 1:0 Takuma Asano unbedrängt nach innen ziehen.

Fast sah es so aus, als würde er ihm einen erfolgreichen Abschluss nicht zutrauen. Was allerdings bei der bisherigen Trefferquote von Asano nicht verwunderlich war.

Milos Pantovic verpasst das 2:0

Vor dem 2:1 machte dann Florian Grillitsch den Fehler. Auch hier sah es so aus, als würde der Hoffenheimer Verteidiger denken, er könne Asano mit halber Kraft und spielerisch stoppen.

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Ganz wichtig war zudem, dass die Bochumer nicht wie gegen Frankfurt das 2:0 verpassten und dann in rascher Folge zwei Gegentore bekamen. „Diesmal haben wir uns auch nicht komplett dadurch aus der Ruhe bringen lassen, dass wir das 2:0 nicht machen“, sagte Reis.

Milos Pantovic hatte nach Pass von Sebastian Polter kurz vor dem Seitenwechsel die Chance zum zweiten Tor. Frei vor TSG-Torwart Oliver Baumann aber schob er den Ball am Tor vorbei. Kurz nach dem Seitenwechsel glich Hoffenheim dann aus. „Nach dem 1:1 war es Gold wert“, sagte Reis, „dass wir uns schnell wieder befreit haben.“